Von Harry Waibel
„Die Ermordeten sollen noch um das einzige betrogen werden, was unsere OhnÂmacht ihnen schenÂken kann, das Gedächtnis.“[1]
Um diesen möglichen Betrug zu verhindern, habe ich mich auch speziell mit den von Rechten getöÂteten Menschen befasst, die weder in offiziellen noch in inoffizielle Aufstellungen erscheiÂnen. Am Beispiel der Fälle im Land Thüringen lässt sich die gegenwärtige Situation des GeÂdenkens gut ableÂsen, wo seit 1990 zwölf politisch motivierte Morde von Rechten und zwei unaufgeklärte stattgefunÂden haben. Die staatlichen Stellen anerkennen jedoch nur eine Tötung als politisch motivierte Tat eines Rechten an. Die Beratungsstelle für Betroffene rechter, rasÂsisÂtischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen (ezra), hat sieben weitere Tötungen ermittelt und fordert deshalb wissenschaftliche Überprüfungen.[2]
Im Bundesland Berlin ist die offizielle Anerkennung in einer grotesken Schieflage, da für die Zeit von 1990 bis 2018 staatliche Stellen nur neun von Rechten getötete Menschen anerkennen. Nach meinen Recherchen gab es in Berlin jedoch in diesem o. g. Zeitraum 28 Tötungen durch Rechte und eine Tötung ist nicht aufgeklärt.
Die Tageszeitungen Frankfurter Rundschau und Der Tagespiegel veröffentlichten am 14. SepÂtemÂber 2000 eine ChroÂnik mit 93 Todesopfern, die aus rassistischen Motiven heraus geschahen. Die Schröder-Fischer-RegieÂrung anerkannte nur 24 Tote, die aus politischen Gründen getötet worden waÂren. Am 16. September 2010 schrieb Der TaÂgesspiegel, zusammen mit der WochenÂzeitung Die Zeit, diese Chronik fort und sie kaÂmen dabei nun auf 150 politische Todesfälle, die rechten Tätern zuzuÂschreiben sind. Für den Zeitraum von 1990 bis 2010 doÂkumentiert eine Wanderausstellung des VerÂeins Opferperspektive und der FriedÂrich-Ebert-Stiftung (FES) 156 TodesÂfälle. Die Antonio-Amadeu-Stiftung geht davon aus, dass in diesem Zeitraum 193 MenÂschen von Rechten getötet wurÂden. Das vom Bundesministerium des Innern (BMdI) geÂführte BundeskriÂminalamt (BKA) bewertete im Juni 2018 nur 83 Todesfälle durch rechte Täter.[3]
Nach meinen Recherchen sind 378 Kinder, Frauen und Männer von Oktober 1990 bis 2018 von RechÂten getöÂtet worden. Diese 378 Tötungen werden in der Weise bewertet, dass sich die poÂliÂtiÂsche Dimension aus den politischen Implikationen des Täters oder der Täter ergibt. Das KriÂteÂrium ob die Täter aus politischen, also rassistischen bzw. sozialdarwinistischen Motive heraus getötet haben, sind die Hinweise, die auf ihre politische, rechte Gesinnung zeigen. Dabei ist es unerÂheblich, ob sie einer rechten Gruppe angehören oder nicht, zumal auch unter dem Aspekt, dass die neo-nationalsozialistiÂsche Rechte durch die Direktiven des Neonazinetzwerks „Blood and Honour“ bzw. durch ihre rechtsÂterroristische Gruppe „Combat 18“, seit den Verboten mehÂrere Neonnazi-Organisationen (FAB, NF, DA, NO) in den 1990er Jahren, zu offenen und unÂtergrünÂdigen operierenden, rechtlich nichtrechtsfäÂhigen GrupÂpen aufgerufen hat. Von daher ergibt sich für mich die politische Einstellung der Täter und die Wahl ihrer Opfer als die entÂscheidenden Kriterien für die Bestimmung einer Tat als politische Tat.
Von 1989 bis 2018 wurden 291 Wohnungslose von wohnungslosen Tätern und im gleiÂchen Zeitraum 237 Wohnungslose durch nicht-wohnungslose Täter getöÂtet.[4] Dabei wird der neonaÂzistische bzw. sozialdarwinistische HinÂterÂgrund von den Sicherheitsbehörden in den meisten Fällen geleugnet, beÂsonders dann, wenn den TäÂtern keine Mitgliedschaft in einer rechtsextreÂmen OrÂganisationsstruktur nachgewiesen werden kann.
Bei meinen Recherchen wurden 83 Menschen durch Rechte getötet. Diese Opfer befanden sich am äußeren Rand der deutschen Gesellschaft, d. h. es geht hier um Wohnungs- und Arbeitslose, um BeÂhinderte und Kranke usw., die aus sozialdarwinistischen Motiven als Opfer ausgesucht wurden.
Insgesamt befinden sich unter den Getöteten 116 Ausländer (Europäer, Afrikaner, Asiaten und AmeÂrikaner) und 105 Kinder und Jugendliche (bis 25 Jahre). Unter den restlichen Getöteten sind 74 PerÂsonen mit ungeklärter Nationalität, fünf Antifaschisten/Innen, drei Roma, fünf HoÂmosexuelle, zwei Lesben und drei Juden.
Die nachfolgend aufgeführte Dokumentation mit den von mir recherÂchierten TodesÂfälÂlen, die durch Täter mit rechten Tatmotiven begangen wurden, enthält AnÂgaben mit Vor- und NachnaÂmen, Alter, Ort und Umstände des Todes und Angaben zu den Tätern, soweit sie vorliegen, die chronologisch und nach Bundesländern geordnet sind:
Baden-Württemberg
In Ludwigsburg wurde am 21. Oktober 1990 Eberhard Arnold (23 Jahre) aus Neu-Ulm, er war AnÂhänger des Basketballclubs SSV Ulm, auf dem Bahnhof von Skinheads mit einem Brandsatz vor eine S-Bahn getrieben, wo er verstarb. Drei der Täter wurden wegen „gemeinschaftlichen Totschlags“ angeklagt.[5]
In Friedrichshafen (Bodenseekreis) wurde am 16. Juni 1991 der Angolaner Agostinho Comboio (34 Jahre) vom Rassisten Mario R. (19 Jahre) verprügelt und erstochen. Das Landgericht Ravensburg verurteilte den TäÂter wegen TotÂschlags zu fünf Jahren Haft.[6]
In Kemnat-Ostfildern (Landkreis Esslingen) wurde am 8. Juli 1992 der Kosovare Sadri Berisha (56 Jahre) bei einem Überfall auf seine Unterkunft von sieben Rassisten verprügelt und mit einem BaseÂball-Schläger geÂtötet. Das Ziel der AnÂgreifer war „Polacken klatschen“, was einem Synonym entÂspricht, mit dem Osteuropäer gemeint sind. Ein Haupttäter erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe und sechs andere Skinheads wurden zu FreiheitsÂstrafen zwischen sechs Monaten auf Bewährung und neun Jahren verurteilt.[7]
In Freiburg i. Brsg. wurde am 22. Januar 1993 die Antifaschistin Kerstin Winter durch eine PaketÂbombe getötet, die ein Neonazi vor ihrer Wohnungseingangstüre abgelegt hatte.[8]
In Heppenheim (Kreis Bergstraße) wurden am 26. Mai 1993 durch einen Brand in einem FlüchtlingsÂheim drei Kinder getötet. Eine politische Dimension der Tat wurde negiert.[9]
In Stuttgart wurde am 16. März 1994 auf ein Wohnhaus in der Geißstraße durch eiÂnen Rassisten (25 Jahre) aus Esslingen ein Brandanschlag verübt, bei dem sieÂben Menschen getötet und 16 Menschen wurden verletzt. Es war eine Deutsche (24 Jahre) und ihre TochÂter (2 Jahre), eine Türkin (27 Jahre) und ihre Tochter (vier Jahre) sowie ein EheÂpaar (sie 55 und er 60 Jahre) aus Kroatien. Das siebte Opfer, eine Jugoslawin (57 Jahre), konnte nicht identiÂfiziert werden. 16 MenÂschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Täter war ein Deutscher (25 Jahre), er wurde festgeÂnommen und gab an, aus „Ausländerhass“ gehandelt zu haben. Ihm wurÂden insgeÂsamt 17 BrandÂanschläge zur Last gelegt, jeÂdoch wurde eine poÂlitische Dimension der Tat negiert, da der Täter ohne organisatorischen ZusamÂmenhang gewesen wäre.[10]
In Zell (Landkreis Lörrach) wurde am 4. Januar 1995 ein Wohnheim für AuslänÂder in Brand gesetzt und dabei starben zwei kosovar-albanische Mädchen (2 bis 4 Jahre). Die Mutter wurde mit einem Schock und mit Brandverletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Eine poliÂtische Dimension wurde neÂgiert.[11]
In Ulm wurde am 29. August 1995 ein Wohnhaus mit Brandsätzen angeÂgriffen und dabei wurÂden zwei Männer, aus dem Tschad und aus Ghana, getöÂtet.[12]
In Karlsruhe wurden am 15. Oktober 1995 in der Markgrafenstraße bei eiÂnem Brand in einem von türkischen Familien bewohnten Haus, zwei Männer und eine Frau geÂtötet.[13]
In Friedrichshafen wurde am 4. Juni 1996 bei einem Brandanschlag auf ein WohnÂheim für AuslänÂder der Kurde Bektas Heval (26 Jahre) getötet. Insgesamt wurÂden 53 Menschen verletzt. Eine politiÂsche Dimension der Tat wurde neÂgiert.[14]
In Eppingen am Bahnhof (Landkreis Heilbronn) wurde am 19. Juli 1996 der Elektriker Werner Weickum (44 Jahre) von Neonazis ausÂgeÂraubt und mit FußÂtritten getötet. Die Täter waren seit längerem als Gewalttäter beÂkannt. Das LandÂgericht Heilbronn verurteilte im Juli 1997 zwei Neonazis (23 Jahre) zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Acht weitere Neonazis (16 bis 21 Jahre) erhielten Jugendstrafen bis zu achteinhalb Jahren, wegen Mordes, Beihilfe zum Mord und wegen unterlassener HilfeleisÂtung.[15]
In Bräunlingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) wurde am 9. September 2001 der Russland-DeutÂsche Arthur Lampel (18 Jahre) von Patrick S., ein Skinhead, mit einem Bierglas anÂgegriffen. Ein Splitter drang in seine HalsÂschlagader, woraufhin er verÂbluÂtete. Das Landgericht Konstanz verurteilte am 18. September 2002 den mehrÂfach vorbestraften Patrick S. zu drei Jahren und neun Monaten FreiheitsÂentzug. Eine politische Dimension wurde negiert.[16]
In Heidenheim (Landkreis Heidenheim) wurde am 19. Dezember 2003 die RussÂland-DeutÂschen VikÂtor Filimonov (15 Jahre), Waldemar Ickert (16 Jahre) und Aleksander Schleicher (17 Jahre) vor der Diskothek K2 vom Skinhead LeonÂhard Schmidt (17 Jahre) getötet. Das Landgericht EllwanÂgen verÂurteilte im Juli 2004 den Täter wegen Todschlags zu einer Jugendstrafe von neun Jahren FreiÂheitsÂentzug. Eine poÂlitiÂsche Dimension der Tat wurde negiert.[17]
In Stuttgart wurde im Januar 2005 ein obdachloser und behinderter Mann von zwei RassisÂten (16 Jahre) mit Tritten an den Kopf zu Tode getreten. Die Täter trafen ihr Opfer in der StraßenÂbahn. An der Endhaltestelle stießen sie ihn mit eiÂnem Tritt zu Boden und traten dann abwechÂselnd mehrmals heftig gegen seinen Kopf. „So wie man Fußball spielen würde“, sagt später der Richter. Die beiden gestehen, können aber kein Motiv angeben.[18]
In Bad Buchau (Landkreis Biberach) wurde am 26. NoÂvemÂber 2005 Tim Maier (20 Jahre) von Achim M. (24 Jahre), ehemals Mitglied der NPD, mit einem MesÂser getöÂtet. 2006 wurde der Täter wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren verurteilt. Die politische DiÂmension der Tat wird negiert.[19]
In Heilbronn wurde am 25. April 2007 die Polizistin Michèle Kiesewetter (22 Jahre) von der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) getötet. Über das TatÂmotiv wird gemutÂmaßt.[20]
Ungeklärte Fälle in Baden-Württemberg
In Laichingen (Alb-Donau-Kreis) wurde am 4. Oktober 2011 der Blumenhändler Mühittin L. (44 Jahre) aus Mersingen bei Neu-Ulm mit sieben Schüssen getötet. Nach zwei JahÂren ErmittÂlungen wurde dieser Fall ungelöst zu den Akten gelegt. Eine politische Dimension der Tat wurde negiert.[21]
Bayern
In Kempten (Allgäu) wurde am 17. November 1990 ein von Türken bewohntes Haus von RasÂsisten mit Brandsätzen angegriffen und ein Bewohner starb dadurch.[22]
In München wurde am 29. September 1991 ein Rumäne von 10 NeonaÂzis überÂfallen und so brutal missÂhandelt, dass er am 10. Dezember 1991 verstarb.[23]
In Augsburg wurde am 5. Januar 1992 ein Nigerianer vor einer DiskoÂthek getöÂtet.[24]
In Coburg wurde am 20. Mai 1993 bei einem Brandanschlag auf ein WohnÂhaus ein Mensch getöÂtet und vier Menschen wurden verletzt. In dem Haus lebten zwei türkische Familien.[25]
In Amberg wurde am 7. September 1995 der homosexuelle Busfahrer Klaus-PeÂter Beer (48 Jahre) von zwei Skinheads (19 und 22 Jahre) zusammenÂgeschlagen und daÂnach in den nahe gelegen Fluss Vils geworfen, wo er ertrank. Die Täter erhielten Freiheitsstrafen von 12 und acht Jahren.[26]
In Kolbermoor (Landkreis Rosenheim) wurde am 15. August 1999 der MosambiÂkaner Carlos Fernando (35 Jahre) von Roman G. (31 Jahre), durch massive Schläge schwer verletzt und verÂstarb am 30. September 1999 in eiÂner Klinik in Bad Aibling an seinen schweren KopfverÂletÂzungen. Der Täter wurde verhaftet und sagte aus, Fernando habe ihn gereizt, weil er ein „Neger“ war. Das LandÂgeÂricht Traunstein verurteilte den Täter am 16. Mai 2000 wegen KörperverletÂzung mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren Freiheitsentzug. Das GeÂricht sah AuslänÂderfeindlichkeit nicht als zentrales Motiv an - eine politische DiÂmension der Tat wurde negiert.[27]
In Bad Reichenhall (Landkreis Bertchesgadener Land) wurde am 1. November 1999 Daniela Peyerl (18 Jahre), Karl-Heinz Lietz (54 Jahre), Ruth Zillenbiller (59 Jahre) und Horst ZilÂlenbilÂler (60 Jahre) bei einem Amoklauf von Martin Peyerl (16 Jahre) erÂschossen. Der Attentäter tötete sich am 1. NoÂvember und bei der Durchsuchung der elterlichen Wohnung wurden ein Hakenkreuz an der Wand überm Bett, WehrÂmachtssymbole und entsprechende Musik-CDs geÂfunÂden. Die StaatsanwaltÂschaft Traunstein negierte eine politische Dimension der Taten.[28]
In Nürnberg wurde am 9. September 2000 der Türke Enver Simsek (38 Jahre) von Mitgliedern der rasÂsistischen Gruppe „Nationalsozialistischer UnterÂgrund“ (NSU) angeschossen und verÂstarb zwei Tage später im Krankenhaus.[29]
In Nürnberg-Steinbühl wurde am 13. Juni 2001 der Türke Abdurrahim Özüdo?ru (49 Jahre) mit drei Kopfschüssen von der rassistischen Gruppe „NaÂtionalÂsoÂzialistiÂscher Untergrund“ (NSU) getöÂtet.[30]
In München-Ramersdorf wurde am 29. August 2001 der türkische GeÂmüsehändÂler Habil Kiliç (38 Jahre) von der Gruppe „Nationalsozialistischer UnÂterÂgrund“ mit KopfÂschüssen getötet.[31]
In Altdorf (Landkreis Nürnberger Land) wurde am 27. November 2002 der obdachlose Pole Zygmunt R. (53 Jahre) von vier Rassisten bei lebendigem Leib verbrannt und verstarb acht Tage später an den Verletzungen. Das Landgericht Nürnberg-Fürth verurteilte den HauptangeÂklagten Hermann L. zu eiÂner lebenslangen Freiheitsstrafe und seine Komplizin Jana erhielt eine Freiheitsstrafe von sieben JahÂren. Karsten Sch. erhielt wegen unterlassener Hilfeleistung ein Jahr Freiheitsstrafe. Roman (48 Jahre) wurde freigesprochen.[32]
In Nürnberg wurde am 9. Juni 2005 der Türke ?smail Ya?ar (50 Jahre) von MitÂgliedern der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) mit fünf SchüsÂsen getötet.[33]
In München-Westend wurde am 15. Juni 2005 der Grieche Theodorus Boulgarides (41 Jahre) von der Gruppe „Nationalsozialistischer UnterÂgrund“ (NSU) durch Schüsse getötet.[34]
In Plattling (Landkreis Deggendorf) wurde am 6. Mai 2006 der obdachlose Deutsch-Pole AnÂdreas PiÂetrzak (41 Jahre) von einem Rassisten (19 Jahre) geÂtötet. Er schlug mit einem HolzÂpflock auf das Opfer ein und trat gegen den Kopf des Wehrlosen. AnÂschlieÂßend beraubte er ihn, übergoss ihn mit Spiritus und verÂbrannte ihn. Das LandgeÂricht Deggendorf verÂurteilte den Täter im Mai 2007 weÂgen Raubmord zu neun Jahren FreiÂheitsstrafe. Eine rassistische Dimension der Tat wird neÂgiert.[35]
In Memmingen wurde am 26. April 2008 Peter Siebert (40 Jahre) von Alexander B. (21 Jahre), ein neonazistischer Nachbar, mit einem Bajonett getötet. Das Opfer hatte sich über laute Nazi-Musik beschwert. Das Landgericht MemÂmingen verurÂteilte im Dezember 2008 den Täter leÂdiglich wegen Totschlags zu acht Jahren und drei Monaten Freiheitsentzug. Eine politische DiÂmension der Tat wird negiert.[36]
In Kaufbeuren wurden am 17. Juli 2013 drei Spätaussiedler von mindestens sieÂben Männern (22 bis 53 Jahren) rassistisch beleidigt und physisch angegriffen. Bei den sich entwickelnden GewalttätigÂkeiten wurde Konstantin M. (34 Jahre) von einem Mann (36 Jahre) aus Thüringen niedergeschlagen und verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus. Das Landgericht Kempten verurteilte den Neonazi Falk H. zu elf Jahren Freiheitsentzug und die Einweisung in eine EntÂzugseinrichÂtung. Das Verfahren gegen den ebenfalls verdächtigten Neffen Markus V. (22 Jahre) wurde eingestellt. Die Richter konnÂten keine Rechtsradikalität bei der Tat erkennen.[37]
Bei einem Amoklauf in München am 22. Juli 2016 erschoss der neonazistische SchüÂler Ali David S. (18 Jahre) am und im Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen: Dijamant Zabergia (20 Jahre), Armela Sehashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dag (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (15 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selcuk Kilic (15 Jahre). Danach tötete sich Amokläufer selbst.[38]
Bei einer Durchsuchungsaktion am 20. Oktober 2016 in Georgensgmünd (LandÂkreis Roth) wurde der Polizist Daniel Ernst (32 Jahre) von einem neonazistiÂschen „Reichsbürger“ (49 Jahre) erschossen.[39]
Ungeklärte Fälle in Bayern
In Sengental-Reichertshofen (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz) starben am 24. Dezember 1994 durch einen Brand in einem Wohnhaus ein Türke (38 Jahre) und sein Sohn (5 Jahre). Die Ehefrau (34 Jahre) und drei weitere Kinder überlebten leicht verletzt. Die Brandursache ist nicht aufgeklärt.[40]
In Gersthofen (Landkreis Augsburg) wurden im Dezember 2016 Beate N. (49 Jahre) und Elke W. (50 Jahre), lesbisches Paar, von Waldemar N., Sohn einer Nachbarin, brutal mit mehreren MesserÂstichen niedergemetzelt. In seiner Freizeit soll sich der Täter mit Ideen der „ReichsbürÂger“ beschäftigt haÂben.[41]
Berlin
In Berlin wurde am 7. Januar 1990 der pakistanische Doktorand Mahmud Azhar (40 Jahre) wurde von einem DDR-Bürger auf dem Gelände der Freien UniversiÂtät Berlin rasÂsistisch beÂschimpft und geschlagen. Als er telefonisch Hilfe rufen wollte, schlug ihn der Angreifer mit einem Feuerlöscherrohr auf den Kopf. Am 6. März 1990 erlag er seinen Verletzungen. Das Landgericht Berlin verurteilte den SchreiÂner Thomas F. (26 Jahre) zu einer Haftstrafe von eiÂnem Jahr, die auf BewähÂrung ausgesetzt wurde. Ein rassistisches Motiv sah das Gericht nicht.[42]
In Berlin-Lichtenberg wurde am 11. DeÂzemÂber 1990 Klaus-Dieter Reichert (24 Jahre) in seiÂner WohÂnung von drei Skinheads überfallen. In Panik sprang er aus dem Fenster, fiel zehn StockÂwerke in die Tiefe und verstarb. Das LandgeÂricht Berlin verurteilte zwei Täter zu je vier Jahren Haft, der dritte Täter erhielt drei Jahre Haft.[43]
In Berlin-Neukölln wurde 1991 ein Jugoslawe durch einen Sprengsatz geÂtötet, den er vor einem vorÂwiegend von Ausländern besuchten Freizeitheim geÂfunden hatte.[44]
In Berlin-Charlottenburg wurde am 26./27. Oktober 1991 Mete Eksi (19 Jahre) von einem vorÂbeÂstrafÂten Rassisten (23 Jahre) mit einem Baseball-Schläger so schwer verletzt, dass er am 13. NovemÂber 1991nan seinen Verletzungen verstarb. Das KriminalgeÂricht negierte 1994 bei der Verhandlung eine rassistische DimenÂsion der Tat.[45]
In Berlin-Marzahn wurde am 24. April 1992 Nguyen Van Tu (29 Jahre) aus Vietnam auf offeÂner Straße vor einem Einkaufszentrum vom Neonazi Mike Lillge (21 Jahre) mit einem Messer erÂstochen. UmÂstehende Passanten sahen tatenlos zu. Der Täter gab an, dass er sich der neonazisÂtischen „DeutÂschen Volksunion“ zugeÂhörig fühlte. Das Landgericht Berlin verurteilte den Täter am 8. Oktober 1992 weÂgen Körperverletzung mit Todesfolge zu viereinhalb Jahren Haft. Das Gericht attesÂtierte dem AngeÂklagten Selbstjustiz wegen fremdenfeindlicher RessentiÂments.[46]
In Berlin-Charlottenburg wurden am 29. August 1992 der obdachlose Günter Schwannecke (58 Jahre) und ein weiterer Obdachloser von einem Anhänger des Ku-Klux-Klans mit einem BaseÂball-Schläger Aluminium zusammenÂgeschlagen und verstarb am 5. September 1992 an einem Schädelbruch. Die offizielle Statistik neÂgiert die rassistischen Motive der Täter.[47] Vom LandÂgericht Berlin wurde NorÂman Z. wegen Körperverletzung mit ToÂdesÂfolge zu sechs Jahren FreiÂheitsstrafe verurÂteilt, neÂgierte jedoch die politischen Motive des Täters.[48]
In Berlin wurde am 29. August 1992 ein Vietnamese (29 Jahre) gequält und erÂstochen.[49]
In Berlin wurde am 19. Oktober 1992 ein Peruaner (37 Jahre) von mehreÂren RasÂsisten zusamÂmenÂgeÂschlagen und erstochen.[50]
In Berlin-Friedrichshain wurde am 21. November 1992 Silvio Meier (27 Jahre) beim U-BahnÂhof SaÂmaÂriterÂstraße von Sandro S., einem Hooligan, erstoÂchen. Zwei seiner Begleiter wurden durch MesÂserstiche schwer verletzt. Die JuÂgendstrafkammer verurteilte am 2. Oktober 1993 den Täter weÂgen Totschlags zu viereinhalb Jahren Gefängnis. Sven M. (18 Jahre) und AlexanÂder B. (17 Jahre) erhielten Freiheitsstrafen von dreieinhalb Jahren bzw. acht Monate auf BeÂwähÂrung.[51]
In Berlin-Mitte wurde am 17. Dezember 1992 der Ägypter Gamal Hegab (31 Jahre) an seinem ArÂbeitsplatz in einem Imbiß erschossen. Eine politische Dimension der Tat wird negiert.[52]
In Berlin wurde am 1. Mai 1993 der Leichnam des Äthiopiers Yilma Wondwossen B. (31 Jahre) gefunÂden. Es wurde gemutmaßt er könnte sich selbst getötet haben, jedoch zeigten die ErgebÂnisse der ObÂduktion in eine andere Richtung, weil große BluterÂgüsse und andere Indizien auf äußere GeÂwaltÂanwendung schließen lassen.[53]
In Berlin-Kreuzberg wurden am 19. Juni 1993 bei einem Brandanschlag auf ein Wohnhaus in dem sich ein kurdisches Restaurant befand, eine Frau (29 Jahre) und ihr Sohn (2 Jahre) getötet. Tage zuvor wurde auf dem Gehweg am Kellereingang ein Hakenkreuz geschmiert.[54]
In Berlin-Tempelhof wurde am 20. Juni 1993 Hung Va Quang (26 Jahre) mit KopfÂschüssen auf ofÂfener Straße getötet.[55]
In Berlin-Kreuzberg wurde am 03. Februar 1994 Horst Scharlach (60 Jahre) in einer GrünÂanÂlage tot aufgefunden. Sein Leichnam wies mehrere Stichverletzungen im Brust- und KopfbeÂreich auf. Die offizielle StaÂtistik negiert die mögliche rassistische MoÂtivaÂtion der Täter.[56]
In Berlin-Weißensee wurde 1994 der „Stadtstreicher“ Wolfgang O. (46 Jahre) mit eiÂnem ZieÂgelÂstein getötet. Zwei Rassisten (15 und 16 Jahre) haben den Mord geÂstanÂden. Die offizielle Statistik negiert die rassistische Motivation der Täter.[57]
In Berlin-Reinickendorf wurde am 23. Juli 1994 die Prostituierte Beate Fischer (32 Jahre) von vier Skinheads vergewaltigt, misshandelt und anschlieÂßend erÂmorÂdet. Ihr Leichnam wurde auf dem HinÂterhof neben den Mülltonnen aufgefunÂden. Das LandÂgericht verhängte im April 1995 für einen Täter (21 Jahre) eine lebensÂlange FreiheitsÂstrafe und zwei andere Täter erhielten jeÂweils 9 und 10 Jahre FreiheitsÂstrafe.[58]
In Berlin wurde am 26. Juli 1994 der polnische Bauarbeiter Jan W. (45 Jahre) von mehÂreÂren RasÂsisten mit „Scheiß-Pollacken angegriffen, in die Spree getrieben und gewaltsam daran geÂhindert ans Ufer zurückÂzuschwimmen - er erÂtrank. Ein weiterer Pole wurde von zwei ZivilbeÂamten völlig entÂkräftet an Land geholt. Das Gericht wollte eindeutig festgestellt haben, dass hier keine politischen Motive relevant gewesen wären.[59]
In Berlin hatten am 27. August 1994 drei Rassisten (18 bis 20 Jahre) einen ObÂdachlosen (43 Jahre) mit Knüppeln und Messerstichen gequält und schließlich erÂmordet. DaÂnach hatte sie ihÂrem Opfer HaÂkenkreuze in den Rücken geritzt. Die offizielle StaÂtistik negiert die rassistische Motivation der TäÂter.[60]
In Berlin-Treptow wurde am 17. April 1997 der Anführer der rassistischen KaÂmeradschaft WitÂtenÂberg und mutmaßlicher Informant des Landesamtes für VerÂfassungsschutz (LfV) von SachÂsen-Anhalt Olaf Schmidke (26 Jahre) und Chris Danneil (31 Jahre) von zwei organisierten Neonazis aus BerÂlin, Detlef N. (33 Jahre) und Lutz Sch. (27 Jahre), erstochen. Das Landgericht Berlin verurteilte Detlef N. zu 14 Jahren und seinen Komplizen zu zweieinhalb Jahren GefängÂnis. Eine politische Dimension der Tat wurde negiert, da nur die rechtsextÂreme ZugeÂhörigkeit der Täter nicht zwangsläufig zu einer politischen KlassifizieÂrung der Tat führte.[61]
In Berlin-Schöneberg verübten Rechtsextremisten am 3. Dezember 1998 einen Brandanschlag auf ein Obdachlosenheim in Berlin-Schöneberg. Dabei starb ein Heimbewohner, fünf Männer und zwei Frauen erlitten Rauchvergiftungen.[62]
In Berlin-Lichtenberg wurde am 6. Oktober 1999 der Sozialhilfe-Empfänger Kurt Schneider (38 Jahre) vier Skinheads in seiner Wohnung zu Tode gequält. Das Landgericht Berlin verurÂteilte im April 2000 die beiden Täter (23 Jahre) zu lebenslangen Freiheitsstrafen. Ihre beiden Komplizen, 18 und 19 Jahre alt, wurÂden nach Jugendrecht zu acht bzw. achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Das GeÂricht verwies auf die rechte Gesinnung der Täter, erkannte jedoch kein rechtsÂextremes Motiv. Nach Berlins Innensenator F. Henkel handelte es sich bei der Tat nicht um ein Tötungsdelikt des PhänoÂmenbereiches „PMK-rechts“, da es sich lediglich um eine „VerdeÂckungstat“ gehandelt habe, um den zuvor begangenen Raub zu vertuÂschen. Menschen, die keine Arbeit haben und Sozialhilfe empfanÂgen, gelten bei Nazis und eben auch bei Neonazis als „asoÂzial“ und „minderwertig“. Der ideoloÂgische Kontext der Täter darf gerade bei einer tödlichen Attacke auf diese OpferÂgruppe nicht ignoriert werÂden. In ihren sozialdarwinistischen EinstelÂlungen und Taten geht es um exzessive Gewalt, auch gegen sozial schwächer gestellte MenÂschen. Kurt Schneider ist ein Todesopfer rechter Gewalt und deshalb in der offiÂziellen Statistik als Opfer politischer Gewalt genannt werden.[63]
In Berlin-Pankow wurde am 24. Mai 2000 der Sozialhilfeempfänger Dieter Eich (60 Jahre) in seiner Wohnung von vier Rassisten mit einem Messerstich ins Herz getötet. Der rasÂsistische Hintergrund der Tat wurde von der Polizei wochenlang verschwiegen. Das Landgericht Berlin verurteilte die Täter weÂgen Mordes zu Freiheitsstrafen zwischen fünf und 13 Jahren. Die offiÂzielle Statistik negierte zuerst die rasÂsistischen MoÂtive der TäÂter, da es sich hier ebenfalls um eine „Deckungstat“ geÂhandelt hätte.[64]
In Berlin wurde am 5. November 2001 der Herzkranke Ingo Binsch (36 Jahre) in einer WohÂnung von drei Neonazis getreten, geschlagen und gewürgt. Er verstarb daraufhin am 6. NovemÂber 2001 an eiÂnem Herzschlag. Die Staatsanwaltschaft Berlin kam hier zu dem Schluss, es habe sich nicht um Rechtsextremismus gehanÂdelt. Das Landgericht Berlin verurteilte die AngeklagÂten wegen KörperÂverletzung mit Todesfolge zu Gefängnis zwischen dreieinhalb und sechseinÂhalb Jahren. Eine politiÂsche DimenÂsion der Tat wurde negiert.[65]
In Berlin wurde am 6. August 2008 der Vietnamese Nguyen Tan Dung (19 Jahre) von Rassisten erstochen.[66]
In Berlin-Buckow wurde am 5. April 2012 Burak Bektas (22 Jahre) bei einem Angriff erschosÂsen. Zwei Begleiter Alex. A. und Jamal A. wurden ebenfalls anÂgeschossen, erlitten lebensgeÂfährliche VerÂletzungen und konnte medizinisch im Krankenhaus gerettet werden. Bisher konnte der Täter nicht ermittelt werden.[67]
In Berlin-Neukölln wurde am 20. September 2015 der Brite Luke Holland (31 Jahre) vor der Tür einer Bar vom Neonazi Rolf Z. (63 Jahre) mit einer SchrotÂflinte erschossen. Das LandgeÂricht Berlin verurteilte den Täter zu elf Jahren und sieben Monaten Freiheitsentzug. Eine poliÂtische Dimension der Tat wird neÂgiert.[68]
In Berlin wurde am 1. Februar 2016 der Deutsch-Afrikaner Jim Reeves (47 Jahre) in seinem Zimmer in einem Hostel von zwei Polen (23 und 30 Jahre) so schwer gequält, dass er an den Verletzungen verstarb. Die Täter wurden in Polen und Spanien festgenommen.[69]
In Berlin-Lichtenberg wurde am 17. September 2016 der wohnungslose Eugeniu Botnari (34 Jahre) in einer Edeka-Filiale vom Geschäftsführer André S. bei eiÂnem Ladendiebstahl entdeckt. André S. führte E. Botnari in einen verschlossenen Raum des Supermarktes, verprügelte den wehrlos am BoÂden Liegenden mit überÂgestreiften Quarzsandhandschuhen und stieß ihn aus der Hintertüre. Wenige Tage nach dieser Gewalt verstarb E. Botnari an einer Hirnblutung. Das Gericht verurÂteilte den Täter am 27. März 2017 wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu drei Jahren und drei Monaten FreiÂheitsentzug. Eine politische Dimension der Tat wird neÂgiert.[70]
Ungeklärte Fälle in Berlin
In Berlin-Lichtenberg wurde am 20. Juli 1994 in einem Wohnheim für Ausländer ein Mann, vermutÂlich ein Vietnamese ermordet. Die Tat ist nicht aufgeklärt.[71]
Brandenburg
In Lübbenau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz wurde am 7. OktoÂber 1990 der Pole Andrzej Fratczak (37 Jahre) von drei Rassisten vor einer Diskothek verprüÂgelt und erstochen. PoliÂzei und StaatsanwaltÂschaft konnten nicht erÂmitteln wer von den drei Angreifern der MörÂder war. Das BeÂzirksgericht CottÂbus verÂurÂteilte die drei Deutschen zu Freiheitsstrafen zwiÂschen acht Monaten und 3 dreiÂviertel Jahren. EntÂgegen allen bisher verbreiteten InforÂmationen war A. Fratczak damit erste ToÂdesopfer aus rasÂsisÂtischen Motiven.[72]
In Eberswalde im Landkreis Barnim plünderten am 24. November 1990 ca. 50 Rassisten (SkinÂheads und Heavy Metals) einen ImbissÂwaÂgen eiÂnes türkischen Händlers. Danach überfielen sie unter der Parole „NeÂger aufklatschen“ vier afriÂkaniÂsche Arbeiter aus Angola und MosamÂbik. Mit Baseball-Schlägern schlugen sie so brutal auf Amadeu Antonio Kiowa (28 Jahre) aus AnÂgola ein, dass er am 6. Dezember 1990 verstarb. Im September 1992 verurÂteilte das BeÂzirksgeÂricht FrankÂfurt/O. vier der fünf Angeklagten zu FreiheitsstraÂfen zwiÂschen dreieinhalb und vier Jahren. Ein RasÂsist wurde zu zwei Jahren FreiÂheitsÂstrafe auf Bewährung verurteilt. Beim zweiÂten Prozess im Mai 1993 wurde ein RasÂsist (22 Jahre) zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Im NoÂvember erÂhielt er HafturÂlaub, aus dem er nicht in die Jugendstrafanstalt Schwarze Pumpe zurückgeÂkehrt war. Anfang DezemÂber wurde er in Stuttgart von der Polizei festÂgenommen. Er soll am 27. November zuÂsammen mit anderen TäÂtern in Schwedt einen Raubüberfall begangen haben. Die beiÂden GerichtsverfahÂren konnÂten nicht klären, wer genau Amadeu Antonio getötet hatte.[73]
In Schwedt wurde auf einem „Spiel- und Tobeplatz“ am Abend des 16. SeptemÂber 1991 der ArbeitsÂlose Wolfgang Auch (28 Jahre) von insgesamt acht Tätern über einen Zeitraum von zwei Stunden brutal zusammengeschlagen und –getreten und verstarb am 22. September 1991 im Klinikum UckerÂmark an den ihm zugeÂfügten schweren Verletzungen. Er wurde von den NeoÂnazis als psychisch KranÂker sowie als Alkoholiker und „Assi“ wahrgenommen, verspottet, geÂdemütigt und misshandelt. Im Laufe der Tat inszeniert die Gruppe ein Verhör, bei dem er geÂschlagen wird, wenn seine Antworten nicht den politischen Ansichten der Täter entsprechen. Die rechtsextreme Gesinnung der meisten Täter ist offenkundig, teilÂweise bekennen sie sich selbst dazu. Der Tatort galt damals als ein TreffÂpunkt für rechte Jugendliche.[74]
In Hohenselchow-Groß Pinnow (Landkreis Uckermark) wurde am 1. Dezember 1991 Gerd Himmstädt (30 Jahre) von sieben Neonazis aus seiÂnem PKW gezoÂgen und mit einem BaseÂball-SchläÂger erÂschlagen und verstarb am 3. Dezember 1991 an den Folgen der Verletzungen. Das LandgeÂricht Frankfurt (Oder) verurteilte den Hauptangeklagten Sven B. wegen Totschlags zu einer FreiÂheitsÂstrafe von sieÂbeneinhalb Jahren. Die anderen Angeklagten erhielÂten FreiÂheitsÂstraÂfen lediglich zwischen sechs Monaten und einem Jahr und vier MonaÂten.[75]
In Schipkau-Meuro (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) wurde am 12. Dezember 1991 Timo Kählke (29 Jahre) von vier mit einer MaschinenÂpistole und GeÂwehren bewaffneten MitglieÂdern (20 bis 29 Jahre) der neonazistiÂschen „Werwolf-JagÂdeinheit“ Senftenberg erÂschossen. Die Täter wollten in Welzow ein Spielcasino überfallen und stoppten auf der Straße das nächste Auto in dem T. Kählke saß. Als der sich weigerte auszusteigen, wurde ihm von eiÂnem der Täter (18 Jahre) in den Kopf geÂschossen. Später wurde seine Leiche mit seiÂnem Auto in einem WaldÂstück verbrannt. Die vier Täter waren bereits im OkÂtober 1992 verhaftet worden. Man fand bei ihnen ca. 150 Handgranaten, MaschiÂnenpisÂtolen und KampfausrüsÂtungen. Das Landgericht Cottbus verurteilte einen Täter wegen Mordes zu neun Jahren Jugendstrafe. Die Mittäter erhielten FreiÂheitsstraÂfen zwischen drei und 15 Jahren.[76]
In Zehdenick-Klein-Mutz (Landkreis Oberhavel) wurde am 5. JaÂnuar 1992 Ingo Ludwig (18 Jahre) nach dem Besuch in der Diskothek „Wolfshöhe“ von etwa 15 NeÂonazis tot geÂschlaÂgen bzw. getreten. Die offizielle Statistik neÂgiert die rassistische MoÂtivation der Täter.[77]
In Schwedt (Landkreis Uckermark) wurde am 11. März 1992 Melanie Harke (13 Jahre) in eiÂnem Keller eines Wohnhauses von vier Neonazis überfallen, gequält und brutal getötet. Das Bezirksgericht Frankfurt/O. verurteilte die vier Täter im Dezember 1992 des gemeinschaftliÂchen Mordes schuldig. René St. Erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe, die anderen Täter erÂhielten Freiheitsstrafen bis zu acht Jahren und sechs Monaten. In und an der Wohnung von René St. Fand die Polizei neonazistische Schmierereien.[78]
In Werder (Landkreis Potsdam-Mittelmark) wurde am 25. April 1992 PeÂter Konrad (31 Jahre) auf dem Baumblütenfest von einem Mitglied der neonazistischen Gruppe „WannÂseeÂfront“ totÂgeschlaÂgen.[79]
In Neuruppin im Rosengarten (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) am 1. Juli 1992, wurde der obÂdachlose Emil Wendland (50 Jahre) von drei SkinÂheads geschlagen und anschließend erstoÂchen. Die NeonaÂzis hatten sich zum „Penner klatschen“ verabredet und fanden folgerichtig ihr Opfer. Im Oktober 1993 verurteilte das Landgericht Potsdam den Haupttäter Marko H. (20 Jahre) weÂgen Totschlags zu sieben Jahren Jugendstrafe. H. hätte in E. Wendtland einen „MenÂschen zweiÂter Klasse“ gesehen – diese Sichtweise ist ein Hauptinhalt nicht nur der Nazi-, sonÂdern auch der neonazistischen IdeoloÂgie. Bis 1945 konnÂten Menschen, die die Nazis als nicht „lebensÂwert“ klassifizierten hatten, durch das System der EuthaÂnasie ermordet werden.[80]
In Frankfurt/O. wurde am 23. Oktober 1992 ein Mann aus Nigeria von Mike Danowski erstoÂchen. Der Täter wurde desÂwegen zu sieben Jahre JuÂgendhaft verÂurteilt.[81]
In Lehnin am Kölpinsee (Landkreis Potsdam-Mittelmark) wurde am 7. NovemÂber 1992 der obdachÂlose Rolf Schulze (52 Jahre) von zwei Skinheads (17 und 18 Jahre) erÂmorÂdet, in dem sie auf ihn einschlugen und ihn mehrÂmals in den KölÂpinÂsee tauchÂten. Die LeiÂche übergosÂsen sie mit BenÂzin und zündeten sie an. Das BeÂzirksgeÂricht Potsdam die Täter zu Freiheitsstrafen von sieben Jahren und neun Jahren wegen gemeinÂschaftlichen Mordes. Vor Gericht hatten sich die AngeklagÂten zu den neonazisÂtischen Organisationen „Nationale Offensive“ und „NationaÂlistiÂsche Front“ bekannt.[82]
In Jänschwalde (Landkreis Spree-Neiße) wurde am 6. Dezember 1992 ein Brandanschlag auf ein Haus einer kroatischen Familie verübt. Ein Mann verstarb an den Folgen des Anschlages. Nach den kriminaltechniÂschen Untersuchungen wurde ein KabelÂbrand angegeben. Eine poÂliÂtiÂsche Dimension der Tat wird negiert.[83]
In Oranienburg (Landkreis Oberhavel) wurde am 18. Dezember 1992 der BaumaÂschinist Hans-JoÂchen LomÂmatzsch (51 Jahre) von zwei SkinÂheads angegriffen und mit Fußtritten und FaustÂschlägen getötet. Im Oktober 1993 verurteilte das Bezirksgericht Potsdam Jens Sch. (26 Jahre) wegen TotÂschlags zu acht Jahren Haft.[84]
In Bad Belzig (Landkreis Potsdam-Mittelmark) wurde am 8. Mai 1993 der in MaÂrokko geboÂrene Belaid Baylal (42 Jahre) von zwei Rassisten in einer Gaststätte angegriffen und er musste wegen seiner Verletzungen im DünnÂdarmbereich in ein Krankenhaus eingeliefert werÂden. Er überÂlebte, hatte jedoch als Folge des ÜberÂfalls immer wieÂder DarmÂverÂschlüsse, die opeÂrativ entfernt werden mussten. Er verstarb am 4. NoÂvember 2000 infolge der SpätfolÂgen. Im März 1994 verurteilte das Amtsgericht BrandenÂburg/Havel einen Täter zu einer fünfmonatigen BeÂwähÂrungsstrafe und eiÂnen weiÂteren Täter zu einer Geldbuße von 300 DM. Seit 2004 erinnert ein GeÂdenkstein in Belzig an seiÂnen Tod.[85]
In Königs Wusterhausen-Waldeck (Landkreis Dahme-Spreewald) wurde am 26. Mai 1993 der deutsch-ägyptische SchauspieÂler Jeff Dominiak (25 Jahre) von Daniel K. (17 Jahre) mit eiÂnem geÂstohlen Auto überÂfahren und getötet. Das KreisÂgericht Königs WusterhauÂsen verÂurteilte DaÂniel K. im November 1993 wegen fahrläsÂsiger TöÂtung zu einer JugendÂstrafe von zwei Jahren und neun MonaÂten.[86]
In Fürstenwalde (Landkreis Oder-Spree) wurde am 5. Juni 1993 der obdachlose Horst HenÂnersÂdorf (37 Jahre) von zwei Skinheads zu Tode gequält. Mehrere Zeugen beoÂbachÂteten den Mord, griffen aber nicht ein. Das Landgericht FrankÂfurt/O. verÂurteilte die Täter wegen KörperverletÂzung mit ToÂdesfolge zu acht bzw. fünf JahÂren FreiheitsentÂzug.[87]
Nahe Strausberg (Landkreis Märkisch-Oderland) wurde am 28. Juli 1993 der erÂwerbslose Hans-Georg JaÂkobÂson (35 Jahre) von drei Skinheads in einer S-Bahn geschlagen, geÂtreten und anÂschlieÂßend aus der fahÂrenden S-Bahn geworfen und dabei getötet. Das Landgericht FrankÂfurt/O. verurteilte im Januar 1994 den vorÂbestraften Rene B. zu acht Jahren Jugendhaft und die beiden anderen Täter Henry G. und Thomas D. jeweils zu sechs Jahren Jugendstrafe.[88]
In Werneuchen bei Bernau (Landkreis Barnim) wurde am 19. September 1993 Horst T. (51 Jahre) von fünf Neonazis zuÂsammengeschlagen, in Brand gesetzt und in den OÂder-HaÂvel-Kanal geworfen.[89]
In Velten (Landkreis Oberhavel) wurde am 6. August 1994 Gunter Marx (42 Jahre) von vier zum Teil einschlägig vorbestraften Tätern erschlagen. Das LandÂgeÂricht NeurupÂpin verurteilte die vier Täter zu Freiheitsstrafen von 10 Jahren, zu sechs Jahren, zu vier Jahren und sechs MoÂnaten und zu zweiÂeinhalb Jahren. Das Landgericht Neuruppin erÂkannte keine ausländerfeindliÂche GeÂsinnung bei den Tätern.[90]
In Hennigsdorf wurde am 23. Februar 1995 Guido Zeidler (20 Jahre) nachts von mindestens fünf rechtsextremen Jugendlichen erschlagen, zuvor werden ihm beide Kniescheiben zerschlaÂgen. Der Vater eines Kindes. der nachts alleine unterwegs gewesen war, wurde nach InformaÂtionen von AntiÂfaschistinnen u.a. von dem Schüler Gordon Mathees und dem Lehrling Maik Kumotat getötet. MaÂthees wurde nach der Tat auf Kaution freigelassen. Auch Kumotat kam frei. weil er angeblich in Notwehr gehandelt hätte. Beide sind in Hennigsdorf als rechte SchläÂger bekannt. Ein Freund des Opfers wurde nach der Tat ebenfalls von Neonazis bedroht.[91]
In Brandenburg an der Havel wurde am 15. Februar 1996 der Punk Sven Beuter (23 Jahre) von einem Skinhead (21 Jahre) überfallen und mit Schlägen und Tritten gegen den Kopf so verletzt, dass er am 20. Februar 1996 im Krankenhaus verstarb. Der Täter wurde vom Landgericht PotsÂdam zu siebenÂeinhalb Jahren FreiheitsÂstrafe verurteilt. Die Staatsanwaltschaft negierte eine poÂlitische MotivaÂtion.[92]
In Eisenhüttenstadt (Landkreis Oder-Spree) wurde am 1. August 1996 Andreas Götz (34 Jahre) von sechs Neonazis überfallen, geschlagen und auf den Kopf getreten. Er starb an den Folgen seiner VerÂletzunÂgen. Das Landgericht FrankÂfurt/O. verurteilte im April 1998 Rico B. zu sieÂbeneinhalb Jahren Jugendhaft. Seine Komplizen erÂhielten JuÂgendstrafen zwischen drei und vier Jahren FreiheitsÂentÂzug.[93]
In Bad Belzig-Fredersdorf (Landkreis Potsdam-Mittelmark) wurde am 31. Januar 1997 der ViÂetnaÂmese Phan Van Toau (42 Jahre) von eiÂnem Neonazi (30 Jahre) so schwer verÂletzt, dass er am 30. April 1997 an den Folgen des AnÂgriffs verstarb. Er wurde vom LandÂgericht Frankfurt/O. zu neuneinÂhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Sein Komplize (37 Jahre) erhielt eine Geldbuße und eine FreiÂheitsstrafe von eiÂnem Jahr auf Bewährung. Das Gericht negierte eine rassistische Dimension: keine Ausländerfeindlichkeit.[94]
In Caputh bei Potsdam (Landkreis Potsdam-Mittelmark) wurde am 13. Februar 1997 der ItaliÂener Antonio Melis (37 Jahre) von zwei Neonazis (18 und 25 Jahre) überfallen, missÂhandelt und in der Havel ertränkt. Erst einen Monat nach der Tat wurde der LeichÂnam gefunden. Das Landgericht PotsÂdam konnte kein fremÂdenÂfeindliches Motiv erkennen und verurteilte den NeÂonazi Andreas M. (25 Jahre) zu 13 Jahren und seinen Komplizen Holger H. (18 Jahre) zu einer Jugendstrafe von acht Jahren FreiheitsentÂzug. Eine politische Dimension der Tat wird neÂgiert.[95]
In Königs Wusterhausen (Landkreis Dahme-Spreewald) wurde am 8. Mai 1997 der arbeitslose AuÂgusÂtin Blotzki (59 Jahre) von Neonazis überfallen. Das Opfer wurde innerÂhalb kurÂzer Zeit zweimal in seiner WohÂnung überfalÂlen, verprüÂgelt und als „Bulgarensau“ und „AusÂländerÂschwein“ beÂschimpft. Das Landgericht Potsdam verurÂteilte drei Täter wegen Mordes zu achtÂeinhalb und 14 Jahren FreiÂheitsentzug. WeÂgen Körperverletzung mit Todesfolge wurden zwei Täter zu vier bzw. sechseinÂhalb Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Das Gericht erkannte bei den Tätern Hass, MenschenverachÂtung und diffuse Ausländerfeindlichkeit.[96]
In Angermünde (Landkreis Uckermark) wurde am 23. September 1997 der obÂdachlose Erich Fisk (39 Jahre) mit schweren Kopfverletzungen aufgefunden. Er verstarb am 30. August 1998 im KranÂkenÂhaus, ohne dass er das Bewusstsein wieÂdererlangt hatte. Die Ermittlungen nach dem Täter wurden erfolglos beendet.[97]
In Cottbus wurden am 23. September 1997 Mathias Scheydt (39 Jahre) und am 27. September 1997 Georg Jürgen Uhl (46 Jahre) vom selÂben SkinÂhead Reinhold K. (19 Jahre) geÂtötet. Das Landgericht Cottbus sah bei der VerÂurteilung von ReinÂhold K. keinen rechtsradikalen HinterÂgrund, obwohl ihn der Verfassungsschutz als Rechtsextremisten einstufte. Er wurde am 24. März 1998 wegen zweifaÂchen Mordes zu einer Jugendstrafe von acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt.[98]
In Bestensee-Pätz (Landkreis Dahme-Spreewald) wurde im Februar 1999 ein Wohnheim von vier Neonazis mit Brandsätzen angegriffen. Dabei starben zwei Menschen.[99]
In Guben (Landkreis Spree-Neisse) wurde am 13. Februar 1999 der Algerier FaÂrid Guendoul (28 Jahre) (alias Omar Ben Noui) von Rassisten durch den Ort gehetzt und vor den AuÂgen der Polizei in den Tod getrieÂben. Das Landgericht Cottbus verurteilte Nach einem 17-monatigen Prozess verurteilt das Landgericht Cottbus am 13. November 2000 elf Täter zu Jugendstrafen bis zu drei Jahren, wegen fahrÂlässiger Tötung von F. Guendoul und gefährlicher KörperverletÂzung von KhaÂled B. schuldig geÂsprochen. Drei Täter erhielten Haftstrafen von zwei Jahren, sechs wurden zu Bewährungsstrafen verÂurteilt und zwei weitere AnÂgeklagte leÂdiglich verwarnt. Gegen das Urteil reichten Nebenkläger und einige Angeklagten Revision ein und am 9. Oktober 2002 änderte der Bundesgerichtshof die Schuldsprüche der Hauptangeklagten auf versuchte Körperverletzung mit ToÂdesÂfolge. Der Haupttäter Alexander B. erhielt eine Jugendstrafe von zwei Jahren FreiÂheitsentzug. Das Gericht stellte klar, alle Beteiligten hatten aktiv an der VerÂfolÂgung teilgenommen und trügen das gleiche Maß an VerantworÂtung. Das StrafÂmaß wurde nicht geändert.[100]
In Eberswalde (Landkreis Barnim) wurde am 31. Mai 2000 der Punk Falko Lüdtke (22 Jahre) von eiÂnem Neonazi vor ein Auto gestoßen, überfahren und dadurch getötet. Das Landgericht Frankfurt/O. verurteilte im Dezember 2000 Mike B. weÂgen KörperÂverletzung mit Todesfolge zu viereinhalb Jahren FreiheitsÂstrafe.[101]
In Wittenberge (Landkreis Prignitz) wurde am 9. August 2001 der behinderte und alÂkoholÂkranke Klaus-Dieter Harms (61 Jahre) von den zwei Rassisten Christian Ko. und Nico Mi. in seiÂner WohÂnung getötet. Bei der GerichtsÂverhandlung erklärÂten die beiden Täter in sozialdarÂwinistischer Manier, sie hätten das Opfer weÂgen seiner BehindeÂrung und seines Alkoholismus als „minÂderwertig“ betrachÂtet. Das Landgericht Neuruppin verurteilte im März 2002 die beiden Täter zu JugendstraÂfen wegen verÂsuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher KörperverÂletzung und wegen Mordes zu FreiÂheitsÂstrafen von 9 Jahren und 6 Monaten. Eine politiÂsche Dimension der Tat wurde negiert.[102]
In Dahlewitz (Landkreis Teltow-Fläming) wurde am 9. August 2001 Dieter Manzke (61 Jahre) von fünf Rassisten (17 bis 22 Jahre) in sozialdarwinistischer Manier geÂquält und getötet. Die Täter wollten „Ordnung schafÂfen“. Das LandgeÂricht PotsÂdam verurteilte im April 2002 vier der fünf Angeklagten wegen Mordes zu Haft- und Jugendstrafen zwischen sieben und dreizehn Jahren. Ein fünfter AnÂgeÂklagter (17 Jahre) wurde wegen Totschlag zu fünf Jahren Haft verurÂteilt. Eine rechte poÂlitische DiÂmension der Tat wurde negiert.[103]
In Wittstock (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) wurde am 4. Mai 2002 der Russland-Deutsche KaÂjrat BaÂtesov (24 Jahre) von fünf Rassisten in einer Diskothek anÂgegriffen und so schwer verletzt, dass er am 23. Mai 2002 im Krankenhaus verÂstarb. Das Landgericht Neuruppin verurÂteilte den HauptÂtäter zu zehn Jahren Haft und die vier Mitangeklagten erhielten Freiheitsstrafen zwischen sieben JahÂren und einem Jahr auf Bewährung. Eine politische DiÂmension der Tat wurde negiert.[104]
Bei Lindendorf-Neu Mahlisch, (Landkreis Märkisch-Oderland) wurde am 1. Juni 2002 der DachdeÂcker Ronald Masch (29 Jahre) von vier NeoÂnazis überfallen. Sie verÂprügelten ihn und einer der Täter stach mit einem Messer ca. 40-mal in den Leib des Opfers. Sechs Wochen später wurde die Leiche bei der Rapsernte entÂdeckt. Eine politische Dimension der Tat wurde neÂgiert.[105]
In Oberuckersee-Potzlow (Landkreis Uckermark) wurde am 12. Juli 2002 MariÂnus Schöberl (17 Jahre) in seiner Wohnung von drei Rassisten (17 und 23 Jahre) getötet. Die Täter verÂlangt, dass er sich als „Jude“ bezeichnen sollte. Der LeichÂnam des Opfers wurde in einer Jauchegrube verÂsenkt, wo sie im November 2002 von Kindern entÂdeckt worden war. Im Oktober 2003 verÂurteilte das LandgeÂricht Neuruppin den Haupttäter zu einer Jugendstrafe von achteinhalb Jahren FreiheitsÂentzug. Sein erwachsener Bruder wurde wegen versuchten MorÂdes zu einer HaftÂstrafe von 15 Jahren verurteilt. Der Bundesgerichtshof revidierte im Dezember 2004 das Urteil. Der nach dem ersten Urteil entlasÂsene Täter erhielt eine JugendÂstrafe von drei Jahren Haft. Der Haupttäter wurde bereits nach sechs Jahren Haft entlassen und die restlichen Jahre wurden zur Bewährung ausgesetzt. Die politiÂsche DiÂmension der Tat wurde anerkannt.[106]
In Frankfurt/Oder wurde am 29. März 2003 der ehemalige Punk EnÂrico SchreiÂber (25 Jahre) in einer Wohnung von drei einschlägig vorbestraften Rassisten (20, 21 und 26 Jahre) getötet. Das LandÂgericht Frankfurt/O. verurteilte im DeÂzember 2003 Marco S. (26 Jahre) zu einer FreiheitsÂstrafe von 12 Jahren, seinen Bruder Daniel (21 Jahre) zu einer Jugendstrafe von sieben Jahren Haft und SteÂphan B. (20 Jahre) erhielt acht Jahre Freiheitsentzug. Eine politische DimenÂsion der Tat wurde negiert.[107]TSP
In Cottbus wurde am 10. Juli 2006 der obdachlose Jürgen G. (51 Jahre) von Steffen G. (19 Jahre) über Stunden gequält und totgetreten. Das Landgericht Cottbus verurteilte den Täter zu einer FreiÂheitstrafe von neun Jahren Jugendhaft wegen Mordes aus niederen Beweggründen.[108]
In Frankfurt/Oder-Neuberesinchen wurde Anfang September 2006 der obÂdachÂlose Hans-Jürgen Sch. (56 Jahre) von zwei Rassisten (16 und 17 Jahre) getöÂtet.[109]
In Frankfurt/O. wurde am 6. Oktober 2007 der obdachlose Holger Urbaniak (49 Jahre) von zwei Jugendlichen (15 und 16 Jahre) geschlagen, gequält und ertränkt. Das Landgericht Frankfurt/O. verÂurteilte die Täter wegen Mordes, schwerem Raub und gefährlicher Körperverletzung zu jeÂweils acht Jahren Freiheitsstrafe.[110]
In Templin (Landkreis Uckermark) wurde am 22. Juli 2008 der arbeitslose und alkoholÂkranke TischÂler und dreifaÂche Vater Bernd Köhler (55 Jahre) in seiner Werkstatt in sozialdarwinistiÂscher Manier durch FußÂtritte an den Kopf von den beiden NeÂonazis Sven P. (18 Jahre) und Christian W. (21 Jahre), verletzt, anÂgeÂzündet und getötet. Die einschlägig vorbestraften Täter kamen in UntersuÂchungsÂhaft. Im Mai 2009 verurteilte das Landgericht Neuruppin Sven P. weÂgen Mordes zu einer JuÂgendstrafe von zehn Jahren Freiheitsentzug. Christian W. wurde wegen Beihilfe zum Mord zu neun Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Die Täter hatten in soziÂaldarwinistischer Manier ihr Opfer als „asozial“ beÂwertet. Nachdem der BunÂdesgerichtshof das Strafmaß beanstandet hatte, reduzierte im Juli 2010 das LandÂgericht die Haftstrafe für Sven P. auf neun Jahre. Die Bundesrichter waÂren der Ansicht, dass der Tatbeitrag von Christian W. zu gering bewertet worden wäre. Eine poÂlitische Dimension der Tat wird negiert. Der BürgermeisÂter von Templin gab zu ProtoÂkoll, dass „er nichts wisse von Rechten in seiner Stadt“ und er beÂzeichnete die Tat als das Werk von „DurchÂgeknallten“.[111]
Ungeklärte Fälle in Brandenburg
In Königs Wusterhausen (Landkreis Dahme-Spreewald) wurden im November 1992 Mario S. (16 Jahre) und Mario H. (16 Jahre), zwei AntiÂfaÂschisten, neben der S-Bahngleise der Strecke Wildau – Königs Wusterhausen tot geÂfunden. DrohÂbriefe von NeonaÂzis waren den Morden voÂrausgegangen.[112]
An der Bahnstrecke zwischen Fürstenwalde und Erkner bei Hangelsberg (LandÂkreis Oder-Spree) wurde am 22. Februar 1993 die Leiche von Mabiala Mavinga (30 Jahre) aus Zaire geÂfunden. Ob der Tote aus dem Zug gestürzt wurde oder durch einen Unfall, ist ungeklärt.[113]
In Kyritz (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) wurde am 15. Juni 1994 ein Rumäne (19 Jahre) von einem Polizisten durch Kopfschuss getötet. Der BeÂamte sprach von einem Unfall. Im rumäniÂschen Konsulat war man von einem Mord ausgeganÂgen und verurteilte die mangelnde KoopeÂration deutscher BehörÂden.[114]
In Cottbus wurde am 15. April 2017 die Studentin Shaden M. (22 Jahre) aus Ägypten von einem Pkw überfahren und starb drei Tage später an den Folgen der Verletzungen. Danach soll es gegen eine Gruppe Ägypter, zu denen Shaden M. gehörte, rassistische Pöbeleien gegeben haÂben. Es gibt Zeugen die aussagten, dass der Fahrer des Pkw vor dem Aufprall das Tempo beÂschleunigt hat.[115]
Bremen
Am 7. März 1996 wurde Reinhard Wojciechowski (47 Jahre) von den beiden Neonazis Till-Hauke Heldt und Tim Schüler mit zwei Kopfschüssen getötet. Sein Leichnam fand sich auf einem ParkÂplatz.[116]
Ungeklärter Fall
In Bremen-Habenhausen wurde am 28. Dezember 1990 ein Übersiedlerheim mit 250 Aus- und ÜberÂsiedlern aus der ex-DDR, aus Polen und der Sowjetunion von drei ostdeutschen ÜbersiedÂlern mit einer Silvesterrakete in Brand gesteckt. Vier Erwachsene und vier Kinder verÂbrannten in den FlamÂmen bzw. erstickten im Rauch. Ein Täter (37 Jahre) wurde wegen fahrlässiger Brandstiftung mit ToÂdesÂfolge in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung von der Großen StrafÂkamÂmer V des Landgerichts Bremen zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren GeÂfängÂnis verurÂteilt.[117]
Hamburg
In Hamburg-Bahrenfeld wurde am 27. Juni 2001 der Türke Süleyman Ta?köprü (31 Jahre) von der rassistischen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) mit drei Kopfschüssen getötet.[118]
Ungeklärter Fall in Hamburg
Am 11. Februar 1994 wurde in Hamburg in der Nähe des S-Bahnhofs Neugraben ein ObdachÂloser ermordet. Offenbar war er zusammengetreten worden, sein SchäÂdel war zertrümmert.[119]
Hessen
In Lampertheim (Landkreis Bergstraße) wurde am 31. Januar 1992 bei einem Brandanschlag auf ein Wohnheim für Ausländer eine dreiköpfige Familie aus Sri Lanka getötet. Wegen fahrÂlässiÂger BrandÂstiftung waren drei Skinheads verÂhaftet worÂden. 1994 verurteilte sie das LandgeÂricht Darmstadt weÂgen besonders schweÂrer Brandstiftung zu viereinhalb bis fünfeinhalb Jahren Gefängnis und neÂgierte einen politischen bzw. rassistischen Hintergrund der Tat. Die offizielle StaÂtistik negiert die rassistiÂsche MoÂtivation der TäÂter.[120]
In Frankfurt am Main wurde am 23. Februar 1992 die Shoa-Überlebende Blanka Zmigrod (68 Jahre) von einem schwedischen Neonazi erschossen.[121]
In Wetzlar (Lahn-Dill-Kreis) wurde am 7. Januar 1993 ein ObdachloÂser von eiÂnem Rassisten zu Tode getreten.[123]
In Babenhausen (Landkreis Darmstadt-Dieburg) wurde am 1. Januar 1994 ein Türke (24 Jahre) von einem Deutschen (30 Jahre) mit zwei Pistolenschüssen getötet.[124]
In Darmstadt wurde am 18. Februar 1994 der Unternehmer Ali Bayram (50 Jahre) von seinem neoÂnazistischen Nachbarn erschossen. Seine Tochter wurde verletzt. Der Täter gab an, die BayÂrams wäÂren zu laut gewesen.[125]
In Rotenburg/Fulda (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) wurde am 6. NoÂvemÂber 1994 Piotr Kania (18 Jahre) aus Polen von einem neonazistischen SolÂdaten (19 Jahre) der BunÂdeswehr auf dem BahnhofsÂvorÂplatz mit einem Messerstich ins Herz ermordet. Der Täter wurde nicht festgenomÂmen. Eine MahnÂwache von Piotrs Freunden wurde von der Polizei aufgelöst, Blumen und KerÂzen wurden zertreten. Eine TrauÂerdemonstraÂtion wurde von Polizisten in Kampfanzügen eingezäunt und für kurze Zeit geÂstoppt. Eine politische Dimension der Tat wurde negiert.[126]
In Neu-Isenburg (Landkreis Offenbach) wurden am 8. Oktober 2000 in einem abgestellten Auto der türÂkische Schneider Seydi Vakkas Özer (47 Jahre) aus Dietzenbach und seine unÂverheiraÂteten Tochter Aysel (22 Jahre) tot aufgefunden - sie waren durch Kopfschüsse getötet worden. Eine poliÂtische DiÂmension wurde negiert.[127]
In Fulda wurde am 17. August 2001 die Geschäftsführerin Doris Botts (54 Jahre) von einem Neonazi (19 Jahre) in ihrem Military-Geschäft erstochen. Der Mord sollte ein Aufnahmeritual für die neonaÂzistische Gruppe „Deutsche HeiÂdenfront“ in Thüringen sein. Das Landgericht ErÂfurt verurteilte im März 2002 den Täter wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge zu neun Jahren und zwei Monaten Freiheitsentzug.[128]
In Wiesbaden, in einem Gewerbegebiet, wurde am 27. März 2003 der Brite JereÂmiah Duggan (22 Jahre) tot aufgefunden. Die Wiesbadener Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen Ende März 2018 erneut ein, obwohl es Hinweise gab, dass J. Duggan bis kurz davor mit Angehörigen der rechtsÂextremen und verÂschwörungsideologischen „LaRouche-Bewegung“ in Kontakt war. Dor hatte sich als Jude zu erkennen gegeben, woraufhin er als „Verräter“ bzw. „Spion“ beÂschimpft und auch geÂschlagen worden war.[129]
In Kassel wurde am 6. April 2006 der Türke Halit Yozgat (21 Jahre) von der Gruppe „NatioÂnalsoÂziÂalistischer Untergrund“ (NSU) durch zwei KopfÂschüsse geÂtötet.[130]
In Limburg (Landkreis Limburg-Weilburg) wurde in der Nacht vom 3./4. Oktober 2009 der obdachÂlose Andy Schubert (45 Jahre) an einer Bushaltestelle, in einem Schlafsack eingeÂpackt, mit 38 MesÂserstichen brutal ermordet. Der oder die Täter wurden nicht erÂmittelt.[131]
In Wiesbaden wurde am 9. März 2011 der obdachlose Straßenmusiker Kestutis V. aus Litauen von drei Rassisten (16 bis 17 Jahre) zu Tode geprügelt. Er war von den Jugendlichen in der Parkanlage „Warmer Damm“ überfallen und attackiert worden. Als Motivation gaben die Täter später im Verhör an: „Lasst uns mal wieÂder jemanden klatschen und abziehen.“ Das Opfer erlitt schwerste KopfÂverletÂzunÂgen. Ein Passant fand den Schwerstverletzten. Er verstarb infolge der erlittenen schweren VerletÂzungen, trotz Reanimationsmaßnahmen.[132]
In Limburg (Landkreis Limburg-Weilburg) wurde am 22. Oktober 2014 in einer städÂtiÂschen UnterÂkunft Charles Werabe (55 Jahre) aus Ruanda von drei Rassisten (zwei 43 Jahre und 22 Jahre) anÂgeÂgriffen, gequält und verstarb am 23. Oktober den Verletzungen. Ein Täter (43 Jahre) wurde im Juni 2015 vom Landgericht zu 12 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Sein Komplize (22 Jahre) wurde zu 10 Jahren Freiheitsentzug verurteilt und wegen seiner AlkoÂholerkrankung in eine Entzugsklinik einÂgewiesen.[133]
Ungeklärte Fälle in Hessen
In Gelnhausen, (Main-Kinzig-Kreis) wurde am 7. Juli 1991 Jonny Braun (54 Jahre), ein Sinto, von RasÂsisten erschosÂsen. Eine aus 20 Personen bestehende Gruppe namens „Höchster Bürger“ überfiel seine Familie und schoss auf sie.[134]
In Bad Wildungen (Landkreis Waldeck-Frankenberg) wurden am 5. OkÂtoÂber 1993 bei einem BrandÂanschlag ein Mann aus Sri Lanka, seine deutsche Frau und ihre beiden Kinder getötet.[135]
Mecklenburg-Vorpommern
In Saal (Landkreis Vorpommern-Rügen) wurde am 15. März 1992 ein Wohnheim für AuslänÂder von etwa 25 Rassisten überfallen. Dragomir Christinel (18 Jahre) aus Rumänien wurde daÂbei mit BaseÂball-Schlägern verÂprügelt und tödÂlich am Hals und an der Schläfe getroffen. Er verstarb kurz danach an einer GeÂhirnÂbluÂtung. Drei Täter kamen in Untersuchungshaft. Die Tat wurde als RaÂcheÂakt für eine am Vortag voranÂgegangene Schlägerei zwischen Deutschen und RumäÂnen eingeordnet. Das BezirksÂgericht Rostock verurteilte im Juni 1992 einen Täter (15 Jahre) wegen Körperverletzung mit TodesÂfolge und schwerem LandÂfriedensÂbruch zu einer JuÂgendstrafe von zweieinhalb Jahren Haft. Die rassistiÂsche DiÂmenÂsion der Tat wurde negiert.[136]
In Schwerin wurde zwei Angehörige (22 und 33 Jahre) der GSSD angegriffen und einer von ihnen wurde erstochen. Eine politische Dimension der Tat wurde negiert.[137]
In Wolgast wurde am 11. Juli 1996 Boris Morawek (26 Jahre) auf dem ThälÂmannplatz von zwei SkinÂheads (19 und 22 Jahre) mit Tritten und Schlägen trakÂtiert. Das Opfer verstarb am 13. Juli 1996 an den schweren Verletzungen. Das Landgericht verurteilte im Januar 1998 Andreas J. (22 Jahre) wegen TotÂschlags zu achteinhalb Jahren und seinen Komplizen (19 Jahre) zu einer JugendÂstrafe von fünf Jahren Freiheitsentzug.[138]
In Greifswald wurde am 1. Januar 1997 ein obdachloser Mann (57 Jahre) von vier Neonazis geÂtöÂtet.[139]
In Sassnitz wurde am 22. April 1997 der arbeitslose Horst Gens (50 Jahre) von vier Rassisten zuÂsamÂmengeschlagen und im Stadtgraben liegengelasÂsen. Später kehrten die Täter zurück und erÂschluÂgen Gans mit einem 30-KiloÂgramm schweren Stein. Das Landgericht Stralsund verurÂteilte die Täter weÂgen Mordes zu JugendÂstrafen zwischen sechs und zehn Jahren.[140]
In Greifswald (Landkreis Vorpommern-Greifswald) wurde am 24. Juni 2000 der obdachlose Klaus-Dieter GeÂreÂcke (47 Jahre) von einem Rassisten (20 Jahre) und zwei Frauen (18 Jahre) durch FußÂtritte getötet. Eine Täterin hatte geschrien: „Da ist ein Assi, klatscht ihn tot“. Das LandgeÂricht Stralsund verurteilte sie im Dezember 2000 zu langjährigen Freiheitsstrafen. Eine politische DimenÂsion der Tat wurde negiert.[141]
In Wismar (Landkreis Nordwestmecklenburg) wurde am 9. Juli 2000 der obdachÂlose Jürgen Seifert (52 Jahre) von fünf Neonazis mit Faustschlägen und FußtritÂten so gequält, dass er wenig später seiÂnen Verletzungen erlag. Die Staatsanwaltschaft Schwerin neÂgierte eine politische DiÂmension der Tat. Der Haupttäter wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurÂteilt.[142]
In Ahlbeck (Landkreis Vorpommern-Greifswald) wurde am 27. Juli 2000 der obÂdachlose Norbert Plath (51 Jahre) von vier einschlägig vorbestraften Rassisten (15 bis 24 Jahre) getötet. Die Täter meinten: „Asoziale und Landstreicher“ hätten im schöÂnen Ahlbeck nichts zu suchen. Das Landgericht Stralsund verurÂteilte Gunnar Doege (24 Jahre) zu einer leÂbenslange FreiheitsÂstrafe. Die Komplizen erÂhielten nach dem Jugendstrafrecht FreiÂheitsstrafen zwischen drei und 12 Jahren. Dieser rassisÂtische Mord wurde in die offiÂzielle Statistik aufgenommen.[143]
In Greifswald (Landkreis Vorpommern-Greifswald) wurde am 25. November 2000 der obdachÂlose Eckardt Rütz (42 Jahre) von drei Rassisten (16 bis 20 Jahre) vor der Mensa der UniverÂsität angeÂgrifÂfen und mit Baumstützpfählen so schwer am Kopf verÂletzt, dass er einen Tag später verÂstarb. Das Landgericht Stralsund verurteilte im Juni 2001 zwei Täter (jeweils 16 Jahre) weÂgen Mordes zu JuÂgendstrafen von sieben und siebeneinhalb Jahren Freiheitsstrafen. Maik M. (21 Jahre) erhielt eine FreiheitsÂstrafe von zehn Jahren. Eine politische Dimension der Tat wurde im Wesentlichen negiert.[144]
In Grimmen (Landkreis Vorpommern-Rügen) wurde am 26. März 2001 der alkoÂholkranke FrührentÂner Fred Blank (51 Jahre) von zwei NeonaÂzis (17 und 21 Jahre) in seiner Wohnung angegriffen und mit Stuhlbeinen und Fäusten geschlaÂgen. Er verstarb an GehirnÂblutungen. Das Landgericht Stralsund verurteilte im November 2001 die beiden Täter wegen verÂsuchter ErÂpressung und TotÂschlags zu FreiÂheitsstrafen zwischen vier und sieben Jahren. Eine politische Dimension der Tat wird negiert.[145]
In Jarmen (Landkreis Vorpommern-Greifswald) wurde am 22. April 2001 MoÂhammed Belhadj (31 Jahre) von vier RasÂsisten (18 bis 22 Jahre) aus Greifswald überÂfallen, in ihr Auto gezerrt und zu einem Kiessee, wo sie ihm einen schweren Stein auf den Kopf warfen und ihn damit tödlich verletzÂten. Einer der Täter sagte: „Ist doch nur ein Scheiß-AuslänÂder“. Das Landgericht Neubrandenburg verurÂteilte im März 2002 drei Angeklagte wegen Mordes zu Jugendstrafen zwischen fünfeinhalb und neun Jahren FreiheitsÂentzug. Eine politische Dimension wurde neÂgiert.[146]
In Walow-Strietfeld (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) wurde am 9. September 2001 die ProsÂtituierte Yvonne Polzin (31 Jahre) von den Neonazis Till-Hauke Heldt und Tim Schüler getötet.[147]
In Neubrandenburg wurde am 15. Mai 2002 wurde der behinderte Klaus Dieter Lehmann (19 Jahre) von zwei Rassisten (17 und 20 Jahre) gequält und durch Stiefeltritte auf den Kopf getötet. Das LandÂgericht Neubrandenburg einen Täter wegen Körperverletzung mit Todesfolg zu sechs Jahren und neun Monaten. Sein Komplize wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu dreiÂeinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Eine politische Dimension der Tat wurde neÂgiert.[148]
In Rostock wurde am 25. Februar 2004 Mehmet Yunus Turgut (25 Jahre) von der rassistischen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) getötet.[149]
In Wismar-Wendorf (Landkreis Nordwestmecklenburg) wurde am 1. Januar 2007 Andreas F. (30 Jahre) in einer Wohnung in der Lieselotte-Hermann-Straße von Neonazis geÂtötet. Eine poÂlitische DiÂmension der Tat wurde negiert. Das Landgericht Schwerin verurteilte 2008 fünf NeÂonazis zu HaftÂstrafen. Der Haupttäter Hennig W. wurde wegen Mord zu acht Jahren und neun Monaten FreiheitsÂentzug verurteilt.[150]
In Butzow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) wurde am 30. September 2012 Karl-Heinz L. (59 Jahre) in seiner Wohnung von Max L., ein Neonazi und Freund seiner Tochter Elise L. überfallen, gequält und mit einem Messer getötet. Am nächsten Tag fand eine PflegedienstmitÂarbeiterin die LeiÂche von Karl-Heinz L. Das Landgericht Stralsund verurteilte am 8. November 2013 Max L. wegen Totschlags zu 11 JahÂren Freiheitsentzug. Elise L. wurde wegen Beihilfe zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt. Eine politische DiÂmension wurde erÂkannt.[151]
Ungeklärte Fälle in Mecklenburg-Vorpommern
Bei Nadrensee (Kreis Pasewalk) wurden am 5. Juli 1992 Grigore Velcu und Eudace Calderar, zwei Rumänen, von zwei JäÂgern „irrÂtümlich“ erschosÂsen. Die Staatsanwaltschaft Stralsund erÂließ HaftbeÂfehle wegen fahrlässiger Tötung. Das Amtsgericht Pasewalk sprach im Oktober 1999 die Jäger vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung frei. Im Januar 2002 bestätigte das LandÂgericht Stralsund den FreiÂspruch.[152]
In Oberuckersee-Potzlow (Landkreis Uckermark) wurde am 23. AuÂgust 1997 ein Mann (45 Jahre) von Neonazis mit Baseball-Schläger niedergeschlagen und ließen ihn auf der Straße liegen ließen. Ein VW-Transporter überrollte den Mann.[153]
In Stralsund (Landkreis Vorpommern-Rügen) wurde am 7. Dezember 2002 der obdachlose WolfÂgang H. (35 Jahre) von zwei Polizisten (26 und 46 Jahre) am Stadtrand ausgesetzt, wo er an UnterÂkühlung und AlkoholverÂgiftung verstarb.[154]
Niedersachsen
In Rosdorf (Landkreis Göttingen) wurde am 1. Januar 1991 Alexander Selchow (21 Jahre), wehrÂpflichtiger Soldat der Bundeswehr, von Skinheads (18 Jahre) erstochen. Die Täter waren Mitglied der neonazistischen „Freiheitlichen Arbeiterpartei“ (FAP). Ein Täter erhielt wegen gefährlicher KörperÂverletzung eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten. Der zweite Täter erhielt lediglich vier Wochen Arrest.[155]
In Gifhorn wurde am 8. Mai 1991 der Punk Matthias Knabe (23 Jahre) von 15 Skinheads anÂgegrifÂfen, auf die Bundesstraße 4 getrieben und dort wurde er von einem Auto angefahren. Er verstarb am 4. März 1992 an seinen schweren HirnÂverletzunÂgen. Im November 1992 verurteilte das Landgericht Hildesheim ChrisÂtian B. (18 Jahre) wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Jahren FreiheitsÂstrafe.[156]
In Gifhorn-Kästorf wurde am 4. Juni 1991 der Obdachlose Helmut Leja (39 Jahre) in Waldstück von eiÂnem SkinÂhead (17 Jahre) erstochen. Der Täter hatte das Opfer als „Abschaum“ bezeichÂnet. Am 23. Dezember 1991 verurteilte das Landgericht Hildesheim den Täter zu einer sechsÂjährigen JugendÂstrafe wegen Todschlags. Einen politischen Hintergrund konnte das Gericht nicht erkennen.[157]
In Hannover wurde am 11. Januar 1992 ein Mann aus einer FlüchtÂlingsunterkunft von einem SoldaÂten der Bundeswehr so misshandelt, dass er verÂstarb.[158]
In Buxtehude (Landkreis Stade) wurde am 18. März 1992 der Seemann Gustav Schneeclaus (53 Jahre) von zwei Rassisten auf dem Busbahnhof so schwer missÂhanÂdelt, dass er an den FolÂgen seiner VerletÂzungen am 22. März 1992 verstarb. Das Landgericht Stade verurteilte die beiÂden Täter Stefan S. (19 Jahre) und Stephan K. (26 Jahre) im September 1992 zu sechs und achteinhalb Jahren FreiÂheitsÂstrafe.[159]
Bei Uelzen wurde am 12. März 1993 der Skinhead Hans-Peter Zarse (18 Jahre) von einem Begleiter getötet. Die Beiden waren mit einem MoÂtorrad unÂterwegs, als ihr Gefährt versagt. DarÂaufhin gerieten sie in Streit, in desÂsen VerÂlauf ihn sein Begleiter mit einem Messerstich tötete.[160]
In Göttingen wurde am 21. Mai 1993 ein Bundeswehrsoldat (20 Jahre) mit „südländischem AusseÂhen“ nach einem Frühlingsfest niedergeschlagen und verstarb an den Folgen der VerletÂzungen. ZeuÂgen sagten aus, der Täter hätte wie ein Skinhead ausgesehen.[161]
In Uelzen wurde am 22. Juli 1993 ein Schüler (16 Jahre) aus Lüneburg von eiÂnem SkinÂhead (17 Jahre) niedergeschlagen und anschließend anÂgezündet. Auf Grund der schweren VerbrenÂnung verÂstarb das Opfer am 1. August in einer SpeÂzialklinik in Hannover. Der Täter hatte daÂnach in Uelzen eine UnterÂkunft für AusÂländer mit einem Brandsatz angegriffen.[162]
In einem Eilzug von Hamburg nach Buchholz wurde am 7. DeÂzemÂber 1993 Kolong Jamba (alias Bakary Singateh) (19 Jahre) von Wilfried S. (54 Jahre) mit einem Messerstich in den Bauch getötet. Das Landgericht Stade verurteilte ihn im März 1997 wegen Totschlags im minÂderschweren Fall zu zwei Jahren FreiÂheitsÂentzug, die zu drei Jahren Bewährung ausgesetzt wurÂden. Das Gericht schloss „Ausländerhass“ aus.[163]
In Göttingen wurde am 20. April [sic] 1994 bei einem Brandanschlag eine Türkin so schwer verletzt, dass sie am 29. April 1994 in der Universitätsklinik verstarb. Ihr zwei Jahre altes Kind wurde schwer verletzt.[164]
In Hannover wurde am 1. Juli 1994 der Asylbewerber Halim Dener (17 Jahre) beim Kleben von Plakaten der kurdischen PKK erwischt und von einem PolizeiÂbeamten erschossen. Ein GutÂachten des Landeskriminalamtes ergab, daß sich H. Dener im Polizeigriff befunden haben muß, als ihn die tödÂliche Kugel in den RüÂcken traf.[165]
In Paderborn legte ein Nachbar (60 Jahre) in einem Wohnhaus einen Brand, wobei eine Frau (62 Jahre) verstarb. Der Täter hatte zuvor mehrfach seine griechischen Nachbarn bedroht und den Brand angekündigt: „Ich zünde euch alle an!“.[166]
In Wedemark-Mellendorf (Landkreis Region Hannover) wurden am 8. Januar 1995 bei einem BrandÂanschlag auf einen WohncontaiÂner eine Serbin und ihre drei Kinder getötet.[167]
In Eschede (Landkreis Celle) wurde am 9. August 1999 der obdachlose Peter Deutschmann (44 Jahre) von zwei Skinheads (17 und 18 Jahre) totgetreten. Das Landgericht Lüneburg verurteilte sie im Januar 2000 wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu Jugendstrafen von fünf Jahren FreiheitsÂentzug. Das Gericht war der Meinung, die Tat sei nicht politisch motiviert gewesen. Marco S. wurde nach der HaftentÂlassung Mitglied der neonazistischen Gruppe Nationale OfÂfensive Schaumburg und wurde dann erneut wegen Delikten im Bereich der KörperverÂletzung verurÂteilt.[168]
In einer Obdachlosenunterkunft in Scharnebeck (Landkreis Lüneburg) wurde am 10. Juli 2003 Gerhard Fischhöder (49 Jahre) in seiner WohÂnung in einer ObÂdachlosenunterkunft von einem RasÂsisten (38 Jahre) zu Tode getreten. Der Täter hatte ihn bereits eine Woche lang eingeschüchÂtert und tyranniÂsiert. Ein Gericht verurteilte den Täter wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu vier Jahren FreiÂheitsentzug. Eine politische Dimension der Tat wurde negiert.[169]
In Hannover wurde am 31. Oktober 2012 die zerstückelte Leiche von Andrea B. (44 Jahre) aus dem Maschsee geborgen. Täter war der Rechtsextreme Alexander K. aus Minden, der Andrea B. in seine Wohnung gelockt hatte und sie dort erÂstach. Der Täter wurde wegen seiner PersönÂlichkeitsstörung und seiner Drogen- und Alkoholabhängigkeit nur vermindert schuldfähig einÂgestuft und zu 12 Jahren Freiheitsentzug verurteilt.[170]
Ungeklärte Fälle in Niedersachsen
In Gieboldehausen wurde am 20. April [sic] 1994 bei einem Brand in einer FlüchtlingsunterÂkunft ein Mann getötet. Er soll den Brand selbst gelegt haben?[171]
Nordrhein-Westfalen
In Hörstel (Kreis Steinfurt) wurde am 4. April 1992 Erich Bosse (keine Altersangabe) bei einem BrandÂanschlag auf ein Wohnheim für Ausländer getötet. Die Tat ist bis heute nicht aufÂgeÂklärt.[172]
In Wuppertal wurde am 13. November 1992 Karl-Heinz Rohn (53 Jahre) in eiÂner Gaststätte von zwei Rassisten getötet. Seine Leiche wurde im KofÂferraum eiÂnes AuÂtos im niederländischen Venlo geÂfunÂden. Die Täter betrachten das Opfer als „Jude“ und bedrohten ihn mit „Du kommst nach Auschwitz“ und „Juden müsÂsen brennen“. Das Landgericht Wuppertal verurteilte die zwei Täter weÂgen MorÂdes zu 14 bzw. acht Jahren Freiheitsstrafe. Der Wirt der Gaststätte wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt.[173]
In Wülfrath (Kreis Mettmann) wurde 21. November 1992 der Rentner Alfred SaÂlomon (92 Jahre) von einem alten Nazi getötet. Er hatte als junger Mann den Nazi-Terror überlebt und lebte in einem AlÂtenpflegeÂheim. Dort wurde der ÜberÂlebende des Holocaust immer wieder von Heiminsassen als „Saujud“ beÂschimpft und systeÂmaÂtisch ausgegrenzt worden. Mit einem eheÂmaligen OberÂsturmführer der Nazi-OrÂganisation Todt hatte er eine Auseinandersetzung, weil der ihn anti-semitisch anÂgegriffen und mehrmals auf ihn eingeÂschlagen hatte. A. SaÂlomon verÂstarb dadurch an einem Herzinfarkt.[174]
In Siegen-Weidenau wurde am 15. Dezember 1992 der sehbehinderte LaÂgerarbeiÂter Bruno Kappi (55 Jahre) von zwei Neonazis (17 und 21 Jahre) durch Fußtritte getötet. Einer der beiden Täter hatten Wochen zuvor in Hennef (NRW) einen Mann aus Sri Lanka zusammengeschlagen und er wurde auf eine vielbefahÂrene Straße gelegt. Die vorbeÂstraften Täter wurden vom LandÂgericht Siegen „weÂgen mangelnder Beweise“ freigeÂsprochen. Die offizielle Statistik negiert die rasÂsistiÂsche Motivation der Täter.[175]
Bei Meerbusch (Rhein-Kreis Neuss) wurde am 27. Dezember 1992 auf der Autobahn 57 Sahin Calisir (20 Jahre) von einem Neonazi mit dem Auto verfolgt und gerammt. Als er aus Angst, mit zwei BeÂgleitern, aus seinem Auto fliehen wollte, wurde er von einem vorÂbeifahrenden Auto erfasst und geÂtötet. Das Schöffengericht Neuss konnte dafür kein ausländerfeindliches Motiv erkennen. Klaus E. (23 Jahre), einer der Täter, wurde im Oktober 1993 wegen fahrlässiger TöÂtung und fahrlässiger StraÂßenverkehrsgefährdung lediglich zu 15 Monaten GeÂfängnis verurteilt. Der Beifahrer von E. engaÂgierte sich als Ordner für die neonaÂzistische Organisation „Deutsche Liga für Volk und Heimat“.[176]
In Mülheim/Ruhr wurde am 9. März 1993 der Türke Mustafa Demiral (56 Jahre) von zwei orÂgaÂniÂsierten Rassisten überfallen und mit einer SchreckÂschuss-Pistole beÂdroht, die ihm einer der AnÂgreiÂfer an den Kopf hielt. Das herzÂkranke Opfer erlitt darÂaufhin einen Herzinfarkt und verstarb an den FolÂgen. Beide Täter waren Mitglieder der neonazistischen Partei „Die RepubÂlikaner“. Sie wurÂden weÂgen Körperverletzung mit Todesfolge jeweils zu vier Jahren Gefängnis verurÂteilt.[177]
In Solingen wurden am 29. Mai 1993 Gürsün Ince (27 Jahre), Hatice Genc (18 Jahre), Hülya Genc (9 Jahre), Saime Genc (4 Jahre) und Gülüstan Öztürk (12 Jahre) durch einen rassistischen BrandÂanÂschlag auf ihr Wohnhaus getötet. Ein Strafsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts verurÂteilte am 13. OkÂtober 1995 vier Neonazis (16, 17, 20 und 23 Jahre) wegen fünffachen Mordes, 14-fachen Mordversuches und besonders schwerer Brandstiftung zu einmal 15 JahÂren und dreimal zehn Jahren Freiheitsstrafen.[178]
In Dülmen (Kreis Coesfeld) wurde am 17. Juni 1993 der Kurde Abdi Atalan (41 Jahre) von zwei deutschen Rassisten (20 Jahre) erschossen.[179]
In Marl (Kreis Recklinghausen) wurde am 16. Juli 1993 ein schlafender Obdachloser N. N. (33 Jahre) von einem einschlägig vorbestraften Rassisten (18 Jahre) als „Judensau“ angeÂgriffen und mit FaustÂschlägen und Fußtritten bewusstlos geschlagen. Das Opfer starb im Oktober 1993, ohne das BeÂwusstÂsein wieder erlangt zu haben. Das Landgericht Essen verurteilte den Skinhead (18 Jahre) wegen gefährlicher KörÂperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten. Das Gericht sah keiÂnen diÂrekten Zusammenhang zwischen dem Angriff des Skinheads und dem Tod des Opfers.[180]
In Köln-Humboldt-Gremberg wurde am 26. Januar 1994 ein BrandanÂschlag auf eine bosnische Roma-Familie verübt. In der Folge dieses Angriffs verÂstarben am 7. Februar 1995 Raina JovaÂnovic (61 Jahre) und am 12. März ihre Tochter JasÂminka (11 Jahre).[181]
In Herford wurde am 28. September 1994 ein Wohncontainer für Ausländer mit zwei 20-Liter groÂßen Kanistern angeÂgriffen und dabei wurden die aus dem KoÂsovo stammenden Romni BuÂkurjie Haliti (23 Jahre) und ihr Bruder Navgim Haliti (11 Jahre) getötet. 74 Menschen konnten sich aus der Container-WohnanÂlage retten. In der Vergangenheit gab es bereits öfÂters Angriffe mit Brandsätzen, so z. B. 1992 als durch einen Brand eine Frau erÂhebliche VerletzunÂgen erlitt. DieÂser Angriff wurde nicht aufÂgeklärt. Rassisten griffen das völlig abseits gelegene ContainerÂlager immer wieder an, warÂfen Steine auf die Gebäude oder skanÂdierten rassistische Parolen.[182]
In Velbert (Kreis Mettmann) im Stadtpark wurde am 5. Februar 1995 Horst Pulter (65 Jahre) von sieÂben Rassisten (16 bis 24 Jahre) überfallen. Sie beschimpfen ihn als „Juden“. Einer der Täter stach ihm mit einem Messer in die Lunge, woran H. Pulter verstarb. Die Täter gaÂben an, sie wollten „Penner klatschen“. Das JugendschöfÂfengericht Mettmann verurteilte im November 1995 sechs Angreifer weÂgen KörÂperverletÂzung zu Freiheits- bzw. Bewährungsstrafen. Das Schwurgericht WupÂpertal verurÂteilte den Haupttäter Peter D. im Dezember 1995 wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu zehn Jahren Haft. Eine politische DiÂmension der Tat wurde neÂgiert.[183]
In Beckum-Vellern wurde 1995 der aus Nepal geflüchtete Sanjib Kumar Shrestha (21 Jahre) von den beiden Neonazis Till-Hauke Heldt (32 Jahre) und Tim Schüler erwürgt.[184]
In Duisburg-Friemersheim wurde 1995 ein Afrikaner von Thomas Lemke (27 Jahre) erschosÂsen. AnÂschließend warf er die Leiche in den Rhein.[185]
In Emmerich (Kreis Kleve) wurde 1995 vor einer Diskothek ein Afrikaner hinterrücks erstoÂchen.[186]
In Bochum wurde am 22. Juni 1995 ein Haus mit Brandsätzen angegriffen und daÂbei starb Eisam Chandin (9 Jahre).[187]
In Altena (Märkischer Kreis) wurde am 16. Juli 1995 Dagmar KohlÂmann (25 Jahre) vom NeoÂnazi Thomas Lemke (27 Jahre) vergewaltigt und mit einem KlappÂspaten getötet. Ihr Leichnam lag acht Monate in einem Wald vergraÂben, ohne dass sie jemand als vermisst gemeldet hätte. Der Täter hatte seine Freundin in den Mord verÂwickelt, um sich vor belastenden Aussagen zu schütÂzen. Das LandÂgericht Essen verurteilte Th. Lemke im März 1967 wegen dreifachen MorÂdes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender SicherheitsverÂwahÂrung.[188]
In Bergkamen (Kreis Unna) wurde am 24. Dezember 1995 ein WohnÂheim für Ausländer mit BrandsÂätzen angegriffen und dabei starben drei Kinder.[189]
In Bergisch-Gladbach (Rheinisch-Bergischer Kreis) wurde am 3. Februar 1996 Patricia Wright (23 Jahre) von Thomas Lemke (27 Jahre) vergewaltigt und mit 91 Messerstichen geÂtötet. Sie trug auf der Jacke einen Aufnäher: „Nazis raus“.[190]
In Menden-Lendrigsen (Märkischer Kreis) wurde 1996 ein Wohnheim für AusÂländer mit einem BrandÂsatz angegriffen. Dabei verstarb ein Ukrainer (36 Jahre). Sechs weitere Personen wurden verÂletzt.[191]
In Dorsten-Rhade (Kreis Recklinghausen) wurde am 15. März 1996 Martin Kemming (26 Jahre) von Thomas Lemke (27 Jahre) mit zwei Schüssen aus eiÂnem Gewehr getötet, weil er aus der Neonazi-Szene aussteigen wollte.[192]
In Krefeld wurde in der Nacht zum 31. März 1997 die Wohnung einer türkiÂschen Familie mit einem Brandsatz angegriffen. In Panik sprangen Fadime Demir (41 Jahre) und ihre Tochter Serpil Demir (19 Jahre) aus dem dritten Stock und verÂstarben auf dem Boden. Ein Jugendlicher (17 Jahre) erÂstickte in den FlamÂmen.[193]
In Bochum wurde am 14. Oktober 1997 der homosexuelle Rentner Josef Anton Gera (59 Jahre) von zwei einschlägig bekannten Rassisten (26 und 35 Jahre) mit FußtritÂten und einem Eisenrohr so schwer verletzt, dass er am 17. Oktober 1997 im Krankenhaus verstarb. Im Frühjahr 1998 verurteilte das Landgericht Bochum die Täter zu fünf bzw. sechs Jahren Freiheitsentzug wegen KörperverÂletÂzung mit ToÂdesfolge. Eine politische Dimension wurde negiert, mit dem VerÂweis auf schwere AlkoÂholabÂhängigkeit der Täter.[194]
In Duisburg wurde am 17. März 1999 der Frührentner Egon Effertz (58 Jahre) von drei SkinÂheads (17, 20 und 22 Jahre) „aus purer Lust auf MenschenÂjagd“ totÂgetreten. In einem MordproÂzess verurÂteilte das Landgericht Duisburg im SeptemÂber 1999 Oliver P. (22 Jahre) wegen Mord zu einer lebensÂlangen FreiheitsÂstrafe. Vor der Tat musste er wegen Rechtsextremismus aus der Bundeswehr entÂlassen. Seine Komplizen, Stefan E. (20 Jahre) und Gordon B. (17 Jahre) erhielÂten JugendÂstrafen und wurden zu zehn bzw. acht Jahren Freiheitsstrafen verurteilt. Eine poÂlitiÂsche DiÂmension der Tat wurde negiert.[195]
In Waltrop (Kreis Recklinghausen) wurden am 14. Juni 2000 bei einer VerÂkehrsÂkontrolle die PolizisÂten Thomas Goretzky (35 Jahre), die Polizistin Yvonne Hachtkemper (34 Jahre) und der Polizist Matthias Larisch von Woitowitz (35 Jahre) von Michael Berger (31 Jahre), ein organiÂsierter Neonazi, erschossen. Der Täter wurde tot in einem PKW aufgefunden - vermutlich hat er Selbstmord beÂganÂgen. Eine politische Dimension der Tat wurde neÂgiert.[196]
In Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis) wurde am 6. Juli 2001 Frank H. (33 Jahre), ein ArbeitsÂkollege von Daniel Ruda in die Wohnung des frisch vermählÂten Ehepaares gelockt. Dort wurde das Opfer von Daniel und Manuela Ruda mit über 60 MesÂserstiÂchen, Hammerschlägen und mit einer Machete geÂtötet und zerÂstüÂckelt. Die beiden Täter flohen, konnten aber nach einer Woche von der Polizei in der Nähe von Jena festÂgenommen werden. In der Wohnung der Beiden wurÂden u. a. SS-Runen aufgeÂfunÂden. 1998 war D. Ruda in Herten im Kreis RecklinghauÂsen bei der BundestagsÂwahl als Wahlhelfer des NPD-VorsitÂzenden W. Kevering noÂmiÂniert und bei der zentÂralen Wahlkampf-Demonstration am 19. September 1998 in Rostock war er anweÂsend. Nach der Bundestagswahl zog er sich von der Neonazi-Szene zurück und ging auf die Gothic-Metal-Szene zu. Das LandgeÂricht BoÂchum verurteilte D. Duda für 15 Jahre Freiheitsstrafe und M. Duda erhielt 13 Jahre FreiheitsÂstrafe. Aufgrund ihrer erÂhebÂlichen Persönlichkeitsstörung, ordÂnete das Gericht zunächst einen unbeÂfristeten Aufenthalt in einer geÂschlossenen PsychiatÂrieanstalt an.[197]
In Overath (Rheinisch-Bergischer Kreis) wurde am 7. Oktober 2003 der gefesselte RechtsanÂwalt HartÂmut Nickel (61 Jahre), seine Frau Mechthild Bucksteeg (53 Jahre) und seine gefesselte TochÂter Alja Nickel (26 Jahre) von dem ehemaligen Fremdenlegionär, Informanten des LanÂdesamtes für VerÂfasÂsungsschutz in NRW und bekennenden Neonazi Thomas Adolf (46 Jahre) mit einem Gewehr durch Kopfschüsse getötet. In seiner BeÂgleitung befand sich seine Freundin Jennifer D. (20 Jahre). Das LandÂgericht Köln verurteilte den Täter im Dezember 2004 wegen Mordes zu lebensÂlanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. Eine poÂlitische DiÂmenÂsion der Tat wurde negiert.[198]
In Dortmund wurde am 28. März 2005 der dreifache Vater und Punk Thomas Schulz (32 Jahre) vom Neonazi Sven K. (17 Jahre) mit einem Messer geÂtötet. Das Landgericht Dortmund verurÂteilte im November 2005 den Täter weÂgen TotÂschlags zu einer Freiheitsstrafe von sieben JahÂren.[199]
In Essen, am Rheinischen Platz, wurde am 1. Juli 2005 ein WohÂnungsloser N. N. (44 Jahre) in einem MänÂnerwohnheim von zwei einschlägig vorbeÂstraften neonazistischen Brüdern (15 und 17 Jahre) geÂtreten und misshanÂdelt und schließlich getötet. In einem nicht-öffentlichen Prozess wurde den Tätern KörperÂverletzung mit TodesÂfolge vorgeworfen, jedoch weigerte sich das Amtsgericht EsÂsen, wegen des JuÂgendstrafrechtes, zu informieren mit welcher Begründung und welche Strafe die Täter erhalten hatten. Eine politische Dimension der Tat wird negiert.[200]
In Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) wurde am 1. März 2006 Fevzi Ufuk (68 Jahre) vor der Moschee des türkischen Kulturvereins mit einem gezielten Schuss in den Kopf getötet. Die StaatsanÂwaltschaft Bielefeld wollte Ende 2011 keinen ZusamÂmenhang zu den Morden der Gruppe NSU erÂkennen, d. h. eine poÂlitische DimenÂsion der Tat wurde negiert.[201]
In Dortmund wurde am 4. April 2006 der Türke Mehmet Kuba?ik (39 Jahre) von der Gruppe „NaÂtiÂonalsozialistischer Untergrund“ (NSU) durch mehÂrere Schüsse getötet.[202]
In Hemer (Märkischer Kreis) wurde am 14. Mai 2010 Sven M. (27 Jahre) in einem illegalen Klub der Neonazis von Alexander U., Besitzer der Bar, erÂstochen. AnÂschlieÂßend wollte er zuÂsammen mit drei anÂderen Neonazis, den Leichnam in eiÂnem WaldÂstück bei Westig verscharren. Im Dezember 2012 verurteilte das Landgericht HaÂgen Alexander U. wegen Totschlags und Verstoßes gegen das WaffenÂgesetz zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten. Eine poÂlitische DiÂmension der Tat wurde neÂgiert.[203]
In Kamp-Lintfort (Kreis Wesel) wurde am 22. Mai 2010 die Leiche des obdachÂlosen, sehbeÂhinÂderten FrührentÂners Klaus B. (51 Jahre) gefunden. Die Polizei nahm vier VerÂdächtige fest und schloss einen krimiÂnellen Hintergrund nicht aus. Im GeÂrichtsverÂfahren wurde der HauptÂangeklagte (17 Jahre) teilÂweise freigesproÂchen, weil ihm anscheinend nicht nachzuweisen geÂwesen sei, dass er das Opfer auf den Kopf geÂschlagen hätte.[204]
In Neuss (Rhein Kreis Neuss) wurde am 27. März 2011 in einer Obdachlosen-Unterkunft Duy-Doan Pham (59 Jahre), obdachloÂser Vietnamese und Vater von drei Kindern, von Sven K. (38 Jahre) und Dennis E. (18 Jahre) durch Schläge und Tritte und mit eiÂner Zaunlatte getötet. Das Landgericht DüsÂseldorf Dennis E. weÂgen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von neuneinhalb JahÂren Jugendstrafe. Sven K., sein KomÂplize, erhielt wegen Totschlags neun Jahr Freiheitsentzug und eine Einweisung in eine Entziehungsanstalt. Für das Gericht war die Vertuschung des Raubüberfalls das Hauptmotiv für die Tat. Eine politische Dimension der Tat wird negiert.[205]
In Waldbröl (Oberbergischer Kreis) wurde am 1. September 2016 Klaus B. (40 Jahre) von vier RechÂten (19 bis 35 Jahre) zusammengetreten und -geschlagen, so dass er am 10. September 2016 an den Folgen der Verletzungen verstarb. Die vier Täter waren zuvor, zum Teil mit BaseÂballschlägern beÂwaffnet, in der Stadt unterwegs um Flüchtlinge zu „klatschen“ bzw. auf der „Jagd nach Arabern“.[206]
In Köln, am Hauptbahnhof, wurde in der Nacht vom 12. auf den 13. NoÂvember 2016 ein ObÂdachloÂser (29 Jahre) verprügelt und angezündet. Er verstarb an den Brandverletzungen. Die Ermittler verÂmuten, Unbekannte hätten den Mann angeÂzündet haben, um die Spuren einer GeÂwalttat zu verwischen.[207]
Ungeklärte Fälle in Nordrhein-Westfalen
In Gelsenkirchen wurde am 27. Juli 1990 ein obdachloser Mann getötet.[208]
In Siegburg wurde im Juni 1993 durch einen Brandanschlag ein Obdachlosen- bzw. WohnÂheim für Ausländer in Brand gesetzt. Dabei wurden sechs Personen (10 bis 55 Jahre) getöÂtet und sieben weitere HeimÂbewohner wurden verletzt. Ein Kind (12 Jahre) wurde vermisst. Auf der Haustüre war ein HaÂkenÂkreuz aufgemalt, dass anÂgeblich schon länÂger dort angebracht worden sei.[209]
In Düsseldorf wurde am 10. Oktober 1993 ein obdachloser Türke durch MesÂserstiÂche getötet.[210]
In Düsseldorf explodierte am 27. Juli 2000 bei einem Sprengstoffanschlag am Bahnhof DüsÂseldorf-Wehrhahn eine Rohrbombe. Dabei wurden zehn MigranÂten, sie kamen vorwiegend aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion, auch leÂbensgeÂfährlich verletzt. Eine Frau die im fünften Monat schwanger war, verlor dadurch ihr ungeborenes Kind. Der oder die Täter konnten bisher nicht ermittelt werÂden.[211]
Rheinland-Pfalz
In Hachenburg (Westerwaldkreis) wurde am 28. Dezember 1990 der Kurde Nihad Yusufoglu (17 Jahre) auf ofÂfener Straße von einem Mitglied (20 Jahre) der neoÂnazistiÂschen „Taunusfront“ mit eiÂnem Messerstich durch den RüÂcken ins Herz ermordet. Nach der Tat wurde das Haus der Familie YusÂufoglu mit Steinen beÂworfen, Familienmitglieder bedroht, beleidigt und die Kinder wurÂden verÂprüÂgelt. Das Gericht in Koblenz verurteilte den Täter wegen Totschlags zu eiÂner FreiÂheitsÂstrafe von sechs Jahren. Eine rassistische Dimension der Tat wurde negiert.[212]
In Bad Breisig (Kreis Ahrweiler) wurde am 1. August 1992 der obÂdachlose Dieter Klaus Klein (49 Jahre) von zwei Skinheads (17 Jahre) im Park zusammengeÂtreÂten und mit einem KampfÂmesser geÂtöÂtet. Wegen gemeinÂschaftlichen Mordes wurÂden vom Landgericht Koblenz zu acht Jahren und drei Monaten beziehungsweise zu sechs Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafen verÂurteilt. Die offizielle StatisÂtik negiert das rassistische Motiv der Täter.[213]
In Koblenz wurde am 24. August 1992 der obdachlose Frank Bönisch (35 Jahre) von einem SkinÂhead (23 Jahre) erschossen. Der Täter schoss die gesamte MuniÂtion seines Revolvers auf eine Gruppe von Punks, Obdachlosen und DrogenabÂhängigen, die sich auf dem Zentralplatz befanÂden. Das LandÂgeÂricht Koblenz verurteilte den Skinhead Andy Johann H. wegen Mordes und weÂgen sieÂbenfacher Mordversuche zu 15 Jahren Freiheitsstrafe. Die offizielle Statistik neÂgiert die rasÂsistischen Motive des Täters.[214]
In Kandel (Landkreis Germersheim) wurde am 6. Dezember 2003 bei einem BrandanÂschlag eines Rassisten (22 Jahre) auf ein Wohnhaus für Ausländer die griechiÂschen WanÂderarbeiter Petros C. (22 Jahre) und Stefanos C. (23 Jahre) getötet. Das Landgericht Landau verurteilte den Täter Phillip R. (22 Jahre) im NoÂvember 2008 zu drei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe. Eine politische DiÂmension wurde negiert.[215]
Ungeklärter Fall in Rheinland-Pfalz
In Ludwigshafen am Rhein brannte am 3. Februar 2008 ein Wohnhaus, dass vorÂwieÂgend von türkiÂschen Familien bewohnt worden war. Dabei wurÂden neun MenÂschen getötet (fünf Kinder und vier Erwachsene): Ilyas Çalar (2 Jahre), Kennan Kaplan (2 Jahre), Karanfil Kaplan (4 Jahre) und Dilara Kaplan (11 Jahre); Hülya Kaplan (31 Jahre), Belma Özkapli (22 Jahre), Döne Kaplan (21 Jahre) und Medine Kaplan (48 Jahre). Im Erdgeschoss befand sich ein leerÂsteÂhendes ReÂsÂtauÂrant, dass im August 2006 mit Brandsätzen anÂgegrifÂfen worden war. Der beÂkannte Rassist und NeoÂnazi Malte R. wurde verdächtigt, den Brand gelegt zu haÂben. Er war Mitglied der rasÂsistischen Gruppe „LudwigsÂhafeÂner Nationalisten und RasÂsisten“ (LuNaRa). Am 23. Juli 2008 gab die StaatsÂanÂwaltÂschaft bekannt, dass die ErmittlunÂgen einÂgeÂstellt wurden – die Ursache für die Brandlegung bleibt ungeklärt. An den ersÂten Untersuchungen zur Brandursache waren unter anderem Sachverständige des LandeskriminalamÂtes (LKA) und des Bundeskriminalamtes (BKA) beteiligt. Auch Spürhunde waren im Einsatz.
2011 kamen Informationen an die Öffentlichkeit, nach dem der Neonazi Malte R. verdächtigt wurde, an diesem Brandanschlag beteiligt gewesen zu sein und dass er Kontakte zum Neonazi R. Wohlleben hatte, der als mutmaßlicher UnÂterstützer in München beim NSU-ProÂzess mitanÂgeklagt ist. Der VerÂdacht der BrandÂstiftung beruhte auf den Aussagen von zwei Mädchen, die das Feuer überlebten. GeÂgenüber den ErmittÂlern beÂstätigten sie, dass sie einen Mann im HausÂeingang gesehen hatten, der in einem KinÂderwagen Feuer gelegt habe und danach weggelaufen sei. Von psychologischen Gutachtern wurden die beiden Kinder dazu gebracht, ihre AusÂsagen zurückzuziehen. Vor dem Brand war es zu rechtsradikalen Drohungen gegen die türkischen Hausbesitzer gekommen. Die FamiÂlie sei nach ihrem Einzug in das Ludwigshafener Eckhaus von jungen deutÂschen Rechtsradikalen bedroht worden, melÂdete die Zeitung „Zaman“ unter BeÂrufung auf Angehörige der Opfer im südostÂtürkischen Gaziantep. Die Ludwigshafener FaÂmilie habe die Drohungen aber nicht ernst genommen. Das weitgehend zerÂstörte Gebäude war vor dem Brand mit Nazi-Symbolen beschmiert worden: im Erdgeschoss des GeÂbäudes fand sich an der Außenwand zwei Mal die Aufschrift „Hass“, wobei die beiden letzten Buchstaben jeweils im Stil der SS-Runen geschrieben waren. Bevor der türkische KulÂturverein in das ErdÂgeschoss gezogen war, beherbergten die vom Kulturverein angemieteten RäumÂlichkeiten einen Skinhead-Treffpunkt, später dann eine normale Gastwirtschaft. Mehrere türkische Zeitungen berichÂteten, dass in der Nähe des Brandortes in LudwigshaÂfen ein türkenfeindlicher Spruch an eine Wand gesprüht worden war. Am 23. Juli 2008 gab die Staatsanwaltschaft die Einstellung der Ermittlungen bekannt - Die Ursache bleibt bis heute ungeklärt, aber vieles deutet auf einen Nazi-BrandanÂschlag hin. Eine vorsätzliche Brandstiftung oder gar ein Brandanschlag sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, erklärte die StaatsanÂwaltschaft und ging von FahrÂlässigkeit aus. Der Brand sei an der Holztreppe durch eine Wärmequelle ausgeÂbrochen, die zu einem Schwelbrand geführt habe. Jedoch befanden sich am Brandherd keine Elektrokabel oder -geräte. Auf den türkiÂschen Kulturverein im ErdgeÂschoss dieses betroffenen Hauses, wurde bereits 2006 ein Brandanschlag verübt und es wurden Nazi-Schmierereien mit SS-RuÂnen an der Hauswand gefunden. Neonazis wohnten in der Nachbarschaft und wenige Monate vor dem 3. Februar 2008 gab es einen NaziaufÂmarsch unweit von Ludwigshafen.
Vor dem 3. Februar 2008 hatte Ministerpräsident Roland Koch (CDU), unterstützt von BunÂdeskanzÂlerin A. Merkel (CDU), im hessischen Wahlkampf mit rassistiÂschen Äußerungen die Stimmung gegen türkisch-stämÂmige Jugendliche massiv aufgepeitscht.[216]
Bis einen Monat nach dem Brand, hatten Ermittler keine Erklärung für die BrandÂursache abgeÂgeben. Kurt Beck jedoch, Ministerpräsident von Rheinland-PfalÂz und SPD-Vorsitzender, oriÂentierte am Tag nach dem Brand sofort auf die geÂwünschte Richtung der Untersuchung der Brandursache hin, inÂdem er erklärte, einen ausländerfeindlichen Hintergrund könne er nach dem Stand der ErmittlunÂgen nicht erkennen. Diese Äußerungen gleichen der seines ParteifreunÂdes, BMdI OtÂto Schily, der am 10. Juni 2004, einen Tag nach dem verÂheeÂrenden BombenattenÂtat in der KeupÂstraße in Köln, öffentÂlich erÂklärte, eine terÂroristiÂsche Dimension des AnÂschlags sei auszuschließen, weil es sich hier um eine Tat der allgemeinen Kriminalität handele. Damit gab Schily, ähnlich wie K. Beck, eine falÂsche RichÂtung vor und beÂstätigte gleichzeitig die beÂreits seit JahrÂen besteÂhende falÂsche OriÂenÂtieÂrung der SicherheitsÂbehörÂden.
Knapp zwei Wochen später nach dem Brand in Ludwigshafen, am 15. Februar 2008, brannte im badischen Aldingen (Landkreis Tuttlingen) erneut ein Haus nieder, in dem überwieÂgend aus der TürÂkei stammende Immigranten wohnten. Die PoliÂzei konnte sogleich kein fremdenÂfeindÂliches Motiv erkennen. Nahe Marburg in HesÂsen setzten Rassisten in der Nacht des 19. Februar 2008 ein Haus in Brand, schrien immigrantenfeindliche Losungen auf der Straße und beÂschmierten ein Haus mit denÂselben Parolen, wie sie in Ludwigshafen aufgefunden wurden. Glücklicherweise wurde das Feuer rechtzeitig bemerkt, so dass Verletzungen der Bewohner und größerer Schaden am Gebäude verhinÂdert werden konnten.[217]
Saarland
In Saarlouis (Landkreis Saarlouis) wurde am 19. September 1991 bei einem Brandanschlag auf ein Wohnheim für Ausländer der Ghanaer Samuel Kofi Yeboah (27 Jahre) getötet. Zwei aus Nigeria Geflüchtete wurden verletzt. Der Brandanschlag ist bis heute nicht aufgeklärt.[218]
In Völklingen starben am 30. September 1994 durch einen Brand in einem Wohnhaus in zwei MenÂschen. Nach Angaben der Polizei lebten in dem Hause auch Geflüchtete. Die Brandursache blieb unklar.[219]
In Sulzbach (Regionalverband Saarbrücken) wurde am 9. August 2002 der türkische Lehrling Ahmet Sarlak (19 Jahre) von zwei vorbestraften Rassisten geschlagen, getreten und schließÂlich geÂtötet. Die politische Dimension der Tat wurde anerÂkannt. Die beiden Täter wurÂden festgeÂnommen und das Landgericht Saarbrücken verurteilte den Haupttäter zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren.[220]
Ungeklärter Fall im Saarland
In Homburg-Schwarzenacker erschoss 7. Mai 2017 ein Neonazi (61 Jahre) seine Nachbarin Ramona S. in ihrem Pkw. Sie war mit ihrer Familie 1997 aus Rumänien nach Deutschland gekommen. Der Täter äußerte vor dem Mord häufig, dass die rumänische Familie „in der Straße nichts verloren“ habe. Nach der Tat flüchtete er mit seinem Pkw und tötete sich selbst.[221]
Sachsen
In Dresden starb am 23. Februar 1991 ein Afghane an den Folgen eines rassistiÂschen Überfalls, weÂgen nicht erhaltener medizinischer Hilfe.[222]
In Dresden wurde am 31. März 1991 Jorge Joao Gomondai (28 Jahre) aus Mosambik von SkinÂheads aus einer fahrenden Straßenbahn der Linie 7 geworfen. Nach sechs Tagen, am 6. April, erlag GoÂmondai seinen schweren KopfverletzunÂgen. Der TrauÂermarsch, über 3.000 TeilnehÂmer, wurde geÂstört mit Rufen wie „Sieg Heil“ und „Ausländer raus“. Gomondai war 1981 aus MoÂsambik als „VerÂtragsÂarbeiter“ nach Dresden gekommen und arbeitete dort im SchlachtÂhof. Das Landgericht Dresden verÂurteilte einen Täter am 29. Oktober 1993 wegen fahrläsÂsiger TöÂtung zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren ohne BewähÂrung. Zwei weitere Täter wurÂden zu Bewährungsstrafen von eineinÂhalb Jahren verurÂteilt.[223]
Am 1. Juni 1991 wurde Gerhard Sch. (43 Jahre) am Leipziger Hauptbahnhof (Sachsen) von zwei Neonazis verprügelt und aus der Straßenbahnlinie 17 gestoÂßen. Zuvor hatten die beiden Männer mit Springerstiefeln und einem T-Shirt mit Reichsadler andere Fahrgäste angepöbelt und angerempelt. Als Gerhard Sch. daÂraufhin das Verhalten lautstark als protestierte, begannen die beiden Skinheads ihn zu treten und zu schlagen und warfen ihn aus der fahrenden StraßenÂbahn. WeÂnige Tage später verstarb der 43-Jährige an seinen schweren Verletzungen. In der anschließenden Berichterstattung der Leipziger Volkszeitung heißt es, der Täter sei als „SkinÂhead“ beschrieben, identifiziert und zur Fahndung ausgeschrieben worden. Auf eine parlamenÂtarische Anfrage im Jahr 2014 antwortet die SächsiÂsche Landesregierung, der Fall sei ihr unbekannt.[224]
In Elsterheide-Geierswalde (Landkreis Bautzen) wurde am 11. Oktober 1992 eine DisÂkothek von „Sieg-Heil“ brüllenden Neonazis überfallen. Dabei wurde die AusÂhilfskellnerin WalÂtraud Scheffler (ohne Altersangabe) so schwer verletzt, daß sie am 23. Oktober an den Folgen verÂstarb. Das JugendÂschöffengericht BautÂzen verurÂteilte den Täter zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren. Eine politische Dimension der Tat wurde negiert.[225]
In Hoyerswerda (Landkreis Bautzen) wurde in der Nacht zum 19. FebÂruar 1993, bei einem Überfall von mehreren Skinheads, Mike Zerna (22 Jahre) zuÂsammenÂgeschlagen, wobei sie rieÂfen „Schlagt die Zecken tot“. Danach kippten die AnÂgreifer ein Auto auf den am Boden liegenÂden M. Zerna, der sechs Tage später, am 25. Februar 1993, an seinen Verletzungen verstarb. Das Landgericht Bautzen verurÂteilte im Juli 1994 zwölf Tatbeteiligte (19 bis 25 Jahre) zu BeÂwährungs- bzw. HaftstraÂfen bis zu vier Jahren.[226]
In Dresden wurde bei einem Brand in einem Wohnheim für Ausländer am 10. Juni 1993 ein MosamÂbikaner getötet. Bei den Ermittlungen wurde ein BrandanÂschlag ausgeschlossen.[227]
In Leipzig wurde am 28. Mai 1994 Klaus R. (43 Jahre) von sechs Jugendlichen zu Tode geprüÂgelt, weil der gebeten hatte, die Musik leiser zu stelÂlen. Das LandÂgericht Leipzig verurteilte den Haupttäter zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und die fünf Mittäter kamen mit niedrigen Haft- bzw. BewähÂrungsstrafen daÂvon.[228]
In Leipzig wurde am 3. August 1994 ein Vietnamese (33 Jahre) erstochen. Eine politische DiÂmenÂsion der Tat wurde negiert.[229]
In Zittau (Landkreis Görlitz) wurde am 20. November 1994 Michael Gäbler (18 Jahre) von einem Skinhead (17 Jahre) erstoÂchen. Im Juni 1995 sprach das Landgericht Görlitz den Täter frei, weil der in „Notwehr“ gehandelt hätte.[230]
In Hohenstein-Ernstthal (Landkreis Zwickau) am Stausee Oberwald wurde am 28. Mai 1995 u. a. der Bundeswehrsoldat Peter T. (24 Jahre) von etwa 10 SkinÂheads (21 bis 24 Jahre) angegrifÂfen und verÂstarb am 12. Juni 1995 an den FolÂgen dieser Tat. Das Opfer war angegriffenen PaÂkistani zu Hilfe gekommen. AnÂscheinend wurde die Polizei erst nach dem Tod von Peter T. von dem AnÂgriff inforÂmiert. Das Landgericht Chemnitz verurteilte acht Angeklagte zu Strafen zwiÂschen zehn Monaten auf Bewährung und drei Jahren und zehn Monaten GefängÂnis. Das GeÂricht konnte nicht klären wer der Mörder war. Eine politische DimenÂsion der Tat wurde negiert.[231]
In Leipzig-Großzschocher wurde am 17. Dezember 1995 der homosexuelle Gerhard Helmut B. (19 Jahre) von drei gleichalterigen Jugendlichen gequält und ermordet. Sein Leichnam wurde erst im April 1996 entdeckt. Die drei Täter wurden vom Landgericht Leipzig zu Jugendstrafen zwischen dreieinhalb und acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt.[232]
In Leipzig-Grünau trafen am 30. Dezember 1995 in der Straßenbahn Linie 15 Steffen S. (21) und Marlon S. (20) den schlafenden und betrunkenen Obdachlosen Horst K. (43 Jahre). Sie zündeten den SchlaÂfenden an und der Polyester seiner Jacke geriet sofort in Brand. HerbeieiÂlende Fahrgäste verÂsuchten das Opfer zu löschen, aber die Hilfe kam zu spät. Das Opfer starb wenig später an VerbrenÂnungen zweiÂten und dritten Grades, die er auf 40 Prozent seiner KörÂperfläche erlitten hatte. Die Täter stiegen unÂmittelbar nach der Tat in den nächsten StraßenÂbahnwagen und beobachÂteten und kommenÂtierten ihre Tat. Marlon S.: „Jetzt brennt er.“ Daraufhin Steffen S.: „It’s cool“. Laut Aussage im ProÂzess soll Steffen zu Marlon gesagt haben: „Zünd ihn doch einfach mal an“. Ein Gericht verurteilte Steffen S. wegen Mordes, den das Gericht als „vorsätzÂlich heimtückisch und grausam“ einstufte, zu einer FreiÂheitsstrafe von achtÂeinhalb Jahren. MarÂlon S. wurde wegen schlimmster Form unterlassener HilfeÂleistung zu einer einjährigen Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf BeÂwährung, verurteilt.[233]
In Leipzig-Wahren wurde am 8. Mai 1996 Bernd Grigol (43 Jahre) nach einer SaufÂtour von drei Skinheads zusammengeschlagen und erstochen. Die Täter verÂsenkten den Leichnam im Ammelshainer See, wo sie eine Woche später gefunden worden war. Nach einem RevisionsÂverfahÂren vor dem BundesgerichtsÂhof wurde Rainer S., er wurde als Haupttäter klassifiziert, wegen MorÂdes zu vierÂzehneinhalb Jahren FreiheitsstraÂfe, seine Komplizen zu acht und zehn Jahren FreiÂheitsentzug verurÂteilt.[234]
In Leipzig-Lindau wurde am 23. Oktober 1996 der Syrer Achmed Bachir (30 Jahre) vor einem GeÂmüseladen von zwei Neonazis (18 und 20 Jahre) durch einen MessÂerstich ins Herz getötet. Wegen Mordes erhielt der Haupttäter neuneinhalb Jahre Freiheitsstrafe. Eine politische DiÂmenÂsion der Tat wurde neÂgiert.[235]
In Leipzig wurde am 4. Juli 1998 der portugiesische Zimmermann Nuno Lourenco (49 Jahre) nieÂderÂgeÂschlagen und verstarb am 29. Dezember 1998 in PorÂtuÂgal an den Folgen des Angriffs. Die acht AnÂgreifer (15 bis 20 Jahre) wollten nach dem WM-AusscheiÂden der deutÂschen FußÂball-Elf „AuslänÂder klatÂschen“. Das Landgericht Leipzig verurteilte im September 1999 den Haupttäter, ein Elektro-Lehrling, zu vier Jahren FreiheitsÂstrafe wegen Körperverletzung mit ToÂdesfolge. Seine Komplizen erhielten Bewährungsstrafen.[236]
In Oberlungwitz (Landkreis Zwickau) wurde am 3. Oktober 1999 der Maler-LehrÂling Patrick Thürmer (17 Jahre) nach einem Besuch eines Punk-Konzertes auf dem Heimweg von drei NeÂonazis überÂfallen und mit Fußtritten, einer Axt und einem Billardqueue so schwer am Kopf verletzt das er am nächsten Tag im KranÂkenhaus verstarb. Das Landgericht Chemnitz verurÂteilte den HauptÂtäter (23 Jahre) wegen Todschlag zu elf Jahren Freiheitsentzug. Eine politische Dimension der Tat wurde neÂgiert.[237]
In Weißwasser (Landkreis Görlitz) wurde am 28. Januar 2000 der obdachlose Glasdesigner Bernd Schmidt (52 Jahre) in seiner Baracke von drei Rassisten (15 bis 16 Jahre) über einen Zeitraum von drei Tagen zu Tode geprügelt und getreten. ZeitÂweise waren zwei Mädchen ZeuÂgen des Geschehens. B. Schmidt verstarb am 31. Januar 2000 an HirnÂblutungen und an einer Lungenentzündung als Folge der MissÂhandÂlungen. Einer der Täter bezeichnete das Opfer bei seiner Vernehmung in der GeÂrichtsÂverÂhandlung als „menschlichen Schrott“. Er wurde zu sieben JahÂren FreiÂheitsentzug verurteilt. Der zweite Täter erhielt eine Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren. Der Dritte erhielt eine FreiheitsÂstrafe von einem Jahr auf BeÂwährung. Die beiden MädÂchen blieben ebenso straffrei, wie die beiden PoliÂzisten, die keine ErÂmittlungen zum Tod von B. Schmidt aufgenommen hatten. ObÂwohl die soziÂaldarÂwinistiÂsche Motivation der Tat augenÂscheinlich war, wurde die rassistiÂsche Dimension der Tat negiert.[238]
Im Stadtpark von Freiberg (Landkreis Mittelsachsen) wurden am 5. Oktober 2000 zwei ObÂdachÂlose von JuÂgendlichen brutal zusammengeschlagen. Ein Mann erlitt dabei tödliche VerletÂzungen. Er war schlafend mit einer Schnapsflasche erschlaÂgen worden.[239]
In Stauchitz (Landkreis Meißen) wurde am 20. April 2003 [sic] der arbeitsÂlose und alÂkoholÂkranke ehemaÂlige Stahlarbeiter Günter T. (35 Jahre) im JugendÂclub „GiftÂmische Stauchitz“ über zwei StunÂden misshandelt. Er verstarb zwei Tage später an seinen schweren Verletzungen. Vier RassisÂten (29 bis 36 Jahre) hatten den beÂwusstlosen und damit wehrlosen Mann nackt ausgezogen, mit WasÂser überÂgossen und den Mund zuÂgehalten. Das Landgericht Dresden verÂurteilte die AngeÂklagten lediglich wegen KörperverletÂzung und unÂterlassener HilfeÂleisÂtung zu Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren zur BewähÂrung.[240]
In Leipzig wurde am 4. Oktober 2003 Thomas K. (16 Jahre) von dem rechtsextremen Lehrling René M. mit einem Messer schwer verletzt, dass er kurze Zeit danach im Krankenhaus den Verletzungen erlag.[241]
In Leipzig wurde am 23. August 2008 der obdachlose Karl-Heinz Teichmann (59 Jahre) von MiÂchael H., einem Neonazi (18 Jahre) am SchwaÂnenteich zweiÂmal brutal verÂprüÂgelt und zuÂsammengeÂtreten. Zwischendurch verÂließ der Mörder den Tatort um sich mit Freunden zu trefÂfen. Das Opfer verstarb zwei Wochen später am 6. SepÂtember im Krankenhaus. Das Landgericht Leipzig verurteilte am 27. März 2009 Michael H. aus Delitzsch wegen heimtückiÂschen Mordes zu acht Jahren und drei Monaten FreiÂheitsstrafe. Ein Komplize (21 Jahre) von Michael H. blieb ohne Strafe. Eine politische DiÂmension der Tat wird neÂgiert.[242]
In Dresden wurde am 1. Juli 2009 die schwangere Apothekerin Marwa El-Sherbini (31 Jahre) in eiÂnem Gerichtssaal des Landesgerichtes vom Neonazi Alex W. erstochen. Ihr Ehemann wurde ebenÂfalls niedergestochen und von einem hinzueiÂlenden Polizisten irrtümÂlich angeÂschosÂsen. Er überlebte schwer verletzt. Das Landgericht Dresden verurteilte Alex W. im November 2009 wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.[243]
In Leipzig wurde in der Nähe des Hauptbahnhofes am 24. Oktober 2010 der IraÂker Kamal Kilade (19 Jahre) von Daniel K. (29 Jahre) und Marcus E. (33 Jahre), zwei einschlägig vorbeÂstrafte NeonaÂzis, mit MesÂserstichen getötet. Das LandgeÂricht Leipzig verurteilte im Juli 2011 Marcus E. wegen ausÂländerfeindliÂche motiÂvierten Mordes zu 13 Jahren Haft mit anschließender SicherungsverwahÂrung. Sein Komplize erhielt drei Jahre Freiheitsentzug wegen gefährlicher KörÂperverÂletzung und er wurde wegen seiner Alkoholprobleme in eine EntziehungsÂanstalt einÂgewiesen.[244]
In Oschatz wurde am 27. Mai 2011 der obdachlose André Kleinau (50 Jahre) von sechs NeÂoÂnaÂzis so sehr misshandelt, dass er am 1. Juni 2011 in einem KranÂkenhaus an seiÂnen schweren Verletzungen verÂstarb. Am 8. Juni wurden drei Täter (25 bis 36 Jahre) von der Polizei festgeÂnommen. Der HauptÂtäter hatte vor der Tat in sozialdarwinistischer Manier bereits verkündet, „PenÂner“ und „KanaÂken“ fertig machen zu wollen. Das Landgericht Leipzig verurteilte wegen TotÂschlags am 25. Januar 2013 Ronny S. zu zehn Jahren und Sebastian B. zu 13 JahÂren FreiÂheitsentÂzug. Drei jugendliche Komplizen, zur Tatzeit 16 und 18 Jahre alt, wurden zu FreiÂheitsÂstrafen bis zu drei Jahren verurteilt. Silvio H. erhielt wegen unterlassener Hilfeleistung eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten. Eine poliÂtische DimenÂsion wird negiert.[245]
Ungeklärte Fälle in Sachsen
In Dresden machten 1991 Neonazis Jagd auf einen Ausländer, weil er „GlücksÂspieler“ geweÂsen sei. Er brach mit einer HerzattaÂcke zusammen.[246]
In Leisnig (Landkreis Mittelsachsen) wurde in der Nacht zum 24. Februar 1991 ein Wohnheim für Flüchtlinge von etwa 70 Neonazis, darunter die Gruppe „Jungsturm Leisnig“ (JSL), überÂfallen, wobei es zahlreiche Verletzte, zum Teil Schwerverletzte gab. Da bei dem Überfall auch die gesamte EinÂrichtung des Wohnheims demoliert wurde, flüchteten die Flüchtlinge, 60 MenÂschen aus AfÂghaÂnistan, Iran und Pakistan, in panischer Angst nach Delitzsch und verbrachten eine kalte Nacht im Wald. Bei einem Zwischenhalt in Delitzsch starb ein Mann aus AfghanisÂtan, woraufhin 40 Menschen weiter zur Zentralen AufnahmeÂstelle für AsylbeÂwerber in SchwalÂbach (Hessen) flüchteten.[247]
Sachsen-Anhalt
In Magdeburg wurde am 9. Mai 1992 ein Fest von Punks im Lokal „Elbterrassen von etwa 60 NeoÂnazis überfallen. Der Punk Thorsten Lamprecht (23 Jahre) starb zwei Tage später an den Folgen einer SchädelfrakÂtur. Ende Februar 1995 wurde Frank F. (23 Jahre) aus Wolfsburg, er war einer der Täter, vom Landgericht Magdeburg wegen gefährlicher Körperverletzung in TatÂeinheit mit LandfrieÂdensÂbruch in einem besonÂders schweren Fall zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Obwohl mehÂrere Zeugen ausgesagt hatten, dass er mit einem Baseball-Schläger das Opfer auf den Kopf geschlagen hatte, blieb das GeÂricht bei seiner AuffasÂsung.[248]
In Staßfurt (Salzlandkreis) wurde am 22. Januar 1993, kurz nach MitÂternacht, auf dem Hof des PoliÂzeiÂreviers ein Rumäne (21 Jahre) von eiÂnem Polizisten (53 Jahre) von hinten erschosÂsen. Gegen den inzwischen vom Dienst suspendierten Beamten wurde wegen des Verdachts der fahrlässigen TöÂtung erÂmittelt. Die TöÂtung wurde mehr als zwei Wochen von den zuständigen BeÂhörden der ÖfÂfentlichÂkeit geÂgenüber verschwiegen. Ein Tag zuvor war in BitÂterfeld (SachÂsen-AnÂhalt) ein junger Mann ebenÂfalls von hinten von einem PoliÂzisten erÂschossen worden. Der Staßfurter Polizist wurde im Februar 1994 von eiÂnem Schöffengericht am Amtsgericht Staßfurt wegen fahrläsÂsiger Tötung zu einer GeldÂstrafe von 13.500 DM verurteilt. Die StaatsÂanwaltÂschaft hatte einen BeÂtrag von 7.500 DM geforÂdert.[249]
In Obhausen (Saalekreis) wurden am 24. April 1993, bei eiÂnem ÜberÂfall auf eine DisÂkoÂthek durch etwa 50 vermummte und mit Baseball-Schlägern bewaffÂneten Skinheads vier Personen verletzt und Matthias Lüders (23 Jahre) wurde durch einen Schädelbasisbruch schwer verletzt und er verstarb am 27. April 1993 an seiÂnen Verletzungen. Gegen einen mutmaßlichen Täter war ein HaftÂbeÂfehl erlasÂsen worden. Von 15 namentlich bekannÂten TatverÂdächtigen waÂren zuÂerst sechs SkinÂheads in UnÂterÂsuÂchungshaft. Vier davon wurden im Mai vor dem LandÂgericht Halle angeklagt. Sie bestritten die Tat – sie wären nur als „MitÂläufer“ daÂbei geÂwesen. Im FebÂruar 1994 verurteilte das Landgericht Halle einen Skinhead zu einer Jugendstrafe von dreiÂeinÂhalb JahÂren.[250]
In Quedlinburg wurden am 5. Mai 1994 der obdachlose Eberhart Tennstedt (43 Jahre) und ein weiÂteÂrer Obdachloser von drei Rassisten geschlaÂgen und mit Schüssen aus einer Gaspistole in einen Fluss getrieben. Der Begleiter von Tennstedt konnte sich retten, Tennstedt ertrank. Die Täter gaben an, „Penner“ würden nicht ins Stadtbild passen. Das Landgericht Magdeburg verÂurteilte im DeÂzember 1994 einen Täter (21 Jahre) wegen Aussetzung einer hilflosen Person und Körperverletzung mit ToÂdesfolge zu einer Jugendstrafe von drei Jahren. Ein KiÂoskbesitzer, er hatte die Täter aufgefordert E. Tennstedt zu vertreiben, und die Mittäter wurden zu BewähÂrungsstrafen verurteilt.[251]
In Magdeburg starb am 27. September 1994 der Algerier Farid Boukhit (30 Jahre) an den FolÂgen der VerletÂzungen, die er sich bei einem Angriff von NeoÂnazis am 12. Mai 1994 zugeÂzogen hatte.[252]
In Magdeburg wurde am 23. Januar 1997 ein Obdachloser angegriffen, der am nächsten Tag an seinen Kopfverletzungen verstarb.[253]
In Magdeburg-Olvenstedt wurde am 8. Februar 1997 der Punk Frank Böttcher (17 Jahre), er wartete auf eine Straßenbahn, von einem Neonazi (17 Jahre) überÂfallen, geÂtreten und erstochen und verstarb am 9. Februar 1997 an seinen schweÂren Verletzungen. Das Landgericht MagdeÂburg verurteilte den Täter im Juni 1997 zu Jugendstrafe von sieben Jahren Freiheitsentzug weÂgen TotÂschlags.[254]
In Wettin-Löbejün-Schlettau (Saalekreis) wurde am 8. Oktober 1999 der beÂhinÂderte Hans-WerÂner Gärtner (37 Jahre) von drei Rassisten (25 bis 27 Jahre) stundenlang zu Tode geÂquält. Ihr Opfer hätte wegen seiner geistigen BeÂhindeÂrung, so ihre sozialdarwinistischen Einstellungen, es „nicht verÂdient zu leÂben“. Im OkÂtober 2000 verurteilte das Landgericht Halle drei Täter weÂgen Mordes zu lebensÂlanÂgen FreiheitsstraÂfen.[255]
In Halle-Neustadt wurde am 29. Dezember 1999 der beÂhinderte Jörg Danek (39 Jahre) von drei NeÂonazis (19, 22 und 32 Jahre) im unterirdiÂschen S-BahnÂhof verprügelt. Ein Täter trat dem Wehrlosen mit Stiefeln gegen den Kopf. Er verstarb am nächsten Tag im Krankenhaus. Der HauptÂtäter (32 Jahre) erhielt bei einer Revisionsverhandlung wegen Mordes eine lebensÂlange FreiÂheitsÂstrafe. Ein Komplize wurde zu einer FreiheitsÂstrafe von neuneinhalb Jahren verurÂteilt.[256]
In HalberÂstadt (Landkreis Harz) wurde am 29. April 2000 der Rentner Helmut Säckers (60 Jahre) von Andreas P. (29 Jahre), einem Skinhead, er war sein NachÂbar, mit vier Messerstichen getötet. Das Landgericht Magdeburg sprach im NoÂvember 2000 den Täter frei, weil er angebÂlich in Notwehr geÂhanÂdelt habe Der BundesÂgerichtshof (BGJ) in Karlsruhe hob im Juli 2001 das Urteil auf und verÂwies es zur erneuten VerÂhandlung nicht an das Landgericht Magdeburg, sondern an das LandÂgeÂricht Halle, wo Andreas P. im April 2005 nach acht Monaten VerÂhandÂlung freigesprochen wurde. Die StaatsanÂwaltschaft hatte wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge sechseinhalb Jahre FreiheitsÂentzug gefordert.[257]
In Dessau wurde am 11. Juni 2000 Alberto Adriano (39 Jahre) aus MoÂsambik im Stadtpark von drei Skinheads (16, 16 und 24 Jahre) überfallen und misshanÂdelt. Ihm wurde die Kleidung vom Leib geÂrisÂsen. Adriano verstarb im KrankenÂhaus, nach dem er drei Tage im Koma lag. Die Täter hatten ihn angeÂbrüllt: „Was willst du hier in DeutschÂland“. Sie wurden wegen gemeinÂschaftlich begangenen Mordes zu Freiheitsstrafen verurteilt. Adriano war 1980 als „VerÂtragsÂarbeiter“ in die DDR gekomÂmen und dort in einer Kunststoff-Fabrik tätig. In der Wende-Zeit verliebt er sich in eine Deutsche und sie heiraten 1992. Er fand Arbeit in FleischÂzentrum und 1998 zogen sie nach Dessau. Sie haben drei Kinder. Das OberlanÂdesgericht Naumburg verurÂteilte am 30. September 2000 Enrico H. (24 Jahre) wegen Mordes zu lebenslanger FreiheitsÂstrafe. Christian R. und Frank M. wurden jeweils zu neun Jahren Haft verurteilt. Der VorsitÂzende Richter erhielt einen Drohbrief: „Glauben Sie, wir hätten Magdeburg enttrümmert, um es andeÂren Menschen zu überlassen?“. Auch die Witwe von Alberto Adriano erhielt einen Drohbrief: „Wir werden Sie vernichten. Die drei Jungs haben das richtig geÂmacht“.[258]
In Milzau (Saalekreis) wurde am 25. März 2001 Willi Worg (38 Jahre) von fünf Neonazis (14 und 19 Jahre) zusammengetreten und so schwer verletzt das er drei Tage später im Krankenhaus verÂstarb. Die Täter wurden in UntersuchungsÂhaft geÂnommen. Die Jugendkammer des LandgeÂrichts Halle verÂurteilte am 13. NoÂvember 2001 fünf Angeklagte wegen Mordes und Beihilfe zu Freiheitsstrafen zwiÂschen vier und acht Jahren. Eine politische Dimension der Tat wurde neÂgiert.[259]
In Naumburg (Burgenlandkreis) wurde am 20./21. März 2003 der homosexuelle Möbeltischler AnÂdreas Oertel (40 Jahre) in seiner Wohnung von mehreren NeÂonazis (15 bis 17 Jahre) in seiner WohÂnung über zwei Tage hinweg ausgeraubt, zusammengeschlaÂgen und gewürgt. Er verstarb am 21. März an seinen VerletÂzunÂgen. Das Landgericht Halle verurteilte im August 2004 zwei vorbestrafte Brüder (26 und 29 Jahre) wegen Raubes mit Todesfolge zu Freiheitsstrafen von 15 bzw. 14 Jahren und sechs Monaten. Drei weitere Mittäter wurden in einem separaten Verfahren zu Jugendstrafen von achteinÂhalb bis neun Jahren Freiheitsentzug verÂurteilt.[260]
In Burg (Landkreis Jerichower Land) wurde am 30. Januar 2004 vor einer DiskoÂthek der WohÂnungsÂlose Martin Görges (46 Jahre) von fünf Neonazis (16 bis 22 Jahre) überfallen und zusamÂmengeÂschlaÂgen. Sie töÂteten ihn durch einen „BordÂsteinÂkick“. Das Landgericht Stendal verurteilte die Täter zu Jugendstrafen zwiÂschen drei und sieben Jahren. Eine politische DimenÂsion der Tat wurde neÂgiert.[261]
In Güsten (Salzlandkreis) wurde am 5. Juni 2004 der obdachlose Edgar R. (47 Jahre) von drei MänÂnern (23 bis 29 Jahre) totgeschlagen und -getreten.[262]
In Dessau wurde am 7. Januar 2005 Oury Jalloh (36 Jahre), Asylbewerber aus Sierra Leone, in PoliÂzeigeÂwahrÂsam getötet. Der Landtag SachÂsen-Anhalt hat im Juni 2018 Jerzy Montag und Manfred Nötzel engagiert, die den Rechtsausschuss des Landtages bei der Aufarbeitung der Ermittlungen zum Tod von O. Jalloh beraten soll. In zwei großen Verfahren in Dessau und Magdeburg mussten sich Polizisten verantworten, jedoch blieben entscheidende Fragen offen. Die zustänÂdige StaatsanwaltÂschaft Halle hatte das Verfahren im Oktober 2017 eingestellt.[263]
In Dessau wurde 1. August 2008 der obdachlose und geistig behinderte Hans-Joachim Sbrzesny (50 Jahre) von den Neonazis Sebastian K. (23 Jahre) und Thomas F. (34 Jahre) in sozialdarwiÂnistischer Manier in einem Park verprügelt und getötet, weil sie keine „Penner“ oder „AsoziÂale“ wollten. Das Landgericht Dessau verurteilte im April 2009 Sebastian K. zu einer lebenslangen FreiheitsÂstrafe und Thomas F. erhielt, wegen seiner mutmaßlich hohen AlkoholiÂsierung zur Tatzeit nur 12 Jahre Haft. Eine politische DiÂmension der Tat wurde neÂgiert.[264]TSP
In Magdeburg wurde am 17. August 2008 der Kunststudent Rick LanÂgenstein (20 Jahre) von BasÂtian O. (19 Jahre), einem einschlägig vorÂbestraften Neonazi, vor eiÂner Diskothek zu Tode geÂprügelt und getreten. Eine poÂlitische DiÂmension der Tat wird negiert. Das Landgericht MagÂdeburg verurteilte im Mai 2009 den Täter zu einer Jugendstrafe wegen Totschlags zu acht JahÂren Freiheitsentzug.[265]TSP
In Bernburg (Salzlandkreis) wurde am 24. August 2008 Marcel W. (18 Jahre) vom Neonazi David B. (20 Jahre) getötet, nach dem er ihn mehrere Stunden missÂhanÂdelt hatte. Das LandgeÂricht MagdeÂburg verurteilte David B. wegen Totschlags zu einer FreiÂheitsstrafe von acht JahÂren. Der Täter war bereits vorbestraft wegen geÂfährliÂcher Körperverletzung, Bedrohung von Ausländern und wegen zeiÂgen des HitlerÂgrußes. Ein politischer Hintergrund der Tat wird neÂgiert.[266]
Ungeklärter Fall in Sachsen-Anhalt
In Güsten (Salzlandkreis) wurde am 5. Juni 2004 der obdachlose Edgar R. (47 Jahre) von drei RasÂsisten (23 bis 29 Jahre) geschlagen und getreten. Das OpÂfer verstarb an den Folgen seiner schweren VerletÂzungen.[267]
In Magdeburg (Sachsen-Anhalt) starb am 18. Februar 2005 ein alkoholisierter Obdachloser (51 Jahre) auf einer PoÂlizeiÂwaÂche vermutlich an Unterkühlung.[268]
Schleswig-Holstein
In Flensburg wurde am 31. Dezember 1990 ein unbekannter Obdachloser N. N. (31 Jahre) von einem Skinhead so zuÂsammengetreten, dass er sechs Tage später, am 6. Januar 1991, an den Folgen des Überfalls verstarb. Da das Opfer entgegen des Rates der Ärzte das Krankenhaus vorzeitig verlässt, wurde der Täter (21 Jahre) am 20. April 1993 vom Landgericht Flensburg lediglich wegen gefährliÂcher Körperverletzung zu drei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Dabei wurden kleiÂnere Delikte wie DiebÂstähle und Raub berücksichtigt.[269]
In Flensburg wurde am 19. März 1992 der obdachlose Ingo Finnern (31 Jahre), nachdem er sich als Sinto zu erkennen gegeben hatte, von einem Rassisten im Hafen ertränkt. Das Landgericht Flensburg verurteilte den Skinhead Sascha D. (21 Jahre) zu fünf Jahren Jugendhaft. Eine poliÂtische also neonaÂzistische DimenÂsion der Tat und des Täters konnte das Gericht nicht erkenÂnen.[270]
In Mölln im Kreis Herzogtum Lauenburg (Schleswig-Holstein) wurden am 23. NoÂvember 1992 Yeliz Arslan (10 Jahre), Ayse YilÂmaz (14 Jahre) und Bahide Arslan (51 Jahre), durch einen von RasÂsisten verübten Brandanschlag auf ihr Wohnhaus, getötet. Neun weitere Bewohner wurden schwer verletzt. Das OberÂlandesgericht Schleswig verurteilte die beiden Neonazis M. Peters und L. ChrisÂtiÂansen (19 Jahre) wegen dreifachen Mordes in Tateinheit mit versuchtem Mord an sieben Menschen den NeoÂnazi M. Peters (25 Jahre) zu einer lebenslangen FreiÂheitsstrafe und den Neonazi L. ChristiaÂnsen (19 Jahre) zu zehn Jahren JugendÂhaft.[271]
Der Neonazi Bernd Tödter (21 Jahre) verprügelte 1993 in Bad Segeberg mit einem Komplizen einen ObÂdachlosen zu Tode. Dafür wurde er wegen KörperÂverÂletzung mit Todesfolge 1993 in Kiel zu dreiÂeinhalb Jahren Haft verurteilt, ein „unverÂständlich geringes Urteil für einen glatten Mord“, wie es in SicherheitskreiÂsen heißt. Noch in der Haftzeit in Neumünster soll sich T. über das „unwerte LeÂben“ geäußert haben, dass er mit seiner Tat beseitigte.[272]
In Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) wurde am 25. Dezember 1993 bei einem BrandÂanÂschlag auf ein Flüchtlingsheim ein Türke getötet.[273]
In Lübeck wurde 5. September 1995 ein Wohnhaus das von türÂkiÂschen Familien bewohnt wurde durch Brandsätze angegriffen. Dabei wurden eine Türkin und ein Deutscher geÂtötet.[274]
In Lübeck (Schleswig-Holstein) wurde am 18. Januar 1996, durch einen rassistiÂschen BrandÂanschlag auf ein Wohnheim für Ausländer, 10 Personen getötet: MoÂnika Maiamba Bunga (27 Jahre), Nsuzana Bunga (7 Jahre), Francoise Makodila Landu (32 Jahre), Miya Makodila (14 Jahre), Christelle MakoÂdila Nsimba (8 Jahre), Legrand MakoÂdila Mbongo (5 Jahre), Jean-DaÂniel MaÂkoÂdila Kosi (3 Jahre), Rabia El OÂmari (17 Jahre), Christine Makodila (17 Jahre) und Sylvio Bruno Comlan Amoussou (27 Jahre). 36 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Täter konnten unerkannt entkommen. Gegen vier Neonazis aus dem mecklenburgischen GreÂvesmühlen wurde so gut wie gar nicht ermittelt. Bei dem Prozess verschwanden BeweisÂmittel, Geständnisse eines NeoÂnazis wurden ignoriert und es wurde sogar gegen ein Opfer des Anschlages ermittelt.[275]
An der Raststätte Roseburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) wurde am 23. Februar 1997 der PoÂliÂzist Stefan Grage (33 Jahre) vom flüchtenden Neonazi Kay DiesÂner (24 Jahre) erschosÂsen. Ein Kollege von S. Grage wurde schwerverletzt. Das LandgeÂricht Lübeck verurteilte K. Diesner wegen Mordes zu lebenslanger FreiÂheitsÂstrafe.[276]
In Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) wurde am 12. September 2000 der obÂdachlose Malte Lerch (45 Jahre) von zwei Skinheads (jeweils 23 Jahre) getötet. Das Landgericht Flensburg verurÂteilte im Juli 2001 die beiden Täter zu jeweils sieben Jahren Freiheitsstrafen. Eine politiÂsche DimenÂsion der Tat wurde neÂgiert.[277]
In Brinjahe (Kreis Rendsburg-Eckernförde) wurde am 14. Juli 2007 der JugendÂliche M. S. (17 Jahre) von einem einschlägig vorbestraften Neonazi und Soldaten der BunÂdesÂwehr mit eiÂner EisenÂstange erschlagen und dabei getötet. Das Opfer war als „SpitÂzel“ beschimpft worÂden. Das Landgericht Kiel verurteilte den Täter wegen Totschlags zu einer Gefängnisstrafe von 12 JahÂren und sechs Monaten. Eine poÂlitische Dimension der Tat wird negiert.[278]
Ungeklärter Fall in Schleswig-Holstein
In Lübeck-St. Jürgen wurde im Juni 1996 bei einem Brandanschlag auf ein Studentenwohnheim der Fachhochschule ein Student getötet. Die Namen aller nicht-deutschen Studenten an den Klingeln der Eingangstür waren durchgestrichen worden und es wurden HakenkreuzschmiereÂreien an Wänden festgestellt.[279]
Thüringen
In Erfurt-Stotternheim wurde am 3. August 1992 der polnische SaiÂsonarbeiter IÂreneusz SyzÂderski (24 Jahre) von drei Rassisten in einem Discozelt so schwer verprüÂgelt und an Kopf und Rücken verletzt, dass er an seinen VerletÂzungen verÂstarb. Das Landgericht Erfurt verurteilte im November 1993 Rene K. (25 Jahre) wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu zweieinhalb Jahren GeÂfängnis. Zwei MitÂtäter (23 und 25 Jahre) wurden zu Geldstrafen von 760 DM bzw. 600 DM verurteilt. Die offizielle Statistik negiert die rassistische Motivation der TäÂter.[280]
In Arnstadt (Ilm-Kreis) wurde am 18. Januar 1993 der städtische ParkwächÂter Karl Sidon (45 Jahre) auf offener Straße von zwei Skinheads (14 und 16 Jahre) angegriffen. Sie ließen den Mann auf einer verkehrsreichen Straße liegen, wo er von einem Auto überfahren wurde. Die StaatsÂanwaltschaft erÂmittelte wegen des VerÂdachts auf Totschlag. Das Bezirksgericht Erfurt verurteilte 1993 zwei Täter (15 und 16 Jahre) zu drei Jahren und neun Monaten FreiheitsentÂzug.[281]
In Schlotheim (Unstrut-Hainich-Kreis) wurde am 24. Januar 1993 der Punk MaÂrio Jödecke (23 Jahre) vor einer Pizzeria von einem Neonazi mit einem Stich ins Herz getötet.[282]
In Arnstadt-Angelhausen (Ilm-Kreis) wurde am 23. Januar 1993 ein Heim für ObÂdachÂlose abÂgeÂbrannt und zwei Personen wurden getötet. Ein Schwerverletzter schwebte noch in LebensgeÂfahr. Die StaatsÂanÂwaltschaft teilte einen Tag nach dem Brand mit, dass sich der Verdacht auf Brandstiftung nicht bestätigt hätte.[283]
In Sondershausen (Kyffhäuserkreis) wurde am 29. April 1993 Sandro Beyer (15 Jahre) von drei GymÂnasiasten und Mitgliedern einer neonaÂzisÂtischen Black-MeÂtal-Band „Absurd“ ermordet. Am 9. FebÂruar 1994 wurden zwei als Haupttäter identiÂfizierte Angeklagte vom Landgericht MühlÂhausen zu acht Jahren FreiheitsÂentzug verÂurteilt. Der dritte Täter erhielt eine FreiheitsÂstrafe von sechs Jahre und beÂreits 1998 unter Bewährungsauflagen wieder entlassen. Einer der TäÂter kam 2001 erneut ins GeÂfängÂnis wegen Verhöhnung seines Opfers und weil er in EiÂsenach bei einem Black-Metal-Konzert auf die Bühne klomm und den Hitler-Gruß zeigte.[284]
In Saalfeld (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) wurde am 26. März 1998 Jana GeÂorgi (14 Jahre) von einem neonazistischen ehemaligen SchulkaÂmeraden (15 Jahre) auf offener Straße erstoÂchen. Das Landgericht Gera verurteilte ihn im OkÂtober 1998 wegen Todschlags zu einer JuÂgendstrafe von fünfeinhalb Jahren. Eine politische Dimension der Tat wurde neÂgiert, da der Täter wohl gerne MitÂglied einer Neonazi-Gruppe gewesen wäre, jedoch von keiner Gruppe aufgenomÂmen war.[285]
In Bad Blankenburg (Landkreis Saalfeld-Rudolfstadt) wurde am 24. Mai 2001 Axel Obernitz (27 Jahre) vor einem Freibad vom Neonazi Steffen T. (24 Jahre) getreten und geschlagen, dass er an den Folgen der Verletzungen verstarb.[286]
In Erfurt wurde Hartmut Balzke (48 Jahre) am 25. Januar 2003 von zwei NeoÂnazis getötet. Die StaatsÂanwaltschaft Erfurt ermittelte gegen einen HaupttäÂter (23 Jahre), der bereits wegen KörÂperverÂletÂzung und zeigen des HitlerÂgrußes unter BeÂwähÂrung stand. Das Landgericht Erfurt (ThürinÂgen) verÂurteilte am 19. Juni den Neonazi Dirk Q. (27 Jahre) zu zwei Jahren FreiÂheitsÂentzug auf BeÂwähÂrung und 200 ArbeitsÂstunden. Er hatte H. Balzke mit einem Faustschlag so verletzt, dass er tödlich stürzte und einem Punk zertrümmerte er mit Fußtritten das GeÂsicht. Gegen den Neonazi waren zwei BewähÂrungsÂstrafen wegen KörperÂverletzung und dem ZeiÂgen des Hitlergrußes anÂhängig, die ihm trotz ErÂmittlunÂgen vom LandgeÂricht erlassen wurden (sic!). 2006 lehnte das Landgericht Erfurt eine Eröffnung der Hauptverhandlung ab. Durch eine EntÂscheidung des OberlandesÂgerichts ThüÂringen kam es am LandÂgericht Erfurt 2008 zur HauptÂverhandlung. Dabei wurde der Täter (23 Jahre) wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu eiÂner Haftstrafe über zwei Jahre, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Eine poliÂtiÂsche DimenÂsion der Tat wurde negiert.[287]
In Gera-Bieblich (Thüringen) wurde am 20. Januar 2004 der Russland-Deutsche Oleg ValÂgar (27 Jahre) von vier Rassisten (14 bis 19 Jahre) getötet. Sie hatten ihn ein Wäldchen gelockt und verletzÂten ihn brutal mit FußÂtritten, Messerstichen und HammerschläÂgen. DaÂnach sagte einer der Täter: „WeÂnigstens eine RusÂsensau weniger“. Das LandgeÂricht Gera wollte keinen fremÂdenfeindlichen HinÂterÂgrund erkennen. Im Juli 2004 wurÂden die Haupttäter zu Jugendstrafen wegen Mordes zu FreiheitsÂstrafen von neun und zehn Jahren verurÂteilt.[288]
In Blankenburg (Landkreis Harz) wurde am 24. Juli 2007 ein Obdachloser (59 Jahre) von zwei NeoÂnazis (20 und 17 Jahre) totgeschlagen und -getreten. Eine politische Dimension der Tat wurde neÂgiert.[289]
In Suhl wurde am 16. Juni 2012 Klaus-Peter Kühn (59 Jahre) von Manuel K. (17 Jahre), seinem Bruder Christopher K. (23 Jahre) und einem KomÂplizen (19 Jahre) in seiner Wohnung in soziÂaldarÂwinistischer Manier überfallen und gequält. Er verstarb an den Verletzungen am 17. Juni 2012. Seine Leiche wurde erst vier Tag nach der Tat von einem Sozialarbeiter aufgefunden. Das Landgericht Meinigen verurteilte im Januar 2013 ChrisÂtopher K. wegen Mordes in TateinÂheit mit versuchter beÂsonders schwerere Erpressung zu einer FreiÂheitsstrafe von 11 Jahren. Sein Bruder Manuel K. erhielt eine Jugendstrafe von neun Jahren Freiheitsentzug. Eine politische Dimension wird negiert.[290]
Ungeklärte Fälle in Thüringen
In Suhl wurde am 3. Februar 1993 Olaf H., Antifaschist und MitÂglied der SDAJ, in seiner WohÂnung erhängt aufgefunÂden. Wegen häufiger DrohÂbrief von Neonazis wurde der Selbstmord von seinen Freunden bezweifelt.[291]
In Mühlhausen (Unstrut-Hainich-Kreis) wurde am 28. Juni 1993 ein Rumäne (26 Jahre) von einem DeutÂschen (40 Jahre) getötet.[292]
Ungeklärter Fall
Auf einem deutschen Frachtschiff wurde am 1. Februar 1994 ein Zairer entdeckt, der als „blinÂder PassaÂgier“ gereist war. Er wurde von der Mannschaft über Bord geÂworfen und ertrank.[293]
Literatur:
Adorno, W. Theodor: Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit, in: Th. W. Adorno: ErÂziehung zur Mündigkeit, FrankÂfurt/M., 1981, S. 12.
Arntz, Jochen: Chronik rechtsextremer Gewalt seit der Wiedervereinigung. Eine DoÂkuÂmentaÂtion, in: Un-Heil über Deutschland – Fremdenhaß und Neofaschismus nach der WieÂderÂvereiniÂgung, Stern-Buch, Hamburg, 1993.
Borchers, Andreas: Neue Nazis im Osten. Hintergründe und Fakten. Weinheim BaÂsel, 1992.
Hirsch, Kurt/Peter B. Heim: Von links nach rechts. Rechtsradikale Aktivitäten in den neuen BunÂdesÂländern. München, 1. AufÂlage, 1991.
Madloch, Norbert: Rechtsextremismus in Deutschland nach dem Ende des HitlerfaÂschismus, in: Klaus Kinner und Rolf Richter (hgg.): Rechtsextremismus und AntiÂfaschismus. HisÂtoriÂsche und aktuÂelle Dimensionen, Berlin, 2000.
Farin, Klaus/Eberhard Seidel-Pielen: Krieg in den Städten. JugendÂgangs in DeutschÂland. BerÂlin, 1992.
Berliner Morgenpost, 24.8.97.