Wenn wir davon erfahren, ist es längst zu spät

28.11.21
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Ein Kommentar von Georg Korfmacher, München

An sich hat uns das Corona-Virus schon vorgeführt, dass uns unser Verstand nur unzulänglich in die Lage versetzt, vorausschauend oder unverzüglich auf neue Großereignisse zu reagieren. Jetzt kommt die neue Variante Omikron daher und führt uns wieder an der Nase herum. Während die Neuigkeit über alle TV-Kanäle verbreitet wird, ist Omikron längst bei uns. Bei den derzeit bei uns wütenden Tests hätte man an sich vermuten können, dass auch neue Varianten sofort entdeckt werden. Das erinnert peinlich an den März 2020. Noch bevor die Warnungen aus China zu Corona bei uns endlich ernst genommen wurden, war das Virus bereits bei uns und wütete grausam im Raum Bergamo. Es hat dann glücklicherweise nur 10 Monate gedauert, bis dass uns ein ebenso bescheidenes wie Bescheid wissendes türkisches Arztehepaar einen neuartigen mRNA-Impfstoff präsentierte, der sich bislang hervorragend bewährt hat.

Eher überrascht als gut vorbereitet mussten wir uns dann mit der Delta-Variante herumschlagen, weil unsere Regierung in Bund und Land sich nicht auf konsistente Gegenmaßnahmen einigen konnten. Wahlkampf war wichtiger. Und jetzt Omikron!Gefährlicher und ansteckender als je zuvor. Zur Abwehr reicht es nicht, nur Deutsche aus Südafrika ausfliegen zu lassen. Omikron kennt längst andere Wirte und Wege aller Art und überall hin, insbesonder in Länder mit vielen Menschen. Wenn heute Omikrion in HongKong, Israel, Belgien, Holland, England und Deutschland gemeldet wird, muss man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Virus bereits seit längerem bei uns fröhliche Ansteckungsorgien feiert und dabei weitgehnd unentdeckt geblieben ist. Alles auf Südafrika abschieben gilt nicht. Wir wissen ja nicht einmal, ob es nur aus Südafrika zu uns gekommen ist.

Sicher ist nur, dass unser Land wieder einmal denkbar schlecht vorbereitet ist. Während nämlich dringendst notwendige Maßnahmen gefordert werden, um die aktuelle Virenlage in den Griff zu bekommen, parken Politiker in der Warteschleife, um vorrangig parteipolitische Zeremonien abzufeiern, und überbürokratisierte Behörden in Verbindung mit willkürlichen Ministerentscheidungen schaffen es nicht, genügend Impfstoffe für impfwillige Menschen bereitzustellen. Und jetzt auch noch die dünne und hilflos Ankündigung des neuen Bundeskanzlerkandidaten, dass er ein Expertengremium organisieren wolle, um die Regierung zu beraten. Das fordern Ärzte und Wissenschaftler seit langem, ohne bei der Politik das dringend notwendige Gehör zu finden.

Und was soll die rotzige Bemerkung eines Politikers in dieser Pandämielage, dass wir ja schließlich in einem Rechtsstaat und nicht in China leben. Mit solchen nichtsnutzigen Wortarabesken kommen wir nicht weiter und Lügen uns in die eigene Tasche. Sie sollen nur die eigene Unfähigkeit vertuschen. Die deutsche Medizin hat in der Welt an sich einen guten Ruf. Warum packen wir nicht endlich diese lebensbedrohliche Pandemie mit Mut und Demut an? Wenn wir warten, bis auch der Letzte endlich verstanden hat oder sich aus Angst doch impfen lässt, ist es für eine akute Notlage längst zu spät.







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