Neuerscheinungen Diverses

18.01.23
KulturKultur, TopNews 

 

Buchtipps von Michael Lausberg

Buch 1

Salke Hartung: Landschaftsfotos nach Plan. Himmelsereignisse über Stadt und Land – erkunden, planen und umsetzen mit PhotoPills, dpunkt, Heidelberg 2022, ISBN: 978-3-86490-934-4, 32,90 EURO (D)

Durch eine gezielte Berücksichtigung von astronomischen Ereignissen und meteorologischen Fakten bei der Aufnahmeplanung lässt sich die Quote an spektakulären Bildern enorm steigern. Das Buch führt anhand verschiedener Tools, in dessen Zentrum die App PhotoPills steht, durch den kompletten Planungsprozess eines Himmelsereignisses, erläutert die einzelnen Werkzeuge im Detail und zeigt anhand von Praxisbeispielen die Möglichkeiten und das Potential von geplanten Aufnahmen.

In den ersten beiden Kapiteln geht es um die Frage, worin die Vorteile von geplanten Landschaftsbildern liegen, und die Vorstellung dieser Arbeitsweise. Außerdem wird gezeigt, was alles zu einem Plan für ein Bild dazugehört und in welche Phasen sich der Prozess von der Bildidee bis zur Umsetzung aufteilt.

Danach werden hilfreiche Werkzeuge vorgestellt, die im Planungsprozess genutzt werden können. Im Zentrum steht dabei die App PhotoPills. Dies ist ein umfangreicher Planungs- und Organisationswerkzeugkasten für Landschaftsfotografen, mit dessen Hilfe gezielt spektakuläre Aufnahmen mit Sonne, Mond und Milchstraße entstehen können. Es kann exakte Zeitpunkte zu für Fotografen wichtige Tagesphasen liefern, den exakten Stand von Sonne, Mond und Milchstraße berechnen und alle Informationen per AR auf das Kamerabild des Smartphones transportieren.

Anschließend werden weitere Websites und Apps präsentiert, die auf einzelne Aspekte fokussieren, die bei der Planung nützlich sein können oder die besser ausgestattet sind als in PhotoPills.

Im letzten Kapitel werden viele Praxisbeispiele komplett von der Planung bis zur Umsetzung beschrieben. Es geht um die technischen Fähigkeiten, künstlerische Inspirationen und den Entstehungshintergrund der Bilder.

Im Buch werden verschiedene Icons verwendet, die Erklärungen finden sich auf Seite 7.

Im Anhang gibt es noch ein Stichwortverzeichnis.

Das Buch legt den Fokus ganz klar auf das Vorgehen bei geplanten Aufnahmen. Dieses geplante Vorgehen soll nicht falsch verstanden werden: Es will die detaillierte Vorausplanung in das eigene Repertoire einbauen und damit die eigene Fotografie ergänzen, besser machen und nicht alle Kreativität verdammen. Belichtungseinstellungen, Aufnahmetechniken oder die Wirkung mit verschiedenen Objektiven werden nur am Rande behandelt.

Die Praxisbeispiele sind umfangreich und gut strukturiert, sie können auch zu eigenen Bildideen anregen und neue Möglichkeiten, die eigene Fotografie zu erweitern, entdecken lassen.

 

Buch 2

Martin Schleske: Werk/Zeuge. In Resonanz mit Gott. 365 Fragmente, bene!, München 2022, ISBN: 978-396340240, 26 EURO (D)

Geigenbaumeister Martin Schleske – ein moderner Mystiker und Bestsellerautor – hat 366 Texte voller Weisheit über die Resonanzerfahrungen des Glaubens und die Stimmigkeit unseres Daseins geschrieben. In seinen Texten geht es um die Freude an einem intensiv erlebten Glauben, um Resonanzerfahrungen mit dem Geheimnis Gottes.

Zwölf Werkzeuge aus seiner Werkstatt symbolisieren unterschiedliche Themenfelder, denen der Autor nachspürt.

Dies geschieht in kurzen Texten, für jeden Tag interpretiert er einen Bibeltext. Dies bringt er in Beziehung zu seiner täglichen Arbeit, dem Geigenbau, und Auszügen aus seinem Alltag.

Am Anfang steht immer eine bestimmte Bibelstelle. Danach folgen die Gedanken und Anregungen des Autors. Themenfelder sind zum Beispiel kreative Ignoranz, Frieden, Resonanzfelder, Schwermut, das Herz, Harmonie der Gegensätze, Theologie der Verwundbarkeit oder das kleine Kind in mir.

Meist steht jeder dort aufgeführter Text als ein Fragment, für sich allein. An einigen Stellen sind aber aufeinanderfolgende Textserien entstanden.

Unterbrochen werden die Texte von einigen Bilderstrecken mit farblichen Abbildungen mit zumeist sinnlichem Charakter.

Das Hauptaugenmerk der Texte liegt auf dem Thema der Seelenführung, die Pädagogik im Umgang mit uns selbst.

„Über Gott zu sprechen, (…) soll gehört, erfahren, inspiriert, durchlitten und empfangen sein – kein Ergebnis eigenmächtigen Denkens, sondern Zeugnis des hörenden Lebens und der Erkenntnisse des liebenden Herzens.“ (S. 7)

Dieses Buch hat nicht den Anspruch einer geordneten Lehre, es sind vielmehr Gedanken und Auslegungen auf das alltägliche Leben und die heutigen Bedürfnisse. Obwohl manches etwas überfrachtet klingt, liegt in diesem Zusammenspiel die Stärke des Buches. Es kann für eigene Fragen, Zweifel, geistliche Bedürfnisse oder theologische Auslegungen sensibilisieren.

Das Buch hat kein Inhaltsverzeichnis, was es etwas unübersichtlich macht. Das Stichwortverzeichnis im Anhang und die Auflistung der angesprochenen Bibelstellen im Anhang können dies nur zum Teil wettmachen.


Buch 3

Diana Gabaldon: Outlander – Das Schwärmen von tausend Bienen, Knaur, München 2022, ISBN: 978-3-426-51837-3, 20 EURO (D)

Dies ist der neunte Band der Fortsetzungsreihe Outlander der renommierten Schriftstellerin Diana Gabaldon. Im historischen Roman »Outlander – Das Schwärmen von tausend Bienen« müssen Claire und Jamie Fraser inmitten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges um ihre Familie und ihre Liebe kämpfen.

1779 steht für Claire Randall und Jamie Fraser mehr auf dem Spiel als jemals zuvor: Zwar sind sie überglücklich über Briannas Heimkehr – doch niemand weiß, ob die Gefahr, die ihre Tochter mit Mann und Kindern zur Flucht aus dem 20. Jahrhundert gezwungen hat, wirklich gebannt ist. Der Krieg ist endgültig auch auf Frasers Ridge angekommen. Es gibt Spannungen zwischen den Siedlern, die sich auch hier in Loyalisten und Revolutionäre teilen. Wie können Claire und Jamie ihrer Familie inmitten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges Schutz bieten?

Währenddessen hadert der junge William Ransom noch immer mit seiner wahren Abstammung. Und Lord John Grey muss sowohl einen Weg zur Versöhnung finden, als auch neuen Gefahren entgegentreten – im Namen seines Sohnes, und in seinem eigenen.

Das Buch ist kein spannungsgeladener Thriller, an dem ein Ereignis auf das nächste folgt und ständig irgendwas Aufregendes passiert. Es lebt eher von den Charakterdarstellungen und der detailreichen Darstellung des damaligen Alltags und verschiedener Familienprobleme. Wie das tatsächliche Leben damals ablief, wird hier von der Autorin kenntnisreich geschildert. Einige Episoden hätten allerdings etwas gestrafft werden können.

Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblenden zu früheren Bänden. Dies sind kleinere Geschichten und biografische Zeugnisse von einzelnen Personen innerhalb einer Geschichte, die besonders im Fokus stehen. Hilfreich ist dabei der Stammbaum der Familie als Orientierung oder zum Nachschlagen.

Für Neulinge der Saga ist das Buch als Einstieg eher nicht zu empfehlen. Kenntnisse der bisherigen Geschichte und die Einordnung der vielen Personen erfordern schon Vorkenntnisse.


Buch 4

Gloria Naylor: Linden Hills. Roman, Unionsverlag, Zürich 2022, ISBN: 978-3-293-00585-3, 26 EURO (D)

In diesem Buch der afroamerikanischen Autorin Gloria Naylor geht es vordergründig um das Stadtviertel Linden Hills, eine begehrte Wohngegend für bessergestellte Afroamerikaner*innen. Eigentlich geht es aber um den langen Schatten des Rassismus und Sklaverei. Die Bewohner*innen Linden Hills haben über die Jahre ihre Identität verloren, indem sie sich zu einer Gesellschaft entwickelt haben, für die es das Wichtigste ist, ihren Wohlstand sowie ihr gesellschaftliches Ansehen zu wahren. Sie orientieren sich dabei an reichen, weißen Amerikanern und versuchen sie zu kopieren. Allein auf Materialismus und gesellschaftlichen Status ausgerichtet, haben sie ihre eigene Identität preisgegeben und leben ein Leben nach Vorgaben weißer Maßstäbe.

Das Stadtviertel hat eine lange Historie, die auch in Rückblenden beleuchtet wird. Dieses ist eng mit der Familie Nedeed verbunden, deren Nachkommen heute noch die Geschicke des Viertels bestimmen. Von einer ärmlichen Hüttensiedlung bis hin zu einer begehrten Wohngegend mit Villen hat sich das Viertel entwickelt.

Die Leser*innen lernen schnell, dass die gesellschaftlichen Klassen sich in Wohngegenden und sogar den Straßen manifestieren und widerspiegeln. In Linden Hills zu wohnen, ist ein Statussymbol für finanziellen und gesellschaftlichen Aufstieg. Von diesem Prestigedenken profitiert Luther Nedeed, der nicht nur ein Bestattungsunternehmen führt, sondern auch von einer alten Leibpacht seiner Vorfahren profitiert. Nicht in Linden Hills passiert ohne seine Zustimmung.

Hauptfiguren des Romans sind zwei junge Schwarze, die sich durch Gelegenheitsarbeiten kurz vor Weihnachten bei den Bewohner*innen etwas hinzuverdienen wollen, in Wahrheit aber das reiche Klientel verabscheuen.

Willie Mason und Lester Tilson haben ganz andere Ambitionen und Werte. Sie selbst sehen sich als Literaten und feingeistige Dichter. Aus ihrer Perspektive und der einige der Bewohner*innen werden Biografien und Schicksale erzählt. Dies betrifft die aktuelle Situation, es gibt aber immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit. Somit werden die paar Tage vor Weihnachten, wo die eigentliche Handlung passiert, erheblich ausgeweitet.

Willie Mason und Lester Tilson haben vor allem die Aufgabe, eine Art Beobachtungsblick der Geschehnisse in Linden Hills zu besitzen und eine kritische Reflexion über die Menschen und einem Leben in dem Viertel anzustoßen. Die verschiedensten Figuren lernen die Leser*innen kennen: den heuchlerischen Pfarrer, einen Mann, der nicht den Mut hat, sich zu seiner Homosexualität zu bekennen, eine Workaholikerin mit psychischen Problemen, vielen Posern mit dunklen Geheimnissen und sogar kriminellen Machenschaften und einem Prototypen eines weißen Polizisten mit rassistischer und sexistischer Weltsicht.

Spannung gibt es vor allem um das dunkle Geheimnis des Bösewichts Luther Nedeed, dem die beiden Jugendlichen auf der Spur sind.

Alle Bewohner*innen haben eines gemeinsam: Sie alle nehmen alles auf sich und negieren sich selbst, um durch Besitz und Geld zu demonstrieren, dass sie Wert besitzen und Anerkennung der Gemeinschaft verdienen.

Heraus kommt ein kritisches Gesellschaftspanorama innerhalb der schwarzen Community, wo bei den Diskriminierungsformen die Hautfarbe keine wesentliche Rolle spielt, sondern Geschlecht, Klassenzugehörigkeit, sexuelle Orientierung und die Größe des Reichtums. Negative Eigenschaften wie in kapitalistischen Gesellschaften üblich wie Statusdenken, Habgier, die Wahrung des schönen Scheins, Betrug und Neid bestimmen die Lebenswirklichkeit in Linden Hills. Die Anbetung des Wohlstandes beruht dabei auf weiße Gründungsmythen.

Schwarze Menschen überstülpen sich eine Identität, die sie von der weißen Gesellschaft übernommen haben. Die Idee des American Dream, einer Konstruktion der Gleichheit in einer Leistungsgesellschaft, wird hier vehement kritisiert, zu Recht.

Dieser Mythos des „American Dreams“ lässt viele Einwohner der USA heute noch glauben, dass die einzelne Person selbst durch seine Leistungsbereitschaft entscheidet, ob er/sie zu Reichtum und Ansehen kommt. Dass dieser kapitalistische Individualismus zu Entsolidarisierung, materiell verstandenem Glück und oberflächlichem Statusdenken führt, bleibt hier nicht unhinterfragt. Die Bildungschancen sind nicht für alle gleich, da diese von dem Vermögen der Eltern stark abhängt.

Neben diesen gesellschaftskritischen Implikationen besitzt der Roman gute Charakterstudien und einen lebendigen Spannungsbogen.








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