Buchtipps von Michael Lausberg
Buch 1
Andreas Nölke: Exportismus – Die deutsche Droge. Eine Entnutzungsstrategie für gesundes Wachstum, Westend, Frankfurt/Main 2021, ISBN: 978-3-864-89310-0, 22 EURO (D)
Andreas Nölke, Professor für Politikwissenschaft am Fachbereich Gesellschaftswissenschaft der Universität Frankfurt/Main, analysiert in diesem Buch die Ursachen und Folgen der Exportlastigkeit der deutschen Industrie. Die im internationalen Vergleich besondere Ursache für den Einbruch der Wirtschaft in der BRD während der bisherigen Corona-Krise liegt für ihn in der Exportlastigkeit der deutschen Industrie. Ihre Abhängigkeit vom Außenhandel ist wesentlich stärker als jene aller andere bedeutenden Industrieländer. Er plädiert dafür, die Corona-Krise als Chance für eine Neuorganisation der Wirtschaft.
Im ersten Kapitel wird beschrieben, dass die deutsche Exportwirtschaft schon in den Jahren vor der Corona-Krise teilweise in der Krise steckte. Dort wird auch auf die weltweite Nachfrage und internationale Ökonomie eingegangen.
Danach geht es um die zukünftigen Risiken des deutschen Exportmodells. In diesem Zusammenhang geht es um die Folgen des Brexits, die Spannungen mit Russland, außenpolitische Streitigkeiten und drohende Handelskonflikte und die Auswirkungen des Klimawandels. Danach zeigt er auf, wie die Fixierung auf das Exportmodell zu einer geringen Lohnentwicklung, der Aushöhlung der sozialen Sicherungssysteme, einen Verfall der öffentlichen Infrastruktur, der steigenden sozialen Ungleichheit und zu einer Deformierung des Finanzsektors geführt haben.
Anschließend es um ökonomische und politische Gegenmaßnahmen. Notwendig für eine grundlegende Kurskorrektur seien einerseits institutionelle Korrekturen und andererseits „die Identifikation einer tragfähigen Koalition, die für einen entsprechenden Kurswechsel zu begeistern ist.“ (S. 198) Also eine institutionelle und politische Absicherung. Dies betreffe vor allem die Bereiche Unterbewertung der Währung, Austerität bei den Staatsausgaben und Inflationsfixierung der Zentralbank.
Kernelemente der intellektuellen Alternative seien Konzepte wie ökonomische Widerstandsfähigkeit, Stabilität und Resilienz, soziale Ausgewogenheit und internationale Kooperationsfähigkeit. Er fordert eine Stärkung der Makroökonomie und eine der Binnennachfrage ebenso des Föderalismus bzw. der Kommunen, die Abschaffung der Schuldenbremse und ein breiteres Mandat für die Notenbank auf längere Sicht. Die Exportwirtschaft sollte in Bezug auf Investitionen in neue Technologien mehr von politischer Seite unterstützt werden.
Kurzfristig seien dies höhere Löhne, die Stimulierung von privaten Investitionen in Bezug auf den Klimawandel und auf Forschung und Entwicklung sowie Erhöhung der öffentlichen Investitionen. Alle diese Maßnahmen „erhöhen das Wirtschaftswachstum, reduzieren die Arbeitslosigkeit und verringern die übermäßige Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Exporten. Und sie führen zu einer ökologischen Modernisierung und leisten damit einen maßgeblichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.“ (S. 211)
Die Gewinner einer solchen Neuausrichtung seien zahlreicher als die Verlierer. Gewinner seien vor allem bislang weniger privilegierte Gesellschaftgruppen und die Beschäftigten in den an der Binnennachfrage orientierten Brachen.
Im Anhang gibt es ein ausführliches Literaturverzeichnis geordnet nach Kapiteln und dortigen Themen.
Dies ist eine hervorragende Analyse des scheinbaren Erfolgsmodells der wirtschaftlichen Prosperität durch Export in Geschichte und Gegenwart. Die Krisenanfälligkeit und Abhängigkeit des Modells wird zu Recht infrage gestellt und brauchbare Alternativen entwickelt. Er benennt Aspekte, die für eine kritischere Haltung gegenüber dem Exportmodell sprechen, vor allem höhere staatliche Ausgaben und höhere Löhne.
Dies müsste natürlich noch weitergehen: Demokratisierung der Wirtschaft durch Vergesellschaftung von wichtigen Bereichen, vor allem solcher, die die Hauptverursacher der Klimakrise sind, das Nachdenken über eine Postwachstumsgesellschaft, mehr Anreize für den Ausbau der ökologischen Wirtschaft, und Ansätze der Überwindung vom Gegensatz Kapital und Arbeit.
Buch 2
Heinz-J. Bontrup/Jürgen Daub (Hrsg.): Digitalisierung und Technik. Fortschritt oder Fluch?, Papyrossa, Köln 2020, ISBN: 978-3-89438-742-6, 22 EURO (D)
Im Zentrum dieses Buches steht die Fragestellung, was an der Digitalisierung von Produktions- und Konsumprozessen neuartig ist im Vergleich zur klassischen Produktionsentwicklung. Sprengt die Digitalisierung den Zusammenhang von Produktionsentwicklung und kapitalistischen Produktions- und Eigentumsverhältnissen? Oder ist sie nur eine weitere Etappe zur Stärkung der widersprüchlichen Ordnung, die im Wesentlichen den Kapitaleignern dient? Die Technikentwicklung wird aus einer kritischen Perspektive betrachtet und der Zusammenhang von Digitalisierung und kapitalistischer Ökonomie aufgezeigt.
Der Sammelband wird eröffnet durch den Beitrag von Rainer Fischbach, der die Technikentwicklung der letzten Jahrhunderte analysiert und die gegenwärtige Entwicklung von Technik bewertet. In seiner philosophisch-marxistischer Technik-Betrachtung beschäftigt sich Alex Demirovic mit einer unbegrenzten Entfesselung der Produktionskräfte und Überlegungen zu einer durch Herrschaft bestimmten Kooperation unter kapitalistischen Vorzeichen. Er kommt zum Ergebnis, dass Technik, welcher Art auch immer, zwar zu Produktionssteigerungen fähig sei, aber nicht dazu führen muss, dass sich die Freiheit der Arbeitenden erhöht.
In seinem Beitrag zur Dialektik der Beziehungen zwischen Ökonomie, Umwelt und Technik fordert Joachim Paul mehr Demokratie in der Wirtschaft als Voraussetzung für eine gelungene Digitalisierung. Die Zerstörung von Natur und Mensch unter kapitalistischen Profit-Verhältnissen müsse aufgehoben werden, das Primat der Politik gestärkt werden. Peter Brödner beschäftigt sich mit einem Produktivitätsparadoxon der Computertechnik. Sie führe bei ihrer Anwendung nicht zu mehr, sondern eher zu weniger Produktivität. Auch der KI und dem maschinellen Lernen steht er skeptisch gegenüber.
Florian Butollo und Patricia de Paiva Lareiro differenzieren die Umsetzung der neuen Technik mehr vor dem ökonomischen Hintergrund einer strukturellen kapitalistischen Überproduktion. Sie stellen eine Reihe von Widersprüchen zwischen potentiellen Gebrauchswert der Anwendung neuer Techniken und deren kapitalistischer Vernutzung und Tauschwertaneignung fest.
Heinz-J. Bontrup sieht Technikentwicklung und menschliche Arbeit als etwas Zusammengehöriges, aber auch Ambivalentes an. Sie gehören zusammen, weil immer der Mensch die Technik macht und sie sind ambivalent, weil die Technik den Menschen teilt und ihm von Produkt seiner Arbeit entfremdet. Die Profitrate werde mehr an digitaler Technik benötigen. Dies vertieft jedoch ein noch größeres Verteilungsproblem. So fordert er eine kollektive Arbeitszeitverkürzung.
Rudi Schmiede geht auf die Finanzialisierung der Digitalisierung im Finanzsektor ein, dessen Aufstieg zu einem bedeutenden Teil auf digitaler Technologie beruht. Das Sinken der Profitrate im produzierenden Sektor hat eine digitale Plattformökonomie entstehen lassen, was die Herausbildung von monopolistischen oder oligopolitischen Machtstrukturen begünstigt habe.
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Menschen stellt Gustav Bergmann dar. Er stellt die These auf, dass die Digitalisierung und Automatisierung eine Welt ohne mühselige und entfremdete Arbeit ermöglichen könnte. So entwirft er ein Modell für mehr Muße, eine sinnvolle, humane und mitweltgerechte Arbeitswelt. Er sieht sowohl im bedingungslosen Grundeinkommen als auch in einer kollektiven Arbeitszeitverkürzung Lösungen, um die durch Digitalisierung wegfallenden Arbeitsplätze zu kompensieren.
Jürgen Daub richtet seinen Blick auf eine betriebssoziologische Analyse und Kritik. Es komme im Zuge der Digitalisierung zu einer verstärkten Subjektivierung der Ware Arbeit und damit in Folge zu einer sich noch verstärkenden Einverleibung der Beschäftigten in den Kapitelprozess. Der Einzelne werde durch Digitalisierungstechnik in seiner Arbeit im Unternehmen völlig transparent und lückenlos kontrollierbar. Dies erschwere zukünftig noch mehr die kollektive Wahrnehmung von Beschäftigteninteressen durch Mitbestimmung und erhöhe eine allgemeine Überwachungsmöglichkeit digitalisierter Arbeitsprozesse.
Das Buch ist eine (spezielle) kritische Auseinandersetzung mit der Auswirkung der Digitalisierung für den kapitalistischen Produktionsprozess und Beschäftigte und deren Arbeits- und Lebensbedingungen. Wohltuend ist, dass es jenseits von Technikgläubigkeit und Technikfeindlichkeit geschrieben ist. Es hat viele Bezüge zur gegenwärtigen Diskussion um Vor- und Nachteile der Digitalisierung.
Einige Felder wie die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen hätte mehr Beachtung in einem eigenen Kapitel verdient. Es wird zwar festgestellt, dass durch die Digitalisierung Millionen Arbeitsplätze wegfallen könnten oder werden. Dies ist aber nur die eine Seite. Es werden auch neue entstehen, vor allem in so genannten Zukunftsbranchen. Eine Prognose und Bewertung dazu wäre wünschenswert gewesen.
Eine Auseinandersetzung mit dem Buch und den Thesen von Shoshana Zuboff (Überwachungskapitalismus), in dem sie die soziale, politische, ökonomische und technologische Bedeutung der digitalen Transformation und das Neuentstehen von Firmen wie Google oder Facebook kritisch und auch ein wenig dystopisch bewertet, wäre auch bereichernd gewesen. Sie stellt unter anderem einen Zustand dar, wonach eine Schar von Rechnern und ihre Infrastruktur ausreichen, um Menschen totalitär zu beherrschen. Die Gefahr durch die Unternehmen für die Gesellschaft sei eine zu hohe Marktkonzentration und der damit verbundene Verlust von demokratischer Kontrolle. Also die Diskussion um Demokratieverlust im Zuge der Digitalisierung.
Trotz allem zeigt das Buch, dass der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung stehen muss und dies mit Werten wie Solidarität, Gemeinwohl und mehr (persönliche) Freiheit verbunden werden sollte: „Technikanwendung ist an sich neutral. Sie verliert aber ihre Neutralität und damit ihre Wertfreiheit unter Berücksichtigung des jeweiligen Wirtschaftssystems, in dem sie entwickelt wird und zur Anwendung kommt.“ (S. 8)
Buch 3
Reid Hoffman/Chris Yeh: Blitzscaling. Wie Sie in Rekordzeit weltweit führende Unternehmen aufbauen. Mit einem Vorwort von Bill Gates, Plassen, Kulmbach 2020, ISBN: 978-3-864-70698-1, 24, 90 EURO (D)
Blitzscaling ist eine Strategie, bei der Geschwindigkeit angesichts von Unsicherheit Vorrang vor Effizienz hat. Es ist eine offensive Strategie, die von positiven Rückkopplungsschleifen lebt. Es basiert auf drei Schlüsseltechniken. Erstens den Entwurf eines innovatives Geschäftsmodell, das wirklich wachsen kann - idealerweise bevor das Unternehmen gegründet wird. Zweitens implementiert man eine innovative Strategie – Aufbau von Wachstumsfaktoren durch Netzwerkeffekte in das Modell ein und Implementation einer Finanzstrategie, die aggressive Ausgaben unterstützt. Drittens sollten man einen innovativen Managementansatz verwenden und erkennen, dass das schnelle Wachstum der Blitzskalierung erhebliche Herausforderungen für die Humanressourcen mit sich bringt. Dies bedeutet, Schlüsselübergänge zu bestätigen und einige kontraintuitive Regeln zu befolgen. Obwohl die Blitzskalierung im Silicon Valley entwickelt wurde, kann und wird sie zunehmend für Branchen und Regionen auf der ganzen Welt angewendet.
Für Startups gibt es einen Punkt, an dem das Unternehmen die Möglichkeit hat, eine Skalierung vorzunehmen. Der schnellste und direkteste Weg, dies zu tun, ist die Blitzskalierung. Das phänomenale Wachstum von Amazon Ende der neunziger Jahre ist ein hervorragendes Beispiel: 1996 beschäftigte Amazon Books 151 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 5,1 Millionen US-Dollar. Bis 1999 war das Unternehmen auf 7.600 Mitarbeiter und einen Umsatz von 1,64 Milliarden US-Dollar angewachsen und benannte sich dabei in Amazon.com um.
Die meisten prominenten Beispiele für erfolgreiches Blitzscaling stammen aus dem Silicon Valley - nicht nur wegen seiner Konzentration von Talenten, Kapital und Unternehmern, sondern auch, weil hier das Geheimnis des Blitzscaling erstmals in die Praxis umgesetzt wurde. Blitzskalierung kann jedoch tatsächlich überall durchgeführt werden.
Innerhalb des innovativen Geschäftsmodells gibt es 4 Wachstumsfaktoren: Marktgröße, Wachstumsgröße, hohe Verteilungsspanne und Netzwerkeffekte. Das wichtigste ist die Marktgröße: Ideen, die einen zu kleinen Markt im Auge haben, sollte man weglassen. Es geben zwei Hindernisse, die das Wachstum des Unternehmens einschränken können: mangelnde Produkt- / Marktanpassung und betriebliche Skalierbarkeit. Abhängig vom persönlichen Gusto werden sieben Geschäftsmodellmuster vorgestellt. Es gibt 4 Prinzipien, die die technologische und geschäftliche Innovation antreiben: Moores Gesetz, Automatisierung, Anpassung und Kontrarismus.
5 Stufen (Familie, Stamm, Dorf, Stadt und Nation) entsprechend der Ausbreitung von Gesellschaften werden dann noch aufgeführt. In der Familienphase zieht der Gründer alle Hebel des Wachstums. Auf der Ebene der Stämme und Dörfer verwaltet der Gründer die Personen, die die Hebel in der Hand haben. Der Gründer entwirft auch eine Organisation. Auf der Stadtbühne trifft der Gründer hochrangige Entscheidungen über Ziele und Strategien. Und auf der nationalen Bühne zieht der Gründer seine Organisation von der Blitzskalierung zurück und beginnt, neue Produktlinien und Geschäftsbereiche aufzubauen.
Es gibt 8 Übergänge durch Blitzskalierung. Die wichtigsten sind der Übergang von kleinen zu großen Teams, von Inspiration zu Daten und von Single-Focus zu Multithreading. Schwierigkeiten und häufig auftretende Probleme werden bei den neun kontraintuitiven Regeln behandelt. Wenn der Markt nicht mehr wächst oder seine Obergrenze erreicht, ist es Zeit, die Blitzskalierung zu beenden.
Blitzscaling ist sowohl ein allgemeiner Rahmen als auch eine Reihe spezifischer Strategien und Taktiken, die in jedem Unternehmen angewendet werden können, in dem die Skalierung wichtig ist und ein frühzeitiger und schneller Einstieg den Unterschied ausmachen kann. Es liefert konkrete Beispiele für den Großteil seiner Lektionen für Menschen, die mit der Technologiebranche nicht so vertraut sind. Dabei sollte man jedoch wissen, dass sich die meisten Lektionen in Bezug auf Unternehmensinnovation und Strategie auf Verbraucherunternehmen konzentrieren.
Buch 4
Oliver Hoffmann: Vom nützlichen Luxus. Uhren als alternatives Investment, Börsenbuch Verlag, Kulmbach 2020, ISBN: 978-3-864-70687-5, 49 EURO (D)
Dies ist das erste deutschsprachige Buch, das Wissen über Uhren und Strategien für das Investment vermittelt. Oliver Hoffmann, der sich seit zwei Jahrzehnten beratend und unternehmerisch mit dem Thema Luxusuhren beschäftigt, möchte mit seinem Buch das notwendige Rüstzeug an die Hand geben, um sich selbst ein Bild von den Mechanismen der Uhrenmarktes zu machen und auf dieser Basis die richtigen Investmententscheidungen treffen zu können.
Im ersten Teil des Buches geht es um die Grundlagen der Uhrenindustrie, deren Entwicklung und Innovationsmethoden. Dabei werden einige generelle Themen im Bereich Technologiewandel und aktuelles Angebot und Nachfrage behandelt, um das grundlegende Verständnis für diesen Industriezweig zu schaffen.
Der zweite Teil befasst sich darauf aufbauend mit Uhren als Investment und den erfolgreichsten Investmentstrategien in Marken und Modellen. Zu jeder Strategie wird die jeweils wichtigste Uhrenmarke ausführlich vorgestellt und historisch eingeordnet. Außerdem werden die wichtigsten Modelle auf ihre Werthaltigkeit hin analysiert. Dies sind die Marken Patek Philippe, Rolex und Audemars Piguet und weitere Vintage-Themen. Außerdem werden die Marktdynamiken im Primär- und im Sekundärmarkt und wesentliche Marktteilnehmer beleuchtet und es wird speziell auf Auktionen im Rahmen des Sekundärmarktes eingegangen. Die Auswirkungen der unterschiedlichen Märkte und Kaufmethoden auf den Wert einer Uhr werden auch veranschaulicht.
Am Ende eines jeden Kapitels geben es Zusammenfassungen und einige Checklisten für den Investor zur Entwicklung der persönlichen Strategie.
Im Fazit werden nochmals die wichtigsten Punkte zusammengefasst. „Uhren können die Wertstabilität eines Portfolios erhöhen, dieses weiter diversifizieren und – wenn man einige Regeln und Marktmechanismen befolgt – auch soliden Gewinn abwerfen.“ (S. 280)
Der Autor rät dazu, dass das Budget für Uhren nicht mehr als 20% des Gesamtvermögens übersteigen sollte. Uhren, die nach aktuellem Wissensstand ein sinnvolles Investment darstellen, sind grob in einer Preisspanne zwischen 5000 und 80000 EURO angesiedelt. Uhren verlieren schnell viel an Wert, nachdem sie neu gekauft wurden. Ein Portfolio von zehn werthaltigen Uhren wird empfohlen. Dann können Uhren eine sehr sinnvolle Anlageklasse sein, da „es sich bei ihnen im Gegensatz zu vielen anderen alternativen Anlageformen um eine Mischung aus internalisierten und externalisierten Werten handelt.“ (S. 278) Eine Uhr gewinnt oft nach mehreren Jahrzehnten einen starken Wert. Er rät dazu, sich Portfolios aufzubauen, die eine sinnvolle Mischung von Sekundärmarktuhren beinhalten, wobei bekannte Marken zu bevorzugen sind.
Im Anhang findet man noch die Anmerkungen, zwei Anhänge, ein Glossar, und ein Abbildungs-, Abkürzungs- und Literaturverzeichnis.
In dem Buch geht es um langfristiges Wissen aufzubauen und nicht darum, kurzfristig einen schnellen Gewinn mit dem Kauf und Verkauf von Uhren zu veranschaulichen. Es wird besonders auf die Mechanismen der Wertgenerierung eingegangen. Die Strategietypen (High-End-Strategie über inverse Preisführerschaft, Strategie des Massenluxus über Markenaufladung und hohe Stückzahlen, eine Verbindung zwischen diesen beiden) werden ausführlich dargelegt, Vorkenntnisse zum Investment sind dabei von Vorteil. Auch sonst werden im zweiten Teil zahlreiche Kenntnisse vermittelt.
Es gilt aber immer zu berücksichtigen, dass Uhren dynamischen Marktentwicklungen unterliegen, über die man sich vor einem Investment immer wieder neu informieren sollte.
Buch 5
Markus Hengstschläger/Rat für Forschung und Technologieentwicklung (Hrsg.): Digitaler Wandel und Ethik, Ecowin, Wals bei Salzburg 2020, ISBN: 978-3-7110-0271-4, 28 EURO (D)
Die Digitalisierung ist ein weitreichendes Phänomen, das Veränderungen für alle Menschen sowohl im privaten, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereich mit sich bringt. Von daher wird es intensiv diskutiert und schwankt oft zwischen Dämonisierung und Segen für die Menschheit.
Dieses Buch stellt mehr die Gefahren und offene Fragen in den Mittelpunkt und entwickelt daraufhin ein ethisches Fundament der Digitalisierung. Experten aus verschiedenen Sachgebieten setzen sich kritisch mit dem Fortschrittsversprechen des digitalen Zeitalters, den Grenzen der digitalen Notwendigkeit, dem Verhältnis zwischen analoger und digitaler Welt, den realen Verbesserungen für das Leben der Menschen und das soziale Miteinander in der direkten Kommunikation auseinander. Auch die Möglichkeiten, mit Hilfe von Big Data, Daten über eine Person umfassend zu speichern und anhand von Algorithmen, werden kritisch diskutiert. Damit verbunden wird eine rechtliche Grundlage zum Schutz personenbezogener Daten gefordert und indirekt zu mehr Information oder Medienerziehung aufgerufen.
Die mit der Sammlung riesiger Datenmengen nicht nur zum Nutzen für Konzerne sondern auch als möglich gewordene Überwachung und Durchleuchtung der einzelnen Person wird ebenfalls kritisch gesehen und eine gesellschaftliche Diskussion angemahnt. Auch autonomes Fahren, Smart City, Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge und ähnliche Phänomene, die in Zukunft noch prägender sein werden als heute, werden behandelt. Gefahren der Digitalisierung sind weiterhin Gesichtserkennungssoftware, Cybercrime, das Sammeln personenbezogener Daten, den Einsatz von Social Engineering und verfügbare Tools zur Manipulation der öffentlichen Meinung und Wahlen.
Die Autoren sehen die Entwicklung allerdings nicht nur vor dem Hintergrund von Gefahren: es wird auch diskutiert, in welchen Bereichen des Lebens die Digitalisierung mehr Autonomie, Flexibilität und Selbstverwirklichung mit sich bringt.
So wird ersichtlich, dass Fragen zum Umgang mit der Digitalisierung sowohl gesellschaftliche als auch individuelle Bereiche betreffen. Spannend ist vor allem die Frage nach Verhältnis Mensch-Maschine (Robotik) und wie der Mensch es schafft, die Digitalisierung nach seinen Maßstäben zu bestimmen.
Die Autoren setzen sich mit diesen Fragen sehr eingehend auseinander und bieten Lösungen und wichtige Denkanstöße für den eigenen Umgang mit neuen Medien an.
Natürlich ist es zu kritisieren, dass die Menschen zu passiven Empfängern einer entmündigenden Technik degradiert werden, ein radikales Umdenken zu dem Grundverständnis einer Technik, die uns dient, statt uns zu beherrschen, ist richtig. Die Digitalisierung dürfte nicht länger vom Gewinnstreben der IT-Konzerne getrieben sein, sondern muss Werte wie Freundschaft, Privatheit und Freiheit verwirklichen helfen und dabei Werte entwickeln, die mit Hilfe von Technik geschaffen werden können. Digitalisierung muss sich also durchaus nach menschlichen Bedürfnissen ausrichten.
Mit diesem Buch ist den Autoren ein starker Aufschlag in einer wichtigen gesellschaftlichen Debatte gelungen. Die verschiedenen Ansätze sind sehr interessant und sprechen verschiedene Themen und ethische Fragestellungen an, die es in einer digitalisierten Welt zu diskutieren gilt. Hier wird die ganze Spannbreite der ethischen Herausforderungen deutlich und auch konkret beleuchtet und durchdacht. Nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für den ganz normalen Bürger bietet dieses Buch ein Gewinn. Digitalisierung hat schließlich Auswirkungen auf uns alle.
Buch 6
Ulrike Winzer: Stark durch Veränderung. Warum mache zögern und andere einfach handeln, Business Village, Göttingen 2021, ISBN: 978-3-86980-484-2, 24, 95 EURO (D)
Die aktuelle Zeit ist von Veränderungen gekennzeichnet wie Digitalisierung, Technologiewandel, Klimakrise, Pandemie. Ulrike Winzer zeigt, wie man lernen kann, Veränderungen auch als Chance zu begreifen, anstatt im bequemen Status-Quo-Modus steckenzubleiben und illustriert, wie man aktiv den Herausforderungen begegnen kann.
Es beginnt mit der Relativität von Veränderung: Alle Menschen haben die Fähigkeit, mit Veränderungen gut umzugehen, nicht alle vertrauen darauf oder sind sich dessen bewusst. Im Folgenden werden dann unterschiedliche Aspekte von Veränderungskompetenz vertieft behandelt.
Sie spricht davon, dass Change Management überholt ist, Veränderung sei Alltag. Ein permanenter Wandel sei vor allem mit den Mitarbeitern zusammen nur zu erreichen. Das Tempo von Innovationen werde vor allem in der Führungsebene immer noch unterschätzt. Dies macht sie an dem Beispiel von Tesla fest, die sich selbst an der Spitze der Veränderung gesetzt haben und nun selbst Trends vorgeben. Sie spricht die Angst vor dem Neuen als typisches Merkmal vieler Menschen an, geht auf Bewahrerblockaden ein und den Umgang mit der eigenen Angst. Sie schildert auch, wie Ausreden den Aufenthalt in der Komfortzone verlängern, schnell zu einem Automatismus werden können und notwendige Veränderungen unmöglich machen.
Einzelne Lernschritte zur Wiedererlangung von Veränderungsmut und einer optimistischen Herangehensweise mitsamt einer Fehlerkultur folgen danach. Sie stellt den Zusammenhang zwischen einer konkreten Vision und einer hohen emotionalen Qualität her, vor allem für Führungskräfte sein es in Zeiten der Veränderung entscheidend, eine ganz persönliche Zielvorstellung zu haben und in der Kommunikation zu nutzen: „Verantwortung für sich selbst bildet immer die Grundlage, die Verantwortung für andere zu übernehmen. Eine gute Führungskraft sollte vor allem sich selbst gut führen können. Erst wenn sie dazu in der Lage ist, kann sie auch andere Menschen und ein ganzes Unternehmen führen.“ (S. 173)
Außerdem geht es um Commitment, die Entschiedenheit, sich ganz und gar einer Sache zu verschreiben. Und wie man die anfängliche Euphorie dauerhaft implementiert. Fokus, Konzentration, Kontrolle über die eigenen Gedanken, Achtsamkeit und ein Gedanken-Monitoring werden ebenfalls behandelt.
Im Schlussteil wird nochmals bekräftigt: Es gibt kein Patentrezept für Veränderung, aus den hier vorgestellten Impulsen, Ideen und Werkzeugen sollen die am besten für einen persönlich wirkenden herausgeholt werden. Wirkliche Sicherheit finden wir nur in uns selbst, in der Fähigkeit, trotz Angst auf die Veränderungen des Lebens zuzugehen und das Leben selbst zu gestalten. Elf Tipps für den weiteren Veränderungsweg werden außerdem gegeben.
Das Buch richtet sich an Menschen, die Veränderungen von außen nicht einfach nur geschehen lassen, sondern die ihr Leben proaktiv gestalten und gewünschte eigene Veränderungen erfolgreich umsetzen wollen. Es bietet ein Mindset, das sich sowohl für den privaten als auch beruflichen Weg anwenden lässt. Viele Beispiele aus der Wirtschaft, Philosophie und Psychologie machen die Thesen nachvollziehbar und decken schonungslos Ausreden oder falsche Glaubenssätze auf. Der Umgang mit Veränderungen ist lernbar: Dies erfordert jedoch etwas Geduld, Training und Wiederholung,