Der Beitrag Kubas an der Befreiung Südafrikas, Namibias, Angolas

17.12.13
InternationalesInternationales, Kultur, Debatte 

 

von Gerd Elvers

Am Tage des  internationalen Abschieds von Nelson Mandela in dem Soccer-City-Stadion in Johannesburg waren die Staatsmänner fast der ganzen Welt  zusammen, mit wenigen begründbaren Ausnahmen wie Israel, dessen Präsenz deplatziert gewirkt hätte angesichts dessen Verwicklungen mit dem Apartheit-System.

Was Obama noch bei seinem Besuch vor einigen Monaten in Südafrika  verwehrt wurde – ein  Willkommensgruß der Südafrikaner - wurde ihm nun in der Gemeinschaft der fröhlich Trauernden gewährt: Er durfte als Schwarzer seine persönliche Betroffenheit in einer Rede halten, neben Raúl Castro, dem er zuvor die Hand geschüttelt hatte, was einige Eilfertige schon vorschnell als Beginn einer wunderbaren Freundschaft feiern.

Bisher haben alle amerikanischen Präsidenten ihre Chance verpasst, ihren Willen zu einem Ausgleich mit Kuba  zu realisieren. Nach dem Debakel der Schweinebucht wollte Kennedy sein Verhältnis zu Kuba normalisieren, weil er sich von seinem CIA düpiert fühlte. Leider kam ein Attentäter dazwischen. Der Erdnuss-Carter wollte als Christen-Moralist in seiner zweiten Amtszeit den Ausgleich mit Kuba anpacken. Leider ließen ihn die Wähler nicht. Und nun Obama, der sich zwar  als Jugendlicher durch die  Überwindung der Apartheid Südafrikas als US-Schwarzer ermutigt fühlte, eine politische Karriere zu wagen, aber immer noch nicht die Hand zum Ausgleich mit Kuba packen möchte, obwohl Kuba  maßgeblichen Anteil an der Niederringung der Apartheid hat. 

Raul Castros Rede zur Trauerfeier

In seiner Rede im Soccer-Stadion pries Raúl  Castro Nelson Mandela als „ein unübertreffliches Vorbild für Lateinamerika und die Karibik, wo man in der Einheit und Integration zum Wohl der Völker und unter Anerkennung ihrer Vielfältigkeit voranschreitet.  Dies geschieht im Wissen, dass nur Dialog und Kooperation sowie die zivilisierte Koexistenz mit Andersdenkenden der Weg zur Lösung von Konflikten sein können“. Damit spricht er in einer  zurückhaltenden Art die USA an, die bis heute keine zivilisierte Koexistenz mit Kuba haben will. An anderer Stelle sagt er:  „Niemals werden wir Mandelas emotionale Ehrung unseres gemeinsamen Kampfes vergessen, als er bei seinem Besuch am 26. Juli 1991 (in Kuba) sagte: "Das kubanische Volk hat einen besonderen Platz im Herzen der Völker Afrikas."

Weiß man heute noch, wozu er spricht? Er bezieht sich auf  die kubanische Militärmission in Angola von 1975 bis 1989, von der die heutigen Führer in Angola, Namibia und Südafrika - unbeschadet ihrer politischen Einstellung  –  bekunden, dass ohne sie Südafrika heute anders aussähe. Keine Frage:  Vor der Geschichte wird diese Mission als der bedeutendste internationale Beitrag Kubas in der Befreiung von Völkern von Neokolonialismus, Unterdrückung und Apartheid  Bestand haben.  Jahre nach dem Tod von El Che stellte sich  die kommunistische Partei Kubas in sein internationalistisches Erbe, indem sie 1975 ein paar Schiffe anheuerte, einige  Bataillone mit Tanks, Kanonen, Raketen und Mörsern einluden und auf eine ungewisse Reise von Kuba zur Hauptstadt Angolas Luanda  schickten. Zwar mit dem Material aber ohne Kenntnis des großen Bruders Sowjetunion. Deshalb ist es eine Geschichtsklitterung  in Wikipedia, wenn der Angola-Krieg in die Reihe der „Stellvertreter-Kriege des Kalten Krieges“ gestellt wird. Es war eine autonome Entscheidung Kubas.

Kubas Militärmission in Südafrika

Im Folgenden wollen wir die wichtigsten Eckpunkte des Angola-Krieges anhand zweier jüngerer kubanischer Publikationen präsentieren: Erstens der Beginn der kubanischen Intervention im allerletzten Moment, bevor die angolanischen Kontrarevolutionäre die Hauptstadt Luanda  mit Hilfe von CIA, Zaire und dem rassistischen Südafrika 1975 erobern konnten, und zweitens die Entscheidungsschlacht 1987/88 im Süden Angolas, an der die rassistischen Truppen Südafrika zerbrachen, mit ihnen die rassistische Regierung in Pretoria, und der Weg für Nestor Mandela aus dem Gefängnis zum Führer seines Volkes frei wurde.

In dem kubanischen Buch „Angola, Pfeilschuss nach Norden“, stellt 2005 der Brigadegeneral Jorge Raúl Fernández Marrero den Weg seiner Brigade 1975 – 1976 zur Befreiung Luandas  und des Nordens Angolas dar (1). Das zweite Buch von 2009 trägt den Titel: Erzählungen über den Krieg, Die Helden von Cuito Cuananvale. Es erzählt die größte Schlacht 1987, die je in Afrika geschlagen wurde, und den Untergang des rassistischen Regimes Südafrika besiegelte (2).

Als sich im November 1975 die rund tausend Mann des Dritten Bataillons der motorisierten Infanterie in das Schiff Jigüe begaben mit ihren Tanks, Kanonen, Militärfahrzeugen, Mörsern war den schwarzen Soldaten unter ihnen bewusst, dass es diesmal anders herum ging: Nicht in Sklavenschiffen von Ost nach West, sondern um ihren Brüdern und Schwestern in Afrika unter der sozialistischen Regierung von Neto beizustehen, die zum Ende der Kolonialzeit von zwei angolanischen Gegnern bedrängt wurden, hinter denen der CIA, Südafrika und Zaire standen. Zwei weitere Bataillone folgten mit ihren Schiffen.

Die bedrängten Verhältnisse an Bord waren alles andere als bequem: Eingepfercht im Schiffsrumpf, mit wenigen Salzwasser-Duschen und mit einer unbekannten Zukunft vor Augen. Im Hafen der Hauptstadt Luanda, dem einzigen, der sich noch in der Hand des Movimento Popular para la Liberación de Angola (MPLA) befand, musste die Entladung rasch von statten gehen. Ohne sich viel Zeit für die Gruppierung des Bataillons zu geben, ging es 10 Tage nach der Unabhängigkeitserklärung Angolas sofort an die Front, 40 Kilometer vor Luanda, zuerst gegen die UNITA, die Unión Nacional para la Independencia Total de Angola, die zuvor von einem etwas desorientierten China, dann von Südafrika unterstützt wurde.  Nach ihrem Wurf aus ihren Ring-Stellungen um die Hauptstadt kam es zu einem beispiellosen Feldzug des Bataillons in das Zentrum des Landes, aufgefrischt mit angolanischen Kämpfern. Danach wandte sich das Bataillon nach Norden, um die andere kontrarevolutionäre Gruppe FNLA zu bekämpfen, die von Zaire und weißen Söldnern unter dem berüchtigten Präsidenten Mobutu unterstützt wurde.

Kubanisch-angolanische Infanteriebrigade befreit Nord-Angola

Der Untertitel des kubanischen Buches: Pfeilschuss  gen Norden“ (Saeta al Norte) erhält hiermit seinen Sinn. In Koordination mit der zweiten Infanteriebrigade bewegte man sich im „Feindesland“ der FNLA des Kommandanten Roberto. Es musste schnell gehen auf den wenigen Straßen, die das Land  aus der portugiesischen Kolonialzeit netzartig durchzogen. Die FNLA im Norden Angolas hatte  sich in den  Städten und Dörfern festgesetzt. Die mühselige „Bereinigung“ des flachen Landes war Aufgabe der sozialistischen Kräfte der Angolaner, die Freikämpfung der Straßen und Verkehrsknotenpunkten fiel in den Aufgabenbereich der kubanischen Brigaden, in denen auch Angolanische Kämpfer integriert waren.

Ohne Feindberührung konnte die dritte motorisierte Infanteriebrigade eine atemberaubende Geschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde aufbringen. An die Straße gebunden, bewegte sich  die Brigade in einer kilometerlangen Kolonne. Eine Analogie zu den ruhmreichen „columnas“ der FAR drängt sich auf, als diese aus den Wäldern der Sierra Maestra  zur Befreiung Kubas aufbrachen. Wie beim langen Marsch von El Che nach Santa Clara führten die Kolonne Kundschafter an, die Kilometer vor der Brigade das Terrain sondierten (exploración).  Dahinter folgten die äußeren und  inneren „Peletons“ als „Vanguard“.  Hier endet aber die Parallele. Denn danach folgte nicht El Che auf einem Maultier, sodann ein Panzerwagen mit dem Brigadegeneral und  einer 14,5 mm-Kanone zum Schutz des Kommandanten. Den nachfolgenden Kern der Brigade bildeten Geschützbatterien, vierläufige Flugabwehrkanonen, die Transportwagen für die Infanterie, Panzereinheiten, die zum Schutz vor Landminen einen gebührenden Abstand voneinander hielten. Den Abschluss bildete die „Retaguardia“, zum Schutz gegen mögliche Angriffe von hinten. Wenn die Umgebung der Straße nicht von den Milizen der MPLA gesichert waren,  musste mit heimtückischen Überfällen von hinten gerechnet werden.

Vor den Verkehrsknotenpunkten, in denen die FNLA mit weißen Söldnern Verteidigungsstellungen aufgebaut hatten, fächerte das Bataillon auf – manchmal in Koordination mit der Begleitbrigade – um ihre konzentrierte Feuerkraft auf  den Gegner in seinen Stellungen zu richten. Danach rückte die Infanterie zu Fuß vor, um im Häuserkampf die Stadt zu erobern, wenn nicht der Gegner schon vorher geflohen war.

Warum wird in dem kubanischen Buch über den Krieg in Angola so viel Wert darauf gelegt, das Militärische  auszubreiten? Es sei nicht nur an Friedrich Engels erinnert, der in vielen Artikeln sich mit Militärfragen beschäftigte und nach dem deshalb die Militärakademie in der DDR in Dresden benannt worden ist,  sozusagen die ostdeutsche Variante der Bundeswehrhochschule. Diese hat soeben  dem Miesbacher CSU-Landrat Kreidl wegen dem Plagiat seiner Doktorarbeit die Doktorwürde aberkannt, was bei dem mit absoluter Mehrheit regierenden CSU-Filz wenig Konsequenzen nach sich ziehen wird. Es geht  darum, eine praktische Vorstellung davon zu gewinnen, welche Strategien Kuba entwickeln musste, um mit Unterstützung des Teils der fortschrittlichen Angolaner die reaktionären Kräften in Afrika besiegen zu können.

Mit der Eroberung der wichtigsten Städte in Nordangola Negage (heute: N´Gaje) und Carmona (heute: Cidade do Uige) im Januar 1976 war der Feldzug praktisch beendet. Mit Ambrizete fiel der Nordhafen von Angola in die Hände der kubanischen Kombattanten, so dass der Nachschub nicht nur über die nach wie vor gefährdeten Straßen erfolgen musste. Frustriert über den Kriegsverlauf zog sich das rassistische Südafrika aus Angola zurück. Gestützt auf Stammesstrukturen konnten sich aber die FNLA und UNITA in gewissen ländlichen Gebieten halten und den Bürgerkrieg weiter schüren. Wegen der drohenden Invasion von außen musste Kuba seine Schutztruppen  im Land halten. Ein Abnutzungskrieg auf dem Niveau von „Buschkämpfen“ entstand, der Kuba viele Tote und Verwundete kostete, ohne seine Überlegenheit mit Groß-Waffen und taktischen Truppeneinsatz ausspielen zu können. Es ist diese schwierige Zeit, die viele in der kubanischen Bevölkerung im Auge haben, wenn sie auf den Angola-Krieg zurück schauen. Dem steht nicht entgegen, dass etliche kubanische „Internationalisten“ heute daran denken, wieder nach Angola zurück zu kehren, nachdem das Land sich zu den Prosperierenden  in Afrika aufgeschwungen hat, wozu die kubanischen Kämpfer ihren eigenen Beitrag geleistet haben.

Die Entscheidungsschlacht in Südangola

12 Jahre nach dem Triumph des sozialistischen Namibias mit Hilfe von Kuba 1976 in Nord-Angola hat sich die Großwetterlage gewendet. An Stelle von Ford ist Reagan US-Präsident. Die Sowjetunion erlebt mit den rebellischen baltischen Staaten das Wetterleuchten ihres Untergangs. Das rassistische Südafrika hat sein Heer mit Hilfe Israels, Frankreich, Großbritannien und einer eigenen Rüstungsindustrie aufgerüstet und modernisiert. Es wagt erneut den Vormarsch nach Norden, auch um sein Domindium Namibia, das alte Deutsch-Südwest-Afrika, gegenüber dessen sozialistischen Rebellen, die SWAPO,  abzusichern. Dem gestorbenen Staatspräsidenten Neto ist in Angola Santos gefolgt. Ein hochmodernes Heer bewegte sich also 1986 über die Grenzen in den Süden Angolas. Aber auch Kuba war nicht müßig. Nachdem sich die Sowjetunion von der kubanischen Überraschung erholt hatte, wurde mit ihrer Hilfe das kubanische Militär modernisiert. Was nicht unerwähnt bleiben darf: Inzwischen hatte Kuba auch  seine Erfahrungen mit Afrika gesammelt.

Will man dem  kubanischen Buch über die Schlacht in  Cuito  Cuanavale folgen, habe Fidel Castro vor den Ratschlägen der sowjetischen Militärberater gewarnt, offensiv gegen das Vordringen der Südafrikaner an der Grenze zu Namibia zu antworten, tausend Kilometer entfernt vom Nachschub der Hauptstadt Luanda. Spöttisch meinte er, die sowjetischen Militärberater hätten keine Ahnung von dem Kampf in der Dritten Welt. Sie wären akademischen Kriterien gefolgt, die sie im Kampf um Berlin mit Schukow an der Spitze, angewandt hätten. Später wurde als Retourkutsche aus russischen Quellen kolportiert, Fidel hätte von Havanna aus, über eine Angolakarte gebeugt, mit dem Telefon in der Hand,  die Schlacht aus zehntausend Kilometern geleitet. Wie dem auch sei,  die kubanisch-angolanische  Offensive der 16., 21., 47. und 59. Brigade wurde am Fluss Lomba, vor ihrem Ziel der Stadt Mavinga durch überlegene Kräfte Südafrikas zurück geschlagen.

Cuito Cuanavale entscheidet über Südafrika

Ende 1987 war der entscheidende Moment über das Schicksal Angolas, Namibias und Südafrika gekommen. Leider gibt das Buch über die Helden von Cuito Cuanavale keine Antwort, ob  es einen kubanischen B-Plan gab, im Fall einer Niederlage sich planmäßig auf das Terrain von Cuito Cuanavale zurück zu ziehen,  oder  man von den weiter vordringenden südafrikanischen Truppen ein paar hundert Kilometer südwestlich zurück gedrängt wurde, bis man wieder Fuß gefasst hatte. Auf jeden Fall  wurden von Kuba zusätzliche Truppen nach Angola verschickt, einschließlich der MIG-23 und hochmodernen MIG-29 Flugzeuge, die heute noch das Rückgrat der kubanischen Luftwaffe sind,  und in Monogue – zwei hundert Kilometer westwärts von Cuito Cuanavale - ein Feldflughafen angelegt. Die Lufthoheit war – anders noch als vor 12 Jahren – zu einem bestimmenden Faktor der militärischen Auseinandersetzung geworden.

(An dieser Stelle ein kleiner Einschub: Zwei Jahre später hatte die Nationale Volksarmee der DDR ihre 24 MIG 29 der Bundeswehr übergeben, gehorsam, wie sie es gewohnt war, auch gegenüber dem ehemaligen Klassenfeind. Diese „vermietete“ sie an die Air Force, die mit ihren F – 16 in den USA Luftkämpfe mit den MIG 29  übten. Zu welchem Zweck wohl?  Bleibt zu hoffen, dass Russland inzwischen Kuba mit noch moderneren Versionen aufgerüstet hat, so dass die US-Piloten ihre Lehrstunden mit dem NVA-Material vergessen können.)

Überlegene Militärstrategie gegen Apartheitregime aus der Verteidigungsposition

An dem Zusammenfluss des Rio Cutto mit dem Rio Cuanavale mit dem kleinen Städtchen Cutto Cuanavale im Zentrum bauten die Kubaner-Angolaner ihre Stellungen aus. Anstelle von Attacke vor 12 Jahren war diesmal vor den anrückenden Südafrikanern und UNITA-Kräften Verteidigung angesagt. Mit rund 15 Bataillonen bildeten sie einen nahezu kreisförmigen Kessel mit einem Durchmesser von 30 Kilometern. Dem äußeren Kreis war ein innerer hinzugefügt. Wie man  mit Google Earth  erkennen kann, handelt es sich weitgehend um eine flache, offene Buschlandschaft. Warum haben sich die Kubaner-Angolaner zu einer solchen doppelten Wagenburg- Verteidigung entschlossen? Die selbständig operationsfähigen Bataillone hatten links und rechts Tuchfühlung mit den Nachbarn, so dass man Einbrüche im koordinierten Vorgehen zweier Bataillone abriegeln konnte. Zudem war es möglich, einzelne mobile Formationen quer durch den Kessel zu schicken, um den bedrohten Flanken beizustehen. Entscheidend aber war für den späteren Erfolg, dass man durch Zusammenfassung mehrerer Bataillone gegenüber dem Angreifer an beliebiger Stelle eine punktuelle Überlegenheit für Gegenschläge herstellen konnte. Die taktische Art der Aufstellung der Truppen ermöglichte also eine „aktive Verteidigung“ (defensa activa), die den Gegner demoralisieren sollte.

Der Platz war strategisch günstig. Die Südafrikaner, die auf die Hauptstadt zielten, konnten die kubanisch-angolanischen Kräfte nicht umgehen. Bei einer weiträumigen Umgehung in Richtung  Nordwesten wären die mobilen kubanischen Kräfte  den Südafrikanern in die Seite gefallen und hätten ihnen den Nachschub von Südafrika abgeschnitten. Es war nicht so wie 1945, als die Rote Armee in ihrem Sturm auf Berlin die „Festung Breslau“ umging. Erst drei Tage vor dem Ende des Krieges, nach drei Monaten Umzingelung mit relativ schwachen Kräften der Roten Armee, musste Breslau kapitulieren, nach einem beispiellosen Terrorregime der Nazis in der Stadt, dem Zehntausende von deutschen Zivilisten und Zwangsarbeitern zum Opfer vielen.

Großwildjäger Strauß greift in den Angolakrieg ein

Der erste Angriff der Südafrikaner erfolgte am 12. Januar 1988, dem noch sechs weitere Angriffe bis zum 23. März 1988 folgten. Januar 1988 befand sich der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß in Südafrika, um seine Solidarität für die Rassisten zu bezeugen. Nur ein paar hundert Kilometer weiter südöstlich von der Entscheidungsschlacht schoss Strauß in der Kalahariwüste in Anwesenheit des Außenministers Pik Botha eine kapitale Antilope (Süddeutsche Zeitung, 14/15. Dezember 2013). Der Großwildjäger damals: „Nie in meinem 40-jährigen politischen Leben habe ich eine so ungerechte und unfaire Behandlung eines Landes erlebt, wie sie Südafrika widerfährt“. Der Kommentar von Winni, der Frau des gefangenen Mandela, damals: Die Arroganz seines Auftretens mit den Unterdrückern ist unerträglich und eine Beleidigung für das Volk“. Er ist eine Null!

Offensive Verteidigung besiegt Apartheit

Zurück zum Schlachtfeld. Trotz des sechsmaligen  Zurückschlagens war die Lage der Kubaner-Angolaner prekär. Wegen des beengten Kampfgebiets konnten die südafrikanischen Piloten in ihren französischen Mirage ohne Vorwarnung über das Gefechtsfeld erscheinen, bevor sie von der kubanischen Flak erfasst wurden. Die starke kubanische Luftabwehr hielt aber den Einsatz der Kampfhubschrauber am Boden. Die südafrikanischen Langrohrgeschütze beharkten das gesamte Gebiet und hielten die Bataillone unter Dauerfeuer. Beim ersten Aufblitzen des Feuers konnten die Kubaner die Kanonen orten und in Artillerieduellen antworten. Die südafrikanischen großen Kanonen auf Selbstfahrerlafetten konnten aber rasch ihre Feuerstellung wechseln. Die russischen Panzer T 55 waren den südafrikanischen zumindest ebenbürtig. Der Nachschub von Menongue funktionierte, auch wenn die einzige Straße durch Freischärler der UNITA gestört wurde.

Zweimal war die Situation besonders kritisch:  zu Beginn der Offensive der Südafrikaner und  am Ende. Im Januar 1988 überrannten die Südafrikaner, von Nord-Osten kommend, mit starker Luftunterstützung die Bataillone 21 und 50 und drangen tief im Osten des Verteidigungsringes in die Stellungen ein. Erst die 31. und die 66. Panzer-Brigade des inneren Ringes konnten die Angreifer zum Stehen bringen. Das Gebiet östlich des Rio Cuanavale ging weitgehend verloren. Entlang des Rio Cutto musste auf seiner westlichen Seite eine neuen Verteidigungslinie aufgebaut werden. Im März griffen die Südafrikaner zur gleichen Zeit von Norden, Osten und Süden an. Ihre Attacken endeten in einem Debakel. Im Norden, im „Zwickel“ der Flüsse Cutto und Cuanavale, wie im Süden schlugen die kubanisch-angolanischen Truppen die Feinde mit der Taktik der „offensiven Verteidigung“ zurück, während im Osten die Tanks und Fußtruppen in die Falle eines großes Minenfeld gerieten, das die Kubaner heimlich errichtet hatten. Google Earth macht es möglich: Heute heute warnen Schilder vor den Gefahren dieses Minenfeldes. Nahe dem  Flugplatz existiert ein neuer Museumspark für die Helden von Cuito Cuananvale.

Der Krieg um Angola war entschieden. Südafrika zog seine Truppen ab. Die UNITA leistete noch Widerstand, der aber mit dem Tod ihres Anführers Jonas Savimbi zusammen brach. Namibia wurde frei, die „schwarzen Grenzen“ umschlossen Südafrika, und machten auch den Rassisten klar, dass  ihre Apartheit zu Ende war,  militärisch, ökonomisch und  politisch. Nelson Mandela kam 1990 frei, das Jahr, in dem unter Vermittlung der UNO Kuba seine Truppen in die Heimat bringen konnte, nachdem seine Mission erfüllt war mit insgesamt 308 tausend Internationalisten. Während in Europa alle Blicke auf den Fall der Berliner Mauer gerichtet waren, gab es 1990 welthistorisch noch zwei andere Ereignisse: im Süden Afrikas und in Venezuela. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nelson Mandela würdigte den Kampf um Cuito Cuanavale folgendermaßen: „ Cuito Cuanavale markiert den Weg im Kampf um die Befreiung des Kontinents und unserer Heimat von der Apartheid(...) Die Vernichtung des rassistischen Heeres in Cuito Cuanavale erlaubte es dem Volk von Namibia endlich seine Freiheit zu erreichen (…..) Die Vernichtung des Heeres der Apartheit inspirierte entscheidend das Volk in seinem Kampf um Südafrika“.

Seit  1990 schickt Kuba keine Soldaten mehr als „Internationalisten“  ins Ausland sondern Ärzte.

Literatur:

1.  Jorge Raúl Fernández Marrero, José Angel Gárciga Blanco: Angola, Saeta al Norte, La Habana, 2005

2. Relatos de Guerra: Los Héroes de Cuito Cuanavale, Pedro Campos, Maricel Acosta, La Habana, 2009

 


VON: GERD ELVERS






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