Zu Max Brym’s Artikel*

23.07.14
InternationalesInternationales, Debatte, TopNews 

 

von A. Holberg

ich stimme mit Max Brym in einigen Punkten (vermutlich) nicht überein:

1. halte ich es für falsch und politisch gefährlich, die Hamas (und andere islamistische Reaktionäre) als "faschistisch" zu bezeichnen, obgleich die Ähnlichkeiten in vieler Hinsicht unverkennbar sind;

2. halte ich die in seinem zweiten Satz tendenziell angelegte Äquidistanz zwischen beiden kämpfenden Lagern (arabischer Nationalismus vs. jüdischer Nationalismus) für unangebracht. Zwar ist es historisch so, dass - wie bereits von dem jüdischen Trotzkisten Israel Deutscher formuliert - das Problem darin besteht, dass die von den ("christlichen") Europäern gewissermaßen aus dem Fenster geworfenen europäischen Juden - wieder mit Hilfe der gleichen Europäer (die US-Amerikaner gehören dazu) auf die Palästinenser und mehr oder weniger anderen Araber gefallen sind.

Das aber darf Linke nicht davon abhalten, konkret den Unterschied zwischen dem unterdrückenden Nationalismus (Zionimus) und dem Nationalismus der Unterdrückten (in dieser Frage der Palästinenser) in den Mittelpunkt zu stellen und somit für die Auflösung Israels als zionistischen Staat (wohlbemerkt nicht für die Entfernung "der" jüdischen Israelis aus der Region!) einzutreten.

Abgesehen davon aber stimme ich Max Brym darin zu, dass ein gemeinsames Auftreten von Linken mit "anti-semistischen" (oder genauer "anti-jüdischen") Kräften außerhalb jeder Diskussion steht.

Wenn es denn so sein sollte - und ich befürchte, dass es aktuell nicht anders ist -, dass die Linke keine Kraft hat, religiös oder gar rassistisch motivierten antijüdischen Demonstranten gegen die zionistischen Verbrechen in Gaza (die ja keineswegs auf die aktuellen und vergangenen Militäroperationen Israels dort beschränkt werden können) eines Besseren zu belehren oder auch nur am Ausleben ihrer chauvinistischen Emotionen zu hindern, dann sollte sie in der Tat auf die Teilnahme an Demonstrationen verzichten und sich auf andere Wege der Solidarität mit den Opfern des Zionismus (zu denen im übrigen auch viele, wenn nicht die meisten Juden selbst gehören) konzentrieren.

Das ist übrigens eine Position, die auch der entspricht, die ich bezüglich der Situation in Syrien vertrete, wo die Linke (innerhalb und außerhalb Syriens) angesichts der absoluten militärischen Vorherrschaft ultrareaktionärer Kräfte in der Opposition schon lange keine Möglichkeit mehr hat, ihren berechtigten Kampf gegen die bürgerliche Baath-Diktatur mit einer fortschrittlichen Perspektive zu führen.

* Nahostkonflikt- Oder der Mut beiseite zu treten
www.scharf-links.de/44.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=45996&tx_ttnews[backPid]=56&cHash=d637c936cd


VON: A. HOLBERG


Nahostkonflikt- Oder der Mut beiseite zu treten - 22-07-14 20:48




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