Ein kleiÂnes WeihÂnachtsÂgeÂdicht, von Erich KäsÂtÂner aus dem Jahre 1928, weil es auch 90 Jahre späÂter noch (oder wieÂder) sehr gut zur soÂziaÂlen Lage passt.
MorÂgen, KinÂder, wird’s nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geÂschenkt.
MutÂter schenkÂte Euch das Leben.
Das geÂnügt, wenn man’s beÂdenkt.
EinÂmal kommt auch Eure Zeit.
MorÂgen ist’s noch nicht so weit.
Doch ihr dürft nicht trauÂrig werÂden.
ReiÂche haben Armut gern.
GänÂseÂbraÂten macht BeÂschwerÂden.
PupÂpen sind nicht mehr moÂdern.
MorÂgen kommt der WeihÂnachtsÂmann.
AlÂlerÂdings nur neÂbenÂan.
Lauft ein bißÂchen durch die StraÂßen!
Dort gibt’s WeihÂnachtsÂfest genug.
ChrisÂtenÂtum, vom Turm geÂblaÂsen,
Macht die kleinsÂten KinÂder klug.
Kopf gut schütÂteln vor GeÂbrauch!
Ohne ChristÂbaum geht es auch.
TanÂnenÂgrün mit OsÂramÂbirÂnen -
Lernt drauf pfeiÂfen! WerÂdet stolz!
Reißt die BretÂter von den StirÂnen,
Denn im Ofen fehlt’s an Holz!
StilÂle Nacht und heil‘ge Nacht -
Weint, wenn’s geht, nicht! SonÂdern lacht!
MorÂgen, KinÂder, wird’s nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt GeÂduld!
MorÂgen, KinÂder, lernt für’s Leben!
Gott ist nicht alÂlein dran schuld.
GotÂtes Güte reicht so weit . . . .
Ach, du liebe WeihÂnachtsÂzeit!
Trotzdem schöne Feiertage wünscht die 'scharf-links'-Redaktion!
VON: ERICH KÄSÂTÂNER