Buchtipps von Michael Lausberg
Buch 1
Claudia Kemfert: Schockwellen. Letzte Chance für sichere Energie und Frieden, Campus, Frankfurt /Main 2023, ISBN: 978-3-593-51696-7 26 EURO (D)
Die Energiekrise erschüttert die globale Wirtschaft. Gas und Öl werden als geopolitische Waffen eingesetzt. Und plötzlich sind Kohle, Fracking und Atomkraft wieder auf der Tagesordnung. Doch wer zahlt den Preis? Haben wir überhaupt noch eine Chance, uns aus den Abhängigkeiten zu befreien?
Claudia Kemfert ist Professorin für Energie an der Leuphana Universität in Lüneburg und Abteilungsleiterin für Energie, Verkehr und Umwelt am DIW in Berlin. Sie hat in den letzten Jahren aus wissenschaftlicher Sicht auch den Politikbetrieb beraten.
In diesem Buch erhebt sie schwere Vorwürfe gegenüber wichtigen Entscheidungsträger*innen wie Angela Merkel, Sigmar Gabriel oder Peter Altmaier, die sie für Irrwege der deutschen Energiepolitik verantwortlich macht. Auch Olaf Scholz wird für seine früheren und heutigen Positionen kritisiert.
Sie zeichnet die aus ihrer Sicht Fehler der deutschen Energiepolitik der letzten Jahrzehnte nach, setzt sich kritisch mit jetzigen Entscheidungen auseinander und benennt Möglichkeiten, ohne sich erpressbar zu machen und selbständig die Energieversorgung langfristig zu sichern und auf eine solide, umweltfreundliche Basis zu stellen.
Dass Putin Energie als Waffe einsetzen würde, davor gab es schon spätestens seit dem Anschluss der Krim an Russland Warnungen, die von der Politik nicht gehört wurden. Wie sie in ihrem Vorwort schreibt, hätten Mächtige und finanzstarke Verhinderer die Energiewende strategisch blockiert. Lobbygruppen und Konzerne beeinflussten gezielt Politik und öffentliche Meinung und beschädigten damit die Grundfesten der Demokratie. Dabei kritisiert sie besonders den Einfluss von BASF auf die Bundesregierung.
Heute würden wir den Preis der „verschleppten Energiewende“ zahlen. Dies ist auch wörtlich zu verstehen. Sie rechnet vor, dass die BRD mehr als 100 Milliarden für Energie aus Russland in der letzten Zeit bezahlt hat, dazu kämen jetzt noch die wirtschaftlichen Schäden des letzten Jahres und die Rettungspakete für Industrie und Bevölkerung. Der rechtzeitige Neuausrichtung der deutschen Energiepolitik hätte weniger Geld gekostet.
Letztlich wurde auch eine Chance für die Umwelt und den Weg hin zur Klimaneutralität durch den Rückgriff auf fossile Energieträger und die Verschleppung erneuerbarer Energien verpasst. Dies müsse nun endlich angepackt und nachgeholt werden. Der Rückgriff auf Kohle, Fracking und Atomstrom sei ein Irrweg, auch den Aufbau von LNG-Terminals sieht sie kritisch.
Wenn nun die Energiewende ohne Brückentechnologien vollzogen werde, hätte dies nicht nur den Vorteil der besseren Unabhängigkeit von anderen Ländern und der Bekämpfung der Klimakrise, sondern auch finanzielle Vorteile. Sie setzt dabei vor allem auf Wärmeversorgung durch elektrische Wärmepumpen und durch solarthermische Anlagen. Die Ersetzung von Gas- oder Ölheizungen durch Wärmepumpen, die heute schon praktiziert wird, müsse konsequent und massiv ausgebaut werden. Diese Technik stehe zur Verfügung und hätte den Vorteil, dass sie kostengünstige Energie produzieren, die hier hergestellt werden könne. Wärmepumpen könnten mehr als 50 Prozent des Wärmebedarfs für den Wohnbereich und weniger intensive Industrien verwendet werden.
Dies solle durch den Ausbau von Wind- und Solarenergie flankiert werden.
Mit der Kritik an der deutschen Energiepolitik wird sie – aus der Rückschau betrachtet – sicherlich recht haben. Sonst hilft dies aber für die augenblickliche Situation nicht wirklich weiter. Außer aus diesen Fehlern zu lernen, das kann ein Ansatz sein.
Mit der Aussage: „Wir müssen nur endlich den Fuß von der Energiewende-Bremse nehmen.“ (siehe Vorwort) suggeriert sie, dass ein höchst komplexes Problem sich erstens schnell lösen lässt und zweitens nur eines unbedingten Wollens als ultima ratio bedarf. Ganz so einfach ist es sicherlich nicht.
Kemferts Buch eignet sich für alle, die an den historischen Zusammenhängen rund um die Energiepolitik der vergangenen vier Jahrzehnte interessiert sind. In kurzen Kapiteln nutzt Kemfert den energiepolitischen Rückblick zur allgemeinverständlichen Erklärung wichtiger Zusammenhänge rund um Erneuerbare Energien, Atomkraft oder Gas als Brückentechnologie.
Natürlich wird weder Fracking, Atomkraft benötigt, auch die Renaissance der Kohle erscheint zweifelhaft.
Sie macht überzeugende, vernünftige Vorschläge für den Umbau der notwendigen Energiewende.
Die unbequeme Wahrheit wird sein: Dies wird nicht auf die Schnelle geschehen, sondern braucht mindestens ein Jahrzehnt.
Buch 2
Daniele Ganser: Illegale Kriege. Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien, Westend, Frankfurt/Main 2023, ISBN: 978-3-86490-412-1, 25 EURO (D)
Mit der Gründung der UNO 1945 gilt ein weltweites Kriegsverbot. Nur in zwei Ausnahmen sind kriegerische Maßnahmen zugelassen (Selbstverteidigung oder Mandat des UNO-Sicherheitsrats). Die Realität ist jedoch eine ganz andere.
In diesem Buch beschreibt Daniele Ganser, Gründer und Leiter des „Swiss Institute for Peace and Energy Reasearch“ (SIPER) wie in Vergangenheit und Gegenwart illegale Kriege geführt werden. Es zeigt, wie die Regeln der UNO und vor allem das Kriegsverbot gezielt sabotiert wurden und welch unrühmliche Rolle hierbei Länder der NATO spielen.
Das Buch beginnt mit der Gründung der UNO, ihren Mitgliedern und ihrer Charta. Anschließend wird auf die Gründung der NATO und deren „Partnership for Peace“ eingegangen. Eine längere Kritik am Imperium USA schließt sich an, bevor die Gründung des internationalen Strafgerichtshof 1998 skizziert wird.
Danach ist das Land in Länderkapitel unterteilt und chronologisch aufgebaut. Jedes Kapitel steht dabei für sich. Es werden folgende illegale Kriege behandelt: Krieg gegen Iran 1953, gegen Guatemala 1954, gegen Ägypten 1954, gegen Kuba 1961, gegen Vietnam 1964, gegen Nicaragua 1981, gegen Serbien 1999, gegen Afghanistan 2001, gegen Irak 2003, gegen Libyen 2011, gegen die Ukraine 2014, gegen Jemen 2015 und der noch andauernde Krieg gegen Syrien.
In einem Fazit werden noch die wichtigsten Thesen zusammengefasst. Die historischen Fakten der letzten 70 Jahre zeigen deutlich, dass NATO-Länder wiederholt andere Länder angegriffen und das in der UNO-Charta verankerte Gewaltverbot verletzt haben. Die NATO ist keine Kraft für Sicherheit und Stabilität, sondern eine Gefahr für den Weltfrieden.
Die NATO hat wiederholt Länder ins Chaos gestürzt, Menschen getötet und Flüchtlingsströme ausgelöst. „Massenmedien übernahmen häufig ungeprüft an sie weitergegebene Informationen staatlicher Stellen. Die vielen Lügen, welche in den Massenmedien in den letzten 70 Jahren verbreitet wurden, vom Tonkin-Zwischenfall in Vietnam 1964 bis zu den ABC-Waffen und dem Angriff auf Irak 2003, haben es Politikern leicht gemacht, die Bevölkerung zu täuschen und Kriege vom Zaun zu brechen.“ (S. 332)
Der Autor empfiehlt, die BRD solle aus der NATO austreten und in Erinnerung an die eigene Geschichte keine Truppen ins Ausland schicken und sich als neutrales Land für das Völkerrecht und friedliche Konfliktlösung einsetzen.
Am Ende des Buches erlaubt eine Chronologie einen schnellen Überblick über die wichtigsten Daten und Ereignisse. Danach gibt es noch eine Literaturliste zur weiteren Vertiefung, die Anmerkungen und einen Index.
Ganser kritisiert mit Recht die Kriege, die von NATO-Staaten heraufbeschworen wurden, und unter falschen Behauptungen und mit dem Mantel der Humanität gerechtfertigt wurde, Diese wurden oft ohne Genehmigung des UN-Sicherheitsrates heraufbeschworen oder die Bedeutung seiner Resolutionen verzerrt, sie wurden daher unter Verletzung des Völkerrechts begonnen. Dies beinhalte einen Anspruch, weltweit nach Gutdünken Kriege entfesseln zu dürfen und die Souveränität anderer Länder zu verletzen oder in Frage zu stellen.
Dies nennt der italienische Philosoph Losurdo „Exzeptionalismus“: „der Anspruch auf eine privilegierte Behandlung des Westens und insbesondere seines führenden Landes, dem das alleinige Recht vorbehalten sein soll, Kriege auch ohne Autorisierung durch den UN-Sicherheitsrat zu führen.“ (S. 431)
Diesem Zustand kann nur durch die Stärkung der UNO begegnet werden. Es sollte das Prinzip der Gleichheit zwischen einzelnen Ländern fundamental gestärkt werden und wenigstens eine Annäherung der internationalen Beziehungen auf Augenhöhe stattfinden.
Dass dies keine umfassende Darstellung aller illegalen Kriege ist, ist dem Autor bewusst. Es wird extra betont, dass er sich darauf beschränkt, nur illegale Kriege zu behandeln, an denen NATO-Länder beteiligt waren. (S. 16)
Buch 3
Anne Prettin: Der Ruf des Eisvogels. Roman, Lübbe, Köln 2023, ISBN: 978-3-7857-2813-0, 22 EURO (D)
Dieser Roman handelt von der Lebensgeschichte der Olga Blume, eingewebt in ein historisches Panorama des deutschen 20. Jahrhundert.
Es gibt verschiedene Zeitebenen in der Erzählung. Zuerst wird von der tragischen Geburt Olgas in Ginsterburg in der Uckermark im Jahre 1925 berichtet, die ihre Mutter nicht überlebt. Ihr Vater ist lieblos zu ihr, zu ihrem Großvater hat sie ein besonderes inniges Verhältnis, der praktisch ihre Erziehung übernimmt. In ihrer Kindheit spielt daneben ein Eisvogel eine wichtige Rolle, der sie an ihre Mutter erinnert.
Sie findet Freunde, denen sie sich sehr eng verbunden fühlt, und verliebt sich zum ersten Mal richtig. Dies ist jedoch keine unbeschwerte Zeit, spätestens nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der neben Leid auch ein neues Leben mit sich bringt.
Sie muss als junge Mutter aus Ginsterburg vor den Folgen des Krieges fliehen und strandet in einem Lager für Geflüchtete in Oldenburg. Die Organisation eines neuen Lebens und vor allem ihre Tochter Becki stehen an erster Stelle. Sie arbeitet als Ärztin und zieht ihre Tochter alleine groß. Sie heiratet zwar, aber sie trauert immer noch ihrer alten Liebe nach. Sie hat genug damit zu tun, in der Gegenwart zu leben, was dazu führt, dass ihre Vergangenheit unbearbeitet bleibt und verdrängt wird.
Die Wende 1989 sorgt dabei für eine neue Situation. Ihre Tochter und Enkelin laden sie zu einer Reise nach Ginsterburg, ihrem Heimatort, ein. Dies ist der zweite Handlungsstrang, der im Jahre 1991. Dort kommen alte Erinnerungen wieder hoch und Olga muss sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Verschiedene Gefühle wechseln sich ab, die um den verdrängten Komplex, am Tod ihrer Mutter schuld zu sein, die Beziehung zu ihrem Vater und ihrem Großvater, Liebe und Reflexion des eigenen Lebens kreisen.
Die Hauptperson Olga wird mit ihren Gefühlen sehr gut beschrieben, auch die Erzählung ist spannend bis zum Schluss. Das Wechseln zwischen den Zeitebenen wird jedoch etwas übertrieben, so dass der Überblick manchmal verloren geht. Dennoch: Hier wird ein spannendes Zeitpanorama des 20. Jahrhunderts geschildert, wie es viele Ältere vielleicht noch selbst erlebt haben.
Buch 4
Hans Karr: Deutsche Marine-Artillerie. Schiffs- und Küstenartillerie, Motorbuch, Stuttgart 2022, ISBN: 978-3-613-04455-5, 24,90 EURO (D)
Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert war ein Seegefecht eine einfache Sache: Die feindlichen Flotten formierten sich in einer Linie und fuhren aneinander vorbei, wobei sie sich gegenseitig mit ihren Geschützen breitseitig auf kurze Entfernung beschossen. Später stiegen Kaliber und Reichweiten, es kam zu Seegefechten über größere Entfernungen. Große Kaliber ließen sich gar nicht mehr auf Schiff einsetzen. Großkalibrige und weitreichende Geschütze kamen auch an Land an Küstennähe zum Einsatz.
Hans Karr widmet sich in diesem Band allen Geschützen, die auf hoher See ebenso wie an der Küste zum Einsatz kamen. Ein umfassender Überblick über die technischen Besonderheiten und Typen aller Kaliber, die die Kaiserliche Marine und die Kriegsmarine einsetzte.
In der Einleitung werden historische Entwicklungslinien von Seegefechten von der Antike bis ins 20. Jahrhundert und eine technische Entwicklungsgeschichte der Ausrüstung gegeben.
Danach gibt es drei große Teilbereiche: die Artillerie der Kaiserlichen Marine, der Reichs- und Kriegsmarine und der Küstenartillerie. Die Geschütze werden anhand des Durchmessers kategorisiert und in einzelnen Kapiteln vorgestellt.
Es gibt immer einen einführenden Text und eine Tabelle mit technischen Details (Kaliber, Rohrlänge, Rohrgewicht, Geschossgewicht, Schussweite in km und Kadenz). Schwerpunkt eines jeden Kapitels sind aber die zahlreichen Bilder und Illustrationen aus verschiedenen Archiven oder Einzelpersonen sowohl in schwarz-weiß als auch in Farbe.
Im Anhang gibt es noch eine Artillerieübersicht der Kaiserlichen Marine, eine Artillerieübersicht der Reichs- und Kriegsmarine und den Quellennachweis. Die Einzelnachweise zu den Bildern sind jeweils bei den Bildunterschriften vermerkt.
Die Einleitung bietet komprimiert informative Hintergründe über marinehistorische Themen und Zusammenhänge. Es werden gute großformatige Bilder aus verschiedenen Perspektiven gezeigt und mit technischen Details verbunden. Spannend wäre ein Vergleich zu anderen europäischen und außereuropäischen Großmächten gewesen, was die Ausstattung der Marine-Artillerie angeht.
Buch 5
Susanne Fröhlich: Getraut. Roman, Knaur, München 2023, ISBN: 978-3-426-22805-0, 18 EURO (D)
„Getraut“ ist der 12. Roman von Bestseller-Autorin Susanne Fröhlich um die Alltagsheldin Andrea Schnidt. Dieses Mal steht eine Trauung an. Im fortgeschrittenen Alter will ihr früherer Schwiegervater Rudi nochmal heiraten. Seine Irene ist auch nicht unwesentlich jünger.
Schon die Vorbereitungen sorgen für Turbulenzen in der chaotischen Familie, die die Nerven aller Beteiligten strapazieren. Als dann der Hochzeitstag soweit ist, geht wie nicht anders zu erwarten vieles schief. Das Paar kann nicht zum Standesamt, da der Frankfurter Römer besetzt ist wegen Feierlichkeiten für den Triumph von Eintracht Frankfurt. Außerdem gibt es Probleme mit den Ringen und der gesundheitlichen Befindlichkeit einer Hochzeitstaube. Dies alles wird für den Leser humorvoll von Ex-Schwiegervater Rudi mit seiner eigenen kauzigen und urhessischen Art.Es gibt dennoch ein versöhnliches Ende: Es wird trotz allem gefeiert und das Paar kann auf Hochzeitsreise bzw. Erholungsreise von der Hochzeit gehen.
So gibt es in dem Roman noch einige komische Situationen und unvorhersehbare Ereignisse rund um die Familie. Andrea selbst geht inspiriert von der Hochzeit von Rudi und Irene in sich. Kann sie sich vorstellen selbst wieder zu heiraten? Will Paul das überhaupt oder warum lässt sein Antrag auf sich warten. Diese Fragen versucht sie zu beantworten, auf dem Weg dorthin tauchen viele Charaktere auf und natürlich skurrile Situationen auf.
Es tauchen also viele altbekannte Charaktere auf, dennoch muss man nicht unbedingt die früheren Romanen gelesen haben. Das Thema Trauung wird hier mit Humor dargestellt, mit der Message, dass nicht alles nach Plan laufen kann. Die sympathische Chaotenfamilie bietet auch diesmal vielerlei Überraschungen, manchmal mit einem ernsteren Unterton. Der eingefleischte Hesse Rudi in seiner Art sorgt schon allein für heitere und kurzweilige Lesemomente.
Buch 6
Miryam Muhm: Die Krake von Davos. Angriff des WEF auf die Demokratie, Europa Verlag, München 2023, ISBN: 978-3-95890-530-6, 22 EURO (D)
Seit Jahrzehnten arbeiten das Weltwirtschaftsforum (WEF) und sein Vorsitzender Klaus Schwab mit großem Erfolg daran, die wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Weltordnung umzukrempeln. Ziel ist es, Macht und Einfluss einer globalen wirtschaftlichen Elite auszudehnen, um de facto an Parlamenten und Regierungen vorbei zu regieren. Daher befürchten zahlreiche Experten, dass diese disruptive Neugestaltung, der sogenannte Great Reset, letztendlich die demokratischen Strukturen beseitigen wird.
Miryam Muhm deckt auf, was tatsächlich hinter den Plänen des WEF steckt, nämlich eine neue Form des neoliberalistischen Kapitalismus zu schaffen, bei dem die Unternehmen eine totale Kontrolle über die Bürger ausüben, sei es mittels Technologie, Einschleusung von Young Global Leaders des WEF in Ministerien, Schulung von einflussreichen Universitäts- und Medienvertretern oder Finanzierung von wichtigen Thinktanks. (Klappentext)
Eine verallgemeinernde, undifferenzierte Grundhaltung ist in vielen Hauptthesen des Buches zu finden. Ständige Zuspitzungen, dystopische Szenarien (Great Reset) und die immer gleich lautende Kritik ermüden mit der Zeit. Viele Sichtweisen ähneln auch verschwörungstheoretischen Konstrukten und machen das Buch unglaubwürdig.
Dabei ist die Kritik am Weltwirtschaftsforum und ihren Protagonist*innen notwendig und richtig.
Es dient zur Sicherung und Ausweitung des Neoliberalismus und ist bestimmt nicht die Lösung für globale Probleme, sondern ein Hemmschuh.
Es handele sich um Treffen einer globalen Elite ohne Bindung an die Mehrheit der Gesellschaft, die undurchsichtige Entscheidungsprozesse besitzen, nicht demokratisch legitimiert sind und kritische Organisationen und deren Vertreter weder einladen noch respektieren. Dass die wohlklingenden Initiativen wie Verringerung der sozialen Ungleichheit, mehr Demokratie oder mehr Klimaschutz nicht glaubhaft sind, zeigt sich seit Jahrzehnten durch Maßnahmen, die das Gegenteil bewirken.
Eine Organisation der Mächtigen und Reichen, die ein starkes Interesse daran hat, den kapitalistischen Status Quo – mindestens – beizubehalten.
Kritische Bücher oder Artikel darüber gibt es genug und wesentlich bessere als dieses Buch.