Weltnaturkonferenz: Enttäuschender Zwischenstand nach Verhandlungen auf Ministerebene

18.12.22
UmweltUmwelt, Internationales, TopNews 

 

Von WWF

Auf der Weltnaturkonferenz in Montréal endete heute das High Level Segment auf Ebene der Ministerinnen und Minister. Aus Sicht des WWF sind die Ergebnisse besorgniserregend. Mehr politischer Wille und internationale Solidarität sind nötig, um ein Scheitern der Verhandlungen zu verhindern. Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland, kommentiert:
 
„Die Lage ist dramatisch. Wichtige Schlüsselelemente des Abkommens sind nach wie vor ungelöst und die Sorge ist groß, dass die Ziele weiter verwässert werden. In den vergangenen Tagen gelang es nicht, die vorhandenen Differenzen aufzulösen. Die Finanzierung bleibt der wichtigste Knackpunkt der Konferenz. Dabei ist die Natur unsere Lebensversicherung. Der Koalitionsvertrag der Ampelregierung bezeichnet das Aufhalten und Umkehren des Artensterbens als Menschheitsaufgabe. Doch die Staats- und Regierungschefs stellen weiter nicht das Geld bereit, das der Größe der Herausforderung entspricht. Sie wollen das Artensterben stoppen, ohne den politischen Willen für die nötige Finanzierung aufzubringen.
 
In wesentlichen Punkten droht sogar ein Rückschritt auf die letzten Vereinbarungen zur Biologischen Vielfalt von 2012. Angesichts der zwischenzeitlich weiter dramatisch vorangeschrittenen Biodiversitätskrise wäre das ein fatales Signal. Schädliche Subventionen, die die Natur zerstören, könnten nicht abgeschafft werden. Einigung fehlt auch bei der Definition der geforderten 30 Prozent Schutzgebiete an Land und im Meer bis 2030. Der jetzige Stand schafft es zudem nicht, den ökologischen Fußabdruck von Produktion und Konsum auf dem Planeten ausreichend zu reduzieren. Und wichtige Mechanismen, mit denen sich die Umsetzung der Ziele in den nächsten acht Jahren messen und nachjustieren lassen, drohen zu verschwinden. Wenn die Staaten die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten mit einem globalen Plan sichern wollen, dann müssen sie mehr tun: Ausreichend Geld bereitstellen, starke Ziele gegen die Treiber des Artensterbens beschließen und verbindliche Umsetzung durchsetzen. Die Fehler aus der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen. Es muss gelingen, die 15. Weltnaturkonferenz zum „Paris“-Moment für die Natur zu machen und damit das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit aufzuhalten.“

Hintergrund:
Die 15. UN-Weltnaturkonferenz (CBD COP15) findet nach mehrmaliger Verschiebung unter der Präsidentschaft Chinas vom 7. bis 19. Dezember im kanadischen Montréal statt. Nachdem die Vorgaben des bis 2020 gültigen Biodiversitäts-Abkommens verfehlt wurden, soll ein neues, ambitioniertes Abkommen mit globalen Zielen und einem Aktionsplan bis 2030 beschlossen werden. Die Weltnaturkonferenz beruht auf dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD), das 150 Staats- und Regierungschefs 1992 unterzeichnet haben, heute sind 196 Vertragsparteien beteiligt. Ziel ist bis 2050 eine Welt zu schaffen, die „im Einklang mit der Natur lebt“. Mehr als 10.000 Menschen werden zur COP15 erwartet.
 







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