Trotz aller Hindernisse wird die Ocean Viking in Kürze wieder in See stechen

13.11.22
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Von SOS Mediterranée

Nach einer noch nie dagewesenen Blockade vor den Toren Europas konnte die Ocean Viking heute Morgen 230 Überlebende, darunter über 55 Minderjährige, im Hafen von Toulon, Frankreich, an Land bringen. Das Rettungsschiff wird nun darauf vorbereitet, in Kürze wieder in See zu stechen. SOS MEDITERRANEE appelliert an die europäische Solidarität und eine sofortige Rückkehr zur strikten Anwendung des Seerechts im Mittelmeer.

Einige der 234 Überlebenden warteten 21 Tage an Bord der Ocean Viking - einem von SOS MEDITERRANEE gecharterten und in Partnerschaft mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) betriebenen Rettungsschiff. Diese Wartezeit ist die längste Blockade, die SOS MEDITERRANEE je erlebt hat. Jede zusätzliche Stunde, jeder Tag, der auf See verbracht wird, beeinträchtigt die physische und psychische Gesundheit der Überlebenden, die ohnehin schon oft misshandelt wurden und traumatisiert sind, und gefährdet ihre Sicherheit sowie die der Besatzung.?? 
 
Mindestens 20.182 Frauen, Kinder und Männer haben seit 2014 im zentralen Mittelmeer ihr Leben verloren. Seit Jahresbeginn wurden bereits 1.269 Todesfälle dokumentiert, wobei eine hohe Dunkelziffer nicht berücksichtigt ist. Seit die europäischen Staaten Ende 2014 alle Rettungskapazitäten eingestellt haben, ist dieser Meeresabschnitt die tödlichste Fluchtroute der Welt. Wie in der Vergangenheit zu beobachten war, führen Versuche, zivile Rettungsschiffe zu blockieren, nicht zu weniger Menschen, die die Überfahrt riskieren, sondern einzig zu mehr Toten.
 
"Wir planen, in Kürze wieder auszulaufen, innerhalb weniger Wochen. Nichts wird uns von der Notwendigkeit der Seenotrettung abbringen. Es ist unmenschlich und gegen bestehendes Seerecht, diesen Meeresraum ohne die notwendigen Ressourcen für die Seenotrettung zu lassen“, so Carl Drexler, Direktor von SOS MEDITERRANEE Deutschland heute. „Besonders beunruhigt sind wir wegen des diplomatischen Clash zwischen Frankreich und Italien, der den mühsam errungenen Solidaritäts- und Verteilmechanismus innerhalb der EU gefährdet.“
 
Deswegen appellieren wir an die Solidarität der europäischen Gesellschaft. Das Seerecht im zentralen Mittelmeer muss wieder geachtet und angewendet werden. Die europäischen Staaten dürfen Hilferufe nicht weiter ignorieren oder, schlimmer noch, die, die ihnen zu helfen versuchen, behindern. Alle EU Staaten sollten sich mit den Küstenländern solidarisch zeigen, indem sie einen vorhersehbaren und effizienten Ausschiffungsmechanismus einführen und ein europäisches Such- und Rettungsprogramm einrichten. Die Küstenländer, die am nächsten an unseren Einsätzen liegen, müssen ihrerseits das internationale Seerecht einhalten und den Geretteten erlauben, so schnell wie möglich an einem sicheren Ort von Bord zu gehen. Eine drei Wochen dauernde Blockade zulasten der Geretteten darf sich nicht wiederholen.







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